Nahverkehr

Schwer entflammbar - trotzdem ausgebrannt


IGEB

1. Dez 1992

480 025 nach der Brandnacht: Inzwischen wurde die Ursache gefunden. Eine Wiederholung sei ausgeschlossen, versicherte die BVG nach Durchsicht aller Neubauzüge. Unverständlich bleibt, wieso der Wagen vollständig ausbrennen konnte. Foto: Bodo Schulz

Auf dem Bahnhof Lichtenrade wurde am frühen Abend des 3. November der S-Bahn-Triebwagen 480 025 ein Raub der Flammen. Nach Beendigung einer Leerfahrt vom Anhalter Bahnhof hatten örtliche BVG-Bedienstete das Feuer entdeckt, der Totalschaden war aber nicht mehr zu verhindern. Als Brandursache gilt ein defektes Relais (Fachausdruck "Schütz"), dessen Kontakte nach Abschaltung des Heizgebläses sich nicht ordnungsgemäß öffneten. Daher konnte der Strom trotzdem weiterfließen, was zur Überhitzung der Heizwiderstände führte. Genau das sollte gemäß den technischen Anforderungen eigentlich ausgeschlossen sein. Die für Entwicklung und Bau des ET 480 verantwortlichen Projektleiter betonten seinerzeit die hohe Sicherheit des Systems. Besonders stellten sie die Vorteile der über dem Wagenboden angeordneten Heiz- und Lüftungsaggregate heraus:"... Luftkanäle unter Flur können entfallen. Dadurch, daß die Luftführung nur oberhalb des Fußbodens realisiert wurde und deshalb keine Fußbodendurchbrüche vorhanden sind, wird bei einem Brand die Weiterleitung von Feuer und Rauch erheblich erschwert." Nachzulesen ist das im Abschnitt "Heizung und Belüftung" des Buchs "Der neue Triebzug ET 480" (Hestra-Verlag, Darmstadt). Im übrigen wurden bei der Inneneinrichtung nur "schwer entflammbare" Materialen verwendet. Ob an der Herstellung des Zuges beteiligte Firmen nun im Rahmen der Gewährleistung den Schaden bezahlen müssen, ist noch zu klären. Jedenfalls veranlaßte die BVG vorsorglich, alle 480er auf eventuelle Sicherheitsmängel zu überprüfen.

IGEB

aus SIGNAL 9-10/1992 (Dezember 1992), Seite 14-15