Schienenverkehrswochen 1993
Die Fahrgastverbände PRO BAHN und IGEB nahmen das 100-jährige Bestehen der Strausberger Eisenbahn zum Anlaß, die 10. Schienenverkehrs-Wochen am 21. August in Strausberg zu eröffnen. Die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Strausberg, der Strausberger Eisenbahn und den Fahrgastverbänden sorgte für ein gebührendes Stadtfest mit über 10.000 Festbesuchern, darunter neben den Strausbergern auch etliche aus Berlin und anderen Gegenden Deutschlands.
1. Sep 1993
Anläßlich des Jubiläums (eigentlich hätte am 17. gefeiert werden müssen, aber das war ein Dienstag) gab es für die knapp 30.000 Einwohner und ihre Gäste so unterschiedliche Veranstaltungen wie einen Umland-Bahnmarkt, ein Kinderfest, eine Jugend-Rockfete und, besonders erwähnenswert, eine vorübergehende provisorische "Straßenbahn-Streckenverlängerung" der besonderen Art: Der Regionalverband Märkisch-Oderland von PRO BAHN besorgte bei der DR einen Sonderzug, bestehend aus zwei CityBahn-Wagen, der vom Berliner Fahrgastzentrum auf dem Wriezener Bahnhof als Eröffnungszug der diesjährigen Schienenverkehrs-Wochen nach Strausberg fuhr und dort direkt auf die Gleise der Strausberger Eisenbahn rangiert wurde. Dann verkehrte er mit der E-Lok der Strausberger Eisenbahn im 80-Minuten-Takt auf der Güterstrecke - mit der Besonderheit, dabei eine Kaserne der GUS-Armee zu durchqueren! Damit wurden den Fahrgästen Einblicke ermöglicht, die den Strausbergern bislang nie gewährt wurden.
Anläßlich des Strausberger Eisenbahn-Jubiläums gab PRO BAHN Märkisch-Oderland die Festschrift "100 Jahre Strausberger Eisenbahn" heraus, die von Autoren des Denkmalpflege-Vereins Nahverkehr Berlin erarbeitet wurde und bei der GVE als SIGNAL-Sonderausgabe in der Reihe Berliner Umlandbahnen erschien. Zusammen mit dem Buch ließ die GVE sämtliche Sonderfahrkarten und Fest-Postkarten drucken und stellte sie Strausberg zur Verfügung.
Besondere Anerkennung für das gelungene Fest verdient die Strausberger Eisenbahn, oder richtiger: ihre 38 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie nämlich leisteten Überdurchschnittliches im Vorfeld des Festes, beispielsweise mit der Aufarbeitung eines Arbeitstriebwagens zum historischen Triebwagen im Fahrgastbetrieb, der zur Festeröffnung sein feierliches Roll-Out hatte und dann zusätzlich auf der Straßenbahnstrecke verkehrte. So fuhren auf der Hälfte des eingleisigen Strausberger Schienennetzes zeitweilig drei unterschiedliche Züge. Daneben leisteten die Mitarbeiter nahezu Unbeschreibliches, um für den City-Bahn-Zugverkehr provisorische Bahnsteige herzurichten und um ein stillgelegtes Gleis der Straßenbahn auf etwa einem Kilometer wieder provisorisch befahrbar zu machen. Auf dem vom Teer befreiten Gleis konnte so die Arbeitsgemeinschaft Märkische Kleinbahn mit ihrer Motordraisine die jüngsten der Festbesucher zum Kinderfest befördern. Damit bot sich für die kommende Generation ein Vorlaufverkehr der besonderen Art, denn es ist erklärter Wille der Stadt Strausberg, die örtliche Straßenbahn, die als Tramlinie 89 im Berliner Tarifsystem verkehrt, in nächster Zeit durch die Hauptgeschäftsstraße Strausbergs zu verlängern.
All diese Fahrvergnügen standen auch noch am Sonntag zur Verfügung. Zusätzliche Attraktion: Ein Doppeldecker der Berliner Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus verkehrte an diesem Tag zwischen Strausberg und dem benachbarten Buckow in der Märkischen Schweiz, so daß etwa tausend Strausberger mit dem Bus-Sonderverkehr bequem nach Buckow zum dortigen 2. Bahnhofsfest gelangen konnten - und umgekehrt.
IGEB
aus SIGNAL 7/1993 (September 1993), Seite 13