Nahverkehr
Für Neu-Berliner (nicht nur aus Bonn) und Touristen bilden S- und U-Bahn ein einheitliches und zusammenhängendes System von Schnellbahnen. Die jahrzehntelange getrennte Entwicklung und die Konkurrenzsituation der beiden Systeme ist ihnen häufig unbekannt, ebenso die Tatsache, das S- und U-Bahn von zwei verschiedenen Unternehmen betrieben werden.
1. Dez 1999
Es gelingt jedoch auch Unternehmen immer wieder, so zu tun, als ob es den jeweils anderen nicht gäbe. So hat es die BVG auch in ihrer November-Ausgabe von BVG PLUS zum wiederholten Male geschafft, die Baumaßnahmen bei der S-Bahn zwischen Treptower Park und Baumschulenweg zu unterschlagen. Zumindest in der Legende der Schnellbahn-Spinne wäre ein entsprechender Hinweis notwendig gewesen.
Auch scheint es noch immer keinen kurzen Draht zwischen beiden Betrieben zu geben, um kurzfristig über Störungen beim jeweils anderen Unternehmen zu unterrichten. So kann zwar der Fahrgast der U5 auf dem U-Bahnhof Hellersdorf sehr schnell erfahren, wenn es zum Beispiel auf der U7 zwischen Rohrdamm und Rathaus Spandau hakt. Das ist sicherlich gut und richtig so. Ob aber der gleiche Fahrgast von einer Störung auf der S5 zwischen Friedrichsfelde Ost und Lichtenberg ebenso ausführlich erfährt, ist leider nicht so sicher.
Gleiches gilt auch für einen S-Bahn-Fahrgast, der zur „Konkurrenz" U-Bahn umsteigen will. Es ist jedoch nicht nur der Ausnahmefall „Störung", der besser zwischen beiden Unternehmen geregelt werden muß.
Eine besonders „gute" Koordination gelang beiden Unternehmen im September, als sowohl auf der U5 wie auf der S5 gebaut wurde. Gleichzeitig betätigten sich beide Unternehmen zwischen den Bahnhöfen Wuhletal und Lichtenberg in den Abendstunden nach 22.00 Uhr. Die Sonderfahrpläne wurden natürlich auch recht abgestimmt. Erhebliche Fahrzeitverlängerungen, Frust und Ärger bei den betroffenen Fahrgästen waren die Folge. Das wäre in diesem Umfang vermeidbar gewesen!
Gerade auf solchen Relationen, bei denen der Fahrgast unter Umständen bei entsprechender Information ausweichen kann, müssen Bauarbeiten abgestimmt werden.
An dieser Stelle erinnert die IGEB zum wiederholten Male an die Einrichtung eines „Bau-Koordinators" bei der Senats-Verkehrsverwaltung, um solche Pannen auszuschließen. Diese Stelle wurde bereits mehrfach vorgeschlagen.
An diesem Beispiel zeigt sich, daß eine solche Einrichtung überfällig ist. Man kann das auch als Verhandlungsvorschlag für die derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen verstehen.
Und sollte der Berliner Senat mit wichtigeren Dingen beschäftigt sein (zum Beispiel dem Anschrauben von Sitzen im Olympiastadion), müssen die Verkehrsbetriebe diese Arbeit selber machen und in regelmäßigen Runden ihre Bauarbeiten abstimmen.
Es ist im Interesse der gemeinsamen Fahrgäste, die man bei diesem Verhalten sonst zum größten Konkurrenten treibt: dem Auto.
IGEB
aus SIGNAL 8-09/1999 (Dezember 1999), Seite 16-17