Nahverkehr

Busverkehr in der Spandauer Altstadt: An der BVG liegt es nicht

Signal 7/99 stellt fest, daß es in Spandau rumort - weil der Bus nicht direkt in die Fußgängerzone fährt und Fahrgäste zu den notleidenden Geschäftsleuten in der Altstadt bringt. Da sagen wir, an uns soll es nicht liegen!


Berliner Verkehrsbetriebe

1. Jan 2000

Eine Buslinie durch die Spandauer Altstadt - das war und ist auch das Konzept der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Aber dafür waren die Zeiten in Spandau wohl noch nicht reif.

Zur Vorgeschichte: Seit Eröffnung der U-Bahn nach Spandau im Jahre 1984 fuhr die Linie 137 (früher 92) vom Falkenseer Damm aus nicht direkt zum Rathaus Spandau, sondern zunächst zum UBahnhof Altstadt Spandau. Dort wendete sie und fuhr zurück über Falkenseer Platz zum Rathaus Spandau. Dieser Umweg wurde zur (Wieder-) Eröffnung der Spandauer S-Bahn Ende Dezember 1998 gestrichen. Die direkte Verbindung zum neuen Spandauer „Hauptbahnhof" verkürzt die Fahrzeit und entspricht in Zeiten wie diesen, in denen wir sehr auf die Wirtschaftlichkeit unserer Linien achten müssen, den Anforderungen.

Seitdem klagen Geschäftsleute vor allem im Norden der Spandauer Altstadt über zurückgehende Umsätze, deren Ursache im weggefallenen Halt der Linie 137 gesehen wird. Obwohl wir an diesen direkten Zusammenhang nicht so recht glauben wollten, wurde das Problem von der BVG ernst genommen. Wir hatten dabei schon im Sommer vorgeschlagen, die Altstadt direkt mit einer Buslinie durch die Fußgängerzone Breite Straße zu erschließen. Die Linie 231 sollte von Hakenfelde kommend über Falkenseer Platz, U-Bahnhof Altstadt Spandau, Fußgängerzone Breite Straße (mit einer neuen Haltestelle im Fußgängerbereich), Stabholzgarten zum Rathaus Spandau und von dort direkt über Altstädter Ring und Falkenseer Platz zurück nach Hakenfelde fahren.

Diese fahrgastfreundliche und für uns wirtschaftlich tragfähige Lösung fand bei Geschäftsleuten und Lokalpolitikern kein Gefallen. Mit vereinten Kräften wurde durchgesetzt, daß zum 27. September die Leistungen des 137er auf zwei Linien aufgeteilt wurden: alle 20 Minuten fährt statt des 137ers ein 337er, der die alten Wendefahrten der Linie 137 am U-Bahnhof Altstadt Spandau wieder aufnimmt.

Dieser Kompromiß erscheint uns nach wie vor die schlechtere Lösung zu sein: schlecht für die Erschließung der Altstadt, weil sie wieder nur am Rande erreicht wird, und schlecht für die Fahrgäste, weil es zwischen Bus 137 und 337 wegen der unterschiedlichen Fahrzeiten zwischen Freudstraße und Rathaus Spandau zu krummen Takten und damit zu unnötigen Wartezeiten kommt.

Trotzdem soll dieser Vorschlag seine Chance bekommen: wenn die Fahrgäste ihn annehmen und auch die Geschäftsleute dadurch auf ihre Kosten kommen, werden auch wir damit leben. Ändert sich allerdings nicht viel, müssen wir neu nachdenken, und das heißt auch, wieder einen neuen Linienverlauf vorzuschlagen. Vielleicht ist die Zeit dann reif für einen Bus, der mitten durch die Fußgängerzone fährt und die Fahrgäste direkt zu den Geschäften bringt. Übrigens, anderswo ist man da weiter: zum Beispiel in Braunschweig, Görlitz und Lübeck, da funktioniert das prima.

Berliner Verkehrsbetriebe

aus SIGNAL 10/1999 (Dezember 1999 / Januar 2000), Seite 7