Schienenverkehrswochen 2000

BVG-Chef stellte sich den Fahrgästen


IGEB, Abteilung Stadtverkehr

1. Feb 2001

Wie in den letzten Jahren auch war der BVG-Vorstandvorsitzende Rüdiger vorm Walde Gast bei den Schienenverkehrs-Wochen. Im Rahmen eines Kundenforums stand er den Gästen im Fahrgastzentrum im Bahnhof Jannowitzbrücke Rede und Antwort. Dabei ging es nicht um nur Kleinigkeiten und Unzulänglichkeiten, die der Fahrgast bei der BVG erlebt, sondern auch um Grundsätzliches.

So erläuterte Herr vorm Walde, daß im bis zum Jahr 2007 gültigen Unternehmensvertrag auch eine Optionsklausel zur Bildung einer Holding mit der DB AG erhalten sei. Er verschließe sich der Bildung einer Holding nicht, sofern dies in einer für die BVG fairen und zuträglichen Weise erfolgt. Vor dem Hintergrund des erheblichen Fahrtenausfalls im Busverkehr in den letzten Monaten wurde die Frage nach dem „Wasserkopf" der BVG-Verwaltung angesprochen. Die BVG hat zur Zeit ca. 1100 „klassische" Verwaltungsmitarbeiter. Durch einen Wirtschaftsvergleich mit anderen Verkehrsunternehmen hat man festgestellt, daß es eigentlich nur halb so viele sein dürften. Aber anders als die Beschäftigten im Fahrdienst seien die Verwaltungsmitarbeiter auch mit Prämien nur schwer „zu bewegen". Immerhin gebe es inzwischen aber eine stattliche Zahl von Mischarbeitsplätzen - besonders beim Werkstattpersonal, die bei Engpässen auch Fahrdienste übernehmen.

Breiten Raum nahm natürlich auch wie der der Themenkreis Verhalten der BVG-Mitarbeiter gegenüber den Fahrgästen ein. Während einige Fahrgäste von äußerst positiven Erlebnissen mit freundlichen Busfahrern berichteten, mußte sich Herr vorm Walde bei auch Einzelfällen krasses Fehlverhalten seiner Mitarbeiter vorhalten lassen. Kritisiert wurde, daß der Bereich Qualitätsförderung häufig erst Monate nach der Beschwerde zu den Vorgängen Stellung bezieht. Und festzuhalten bleibt auch, daß das Wundermittel „RBL" (rechnergestütztes Betriebsleitsystem), mit dem ja gerade auch die Umsteigeanschlüsse besser werden sollten, offenbar erstmal das ganze Gegenteil bewirkt: Selbst an Knotenpunkten, die über Leitstellen-gesicherte Anschlüsse verfügen (sollen), wie zum Beispiel am Rathaus Steglitz, sieht der Fahrgast unter Umständen nur noch die Rücklichter. Die bisher wenigen) mit RBL ausgestatteten Busse „funken" über einen anderen Kanal als die nicht mit RBL ausgestatteten Busse und sind auch für die Leitstelle nur noch schwierig zu erreichen. Wenn sich nun ein mit RBL ausgestatteter Bus verspätet, sind selbst die motiviertesten Mitarbeiter hinter dem Lenkrad und in der Leitstelle hilflos (weil sie nicht wissen, ob der Bus in einer Minuten oder in 10 Minuten kommt) und die Fahrgäste verpassen ihren Anschluß. Beim späteren Sprechtag für Busfahrgäste bestätigte Unternehmensbereichsleiter Lawerentz diese Probleme, versicherte aber, daß dieses Problem jetzt so nicht mehr bestehen würde.

Positives zu berichten wußte Herr vorm Walde über die Beschleunigung der Straßenbahn. Nach Realisierung der ersten Beschleunigungsstrecken macht sich dies auch betriebswirtschaftlich durch geringeren Personal- und Fahrzeugeinsatz positiv bemerkbar, aber eine Beschleunigung wie z.B. in Stuttgart erreicht man mit der in Berlin üblichen „relativen Vorrangschaltung" nicht. Der BVG-Chef ist zuversichtlich, daß der weitere Ausbau des Straßenbahnnetzes zügig vorangehe und beim optimistischen Blick in die Zukunft vergaß Herr vorm Walde auch nicht die Wünsche hinsichtlich des weiteren Ausbaus des U-Bahnnetzes. Nach dem Bau der U5 besitzt für ihn die Verlängerung der U7 zum neuen Flughafen Schönefeld hohe Bedeutung. Bis zur Fertigstellung dieser U-Bahnstrecke hat die BVG ja sicherlich noch reichlich Zeit, den auch bei dieser Veranstaltung erneut von Fahrgästen geforderten Einbau von Gepäckablagen in die Flughafenbusse X9, 109 und 128 zu prüfen...

IGEB, Abteilung Stadtverkehr

aus SIGNAL 9-10/2000 (Januar/Februar 2001), Seite 16-17