Aktuell
1. Dez 1993
Freie Wohnungen für auto-freie Bürger? Daß dies nicht mehr eine Utopie "alternativer Verkehrsfreaks" ist, zeigte sich bei einer Veranstaltung der Europäischen Akademie für städtische Umwelt in Berlin, die eine autofreie Siedlung in Bremen vorstellte. In der Siedlung Bremen-Hollerland verzichtet man auf Tiefgaragen und flächenzehrende Parkplätze. Stattdessen werden Spielplätze, viele Grünanlagen und ein attraktiver ÖPNV-Anschluß geboten. Die Bremer reagierten auf dieses Projekt sehr positiv. Junge Alleinstehende ebenso wie Familien und Rentner wollen in die dort entstehenden Miet- und Eigentumswohnungen einziehen.
"Autofrei" heißt aber nicht, daß aus dieser Siedlung jegliches Auto verbannt ist. Rettungs- und Lieferverkehr sind möglich. Auch Anwohner, die später auf ein eigenes Auto angewiesen sind, z.B. durch Berufswechsel oder Behinderung, brauchen keine Befürchtungen zu haben, dann umziehen zu müssen. Entscheidungen über die Duldung von Privatwagen werden von den Bewohnern gemeinsam getroffen.
Angesichts der ständig steigenden Belästigungen durch den Autoverkehr in Berlin gibt es hier viele Interessierte, die dem Bremer Modell nacheifern wollen. Verschiedene Standorte sind im Gespräch, z.B. der ehemalige Truppenübungsplatz in Lichterfelde Süd mit geplanten 2000 bis 2500 Wohnungen, der frühere Zentralviehhof an der Eldenaer Straße (Zentralviehhof) und der Flughafen Tempelhof.
IGEB
aus SIGNAL 9-10/1993 (Dezember 1993), Seite 17