Brandenburg
Die Geduld der Fahrgäste ist gefordert!
1. Mai 2003
Auf 264 Kilometern wird die Strecke Berlin - Hamburg derzeit für Geschwindigkeiten von bis zu 230 km/h ausgebaut. Vom 14. Juli bis 27.September 2003 erfolgt aus diesem Grund für insgesamt 76 Tage eine Totalsperrung zwischen Nauen und Neustadt (Dosse). Die Züge werden umgeleitet beziehungsweise durch Busse ersetzt.
In den Ausbau der Strecke Berlin - Hamburg für eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h werden insgesamt rund 650 Millionen investiert, davon im Jahr 2003 ein Teilbetrag von ca. 220 Millionen Euro. Ende 2004 will die Deutsche Bahn dann die Fahrzeit mit dem ICE zwischen Berlin Zoologischer Garten und Hamburg Hauptbahnhof auf unter 100 Minuten verkürzen.
Im Rahmen der Baumaßnahmen werden unter anderem Schwachstellen im Untergrund mittels Bodenaustausch oder Verfestigung des Gleisunterbaus saniert. Die Gleise müssen zum Beispiel durch Verstärkung des Schotterbettes für die geplante Höchstgeschwindigkeit hergerichtet, weiterhin auch rund 100 Weichen neu oder umgebaut werden. Zugsicherung und Fahrleitungsanlagen müssen ergänzt bzw. ertüchtigt, zusätzlich auch die Anlagen der Bahnstromversorgung erweitert werden. Einen Schwerpunkt der Ausbaumaßnahmen bildet auch der kostenintensive Ersatz von 54 Bahnübergängen; acht werden dabei ersatzlos geschlossen, 25 mit einer Straßenüberführung, weitere 12 durch eine Eisenbahn-Überführung ersetzt und insgesamt neun mit Straßenbau-Maßnahmen an das vorhandene Straßen- und Wegenetz angeschlossen (Gesamtinvestitionen in den Ersatz der Bahnübergänge: 153 Millionen).
Schwerpunkt der Investitionen im laufenden Jahr ist der in Brandenburg liegende Streckenabschnitt. Neben dem Umbau des Bahnknotens Wittenberge, in dem bis Jahresende ein weiterer Bahnsteig in Betrieb geht sowie die „Magdeburger Seite" aufgegeben wird, konzentrieren sich die Arbeiten ab Sommer 2003 vor allem auf den Abschnitt zwischen Nauen und Neustadt (Dosse). Auf diesem rund 40 Kilometer langen Streckenabschnitt werden in den Jahren 2003 und 2004 in die Ertüchtigung der Gleisanlagen, in den Ersatz von Bahnübergängen und in die Streckenausrüstung ca. 115 Millionen Euro investiert. Allein 30 Millionen kostet die Beseitigung der zehn Bahnübergänge.
Unter anderem in Neustadt (Dosse) werden die Bahnsteige an den durchgehenden Hauptgleisen mit Einrichtungen zum Schutz von wartenden Reisenden bei durchfahrenden Zügen ausgestattet (Verbreiterung des markierten Gefahrenraumes, Sicherheitsgeländer, Warnschilder, Blindenleitstreifen und automatische Lautsprecherdurchsagen an insgesamt 21 Zugangsstellen auf der Gesamtstrecke), die in einem Betriebsversuch Anfang 2004 getestet werden sollen.
Auf 13 Kilometern wird der Gleisunterbau ertüchtigt, ferner müssen die Eisenbahnbrücken über die Dammstraße in Nauen und über den Havelländischen Großen Hauptkanal bei Paulinenaue erneuert werden.
Um konzentriert in kurzer Zeit Gleise, Unterbau bzw. Leit- und Sicherungstechnik ertüchtigen zu können, wird vom 14. Juli bis zum 27. September 2003 der Streckenabschnitt zwischen Nauen und Neustadt (Dosse) für 76 Tage leider komplett gesperrt. Bis zu 500 Bauleute sollen in diesem Zeitraum für die erforderlichen Baumaßnahmen rund um die Uhr eingesetzt werden. Die Intercity- und Regionalexpress-Züge werden von Berlin über Stendal und Wittenberge, die ICE über Stendal und Uelzen Richtung Hamburg fahren. Zwischen Wittenberge und Neustadt (Dosse) wird ein Regionalexpreß-Shuttle, zwischen Nauen und Neustadt/Dosse ein Busshuttle eingerichtet. Die Fahrzeiten im Fernverkehr bleiben durch die Umleitung unter anderem über die Schnellfahrstrecke Richtung Hannover nahezu gleich, jedoch werden sich die Fahrzeiten zum Beispiel für Pendler aus den Gemeinden zwischen Nauen und Neustadt/Dosse mit dem Schienenersatzverkehr erwartungsgemäß verlängern. Die Fahrplanänderungen werden im Einzelnen etwa im April/Mai 2003 vorliegen.
Abschließend bleibt festzustellen, daß die inakzeptabel langwierige politische Entscheidungsfindung bezüglich der Magnetschnellbahn, verbunden mit nochmals erheblichen Baumaßnahmen für die 2. Ausbaustufe der klassischen Eisenbahn-Strecke zu deutlich erschwerten betrieblichen Situationen bei der Deutschen Bahn führt (eingeschränkte Kapazität auf Umleitungsstrecken, daraus hohe Verspätungsanfälligkeit). Unzählige Bahnkunden, die täglich auf ein zuverlässiges und pünktliches Bahnangebot zum Beispiel für den Weg zur Ausbildung oder aus beruflichen Gründen angewiesen sind, müssen die Folgen dieses Vorgehens tragen bzw. auch noch teuer bezahlen!
IGEB Fernverkehr
aus SIGNAL 2/2003 (April/Mai 2003), Seite 30-31