Berlin
Die S-Bahn Berlin GmbH wird sich dafür einsetzen, daß es im kommenden Jahr im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zu keinen Fahrpreiserhöhungen kommt. Dies gab der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, am Montag in der Bundeshauptstadt bekannt: Unser Ziel ist ein faires Preis - Leistungs - Verhältnis im öffentlichen Personennahverkehr.
1. Dez 2001
Mit dieser Grundsatzposition erteilt die Konzerntochter der Deutschen Bahn AG der bislang üblichen Praxis von jährlichen Tarifanpassungen zum 1. August eine klare Absage. Zusammen mit der DB Regio AG befindet sich die S-Bahn Berlin GmbH damit im Einklang mit den Aufgabenträgern.
Steigende Betriebskosten sollen durch zusätzliche Fahrgäste kompensiert werden. Die S-Bahn Berlin GmbH strebt eine Steigerung der Nutzerzahl von 291 Millionen Fahrgästen im Jahr 2000 auf 300 Millionen für das Jahr 2002 an. „Mit hochmodernen neuen Zügen, komplett wieder hergestellten Ost-West-Verbindungen und der Eröffnung des Vollrings im Sommer nächsten Jahres werden wir dieses Ziel erreichen", zeigte sich S-Bahn-Geschäftsführer Günter Ruppert überzeugt.
Die S-Bahn Berlin GmbH ist ein 100%iges Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG und seit ihrer Gründung 1995 zum Vorbild für effizienten ÖPNV in der Bundesrepublik geworden.
Mehdorn forderte einfachere Tarifstrukturen für die Region Berlin-Brandenburg: „Nicht Sonderangebote für Einzelne, sondern gerechte Fahrpreise für alle sind unser Wunsch."
[IGEB]: „Keine Fahrpreiserhöhung 2002 und einfachere Tarif Strukturen" fordern Bahnchef Mehdorn und die S-Bahn GmbH. Mancher Leser dieser Nachricht wird sich verwundert die Augen reiben oder einen ganz dicken SIGNAL-Fehler vermuten. So ging es offensichtlich auch anderen, als Mehdorns Forderung am 5. November verbreitet wurde. Umgehend wurden dem Bahnchef böse Hintergedanken unterstellt, z.B. hinsichtlich einer beschleunigten Fusion von S-Bahn und BVG. Nach IGEB-Kenntnissen ist das falsch und für uns auch nicht nachvollziehbar. S-Bahn und DB Regio haben, wie alle Verkehrsunternehmen, zum Jahreswechsel 2001/2002 erhebliche Mehrarbeit durch die Umstellung von DM auf Euro. Zusätzlich ist bei der Bahn für Dezember 2002 die große Umstellung auf das neue DB-Tarifsystem geplant. Es gibt also ganz praktische Gründe, sich nicht auch noch mit einer Tariferhöhung im August zu belasten. Hinzu kommt, daß seit der Einführung des VBB-Tarifs immer wieder eine Überprüfung der gesamten äußerst komplizierten Tarifstruktur versprochen wurde - bisher ohne Ergebnisse. Stattdessen wurden zwischenzeitlich zusätzliche Tarifangebote wie die Freizeitkarte und das Berlin-Ticket eingeführt. Gerade die diesjährige Tarifrunde war durch Pokern, Feilschen und Tricksen gekennzeichnet. Nach diesen schlimmen Erfahrungen wollen S-Bahn GmbH und DB Regio für die nächste Tarifrunde zuvor solide Erfahrungswerte vorliegen haben - und das dauert noch.
Hinzu kommt, daß häufige kleine Fahrpreiserhöhungen für die Verkehrsunternehmen angesichts des großen Aufwandes bei jeder Umstellung teurer sind als gelegentliche größere. Es gibt also vielfältige Gründe für ein Eigeninteresse der Verkehrsunternehmen, die VBB-Fahrpreise nicht schon zum 1.August 2002 erneut zu erhöhen. Daß sich solch ein Interesse in der Öffentlichkeit gut verkaufen läßt, ist das gute Recht der S-Bahn GmbH. Auch aus Fahrgastsicht ist es gut, wenn die VBB-Tarife endlich einmal über ein Jahr lang stabil bleiben und wenn dann auf der Basis von Verkaufszahlen die nächste Tarifänderung (nicht nur Erhöhung) so gestaltet wird, dass in Berlin und Brandenburg mehr Menschen mit Bahnen und Bussen fahren. Und um das zu erreichen, brauchen wir auch einfachere Tarif Strukturen. Da hat Herr Mehdorn vollkommen Recht.
S-Bahn Berlin GmbH
aus SIGNAL 8/2001 (Dezember 2001), Seite 7