Baden-Württemberg

Alle Wetter - die Deutsche Bahn AG

Zu Einschränkungen im DB-Nahverkehr ist es zwischen 12. und 22. November 2002 in Baden-Württemberg gekommen. Betroffen hiervon waren mehrere Verbindungen von und nach Stuttgart (Ulm, Pforzheim, Lauda, Crailsheim) sowie die Strecke Marbach - Backnang. Die Reisenden wurden auf andere Züge oder Busse verwiesen.


DBV Südwest

1. Jan 2003

Ursache hierfür soll ein - nach Angaben der DB - „witterungsbedingter" Lok- und Fahrzeugmangel sein, wie es in der Presseinformation heißt:

„Lokomotiven und Triebwagen müssen wegen vermehrt auftretenden Flachstellen an den Rädern häufiger zur Inspektion in die Werkstatt gebracht werden. Solche Flachstellen entstehen, wenn sich jahreszeitlich bedingt auf den Schienen durch die Verbindung von Feuchtigkeit mit Laub und Ablagerungen aus der Luft ein Schmierfilm bildet und die Räder beim Bremsen blockieren. Durch die Anhäufung dieser Fälle ist ein Rückstau nicht einsatzbereiter Fahrzeuge entstanden, der nun abgearbeitet wird.

Damit die Fahrgäste sich auf die geänderte Situation einstellen können, hat sich die Bahn entschlossen, bis voraussichtlich Ende November in Nord- und Ost-Württemberg vereinzelt Züge „planmäßig" aus dem Fahrplanangebot zu nehmen. Die Fahrgäste werden durch Aushänge an den Bahnhöfen, Handzettel in den Zügen und durch die Zugbegleiter streckenbezogen über ausfallende Züge und alternative Verbindungen informiert.

Darüber hinaus unternimmt die Bahn alle Anstrengungen, um diese Phase der Beeinträchtigung so kurz wie möglich zu halten. So ist zum Beispiel die Unterflurdrehbank im Werk Plochingen rund um die Uhr im Einsatz, um die Flachstellen an den Fahrzeugrädern zu beseitigen."

Die Ursache bei diesen ausführlichen technischen und logistischen Erklärungen tatsächlich dem Wetter zuzuschieben, ist abenteuerlich. Vor mehr als zwanzig Jahren warb die Bundesbahn noch unter dem Slogan „Alle reden vom Wetter. Wir nicht" für die Zuverlässigkeit der Eisenbahn. Auf die Deutschen Bahn AG wird man sich wohl nicht mehr verlassen können.

Aber der Fahrzeugmangel ist hausgemacht, wenn keine Reserven zur Verfügung stehen. Gerne weigert sich die DB heute, Fahrzeuge zu beschaffen, wenn sie keine langfristigen Verkehrsverträge bekommt. Man wisse schließlich nicht, was mit überzähligen Fahrzeugen passieren solle, sofern die DB eine Ausschreibung nicht gewinne. Diese Haltung wird die Bahnkunden, die auf ihren bereits vom Land bestellten Zug gewartet haben, sicherlich nicht trösten.

DBV Südwest

aus SIGNAL 6/2002 (Januar 2003), Seite 29