Hessen

Horlofftalbahn: Politik muss jetzt Farbe bekennen

Die Veranstaltung zum ETC-Gutachten in Wölfersheim hat aus Sicht des Fahrgastverbandes Pro Bahn & Bus gezeigt, dass an dem vorgestellten Gutachten Zweifel angebracht sind. Besonders die hohen Investitionskosten und die untersuchten Fahrgastpotentiale sind fragwürdig.


Pro Bahn & Bus

1. Mai 2003

Ein großes Problem stellen die anfallenden Betriebskosten dar. Tatsache ist, das die Auslastung der Strecke deutlich verbessert werden muss, um ein langfristiges Überleben der Bahnlinie Hungen - Friedberg zu sichern. Die Gutachter legten bei der Potentialermittlung dar, dass im Vergleich zu Nidda mit 16.000 Einwohnern Hungen nur rund 12.000 Einwohner aufzuweisen hat. Auf Nachfrage wurde deutlich, dass der Raum Laubach und Langsdorf - Lieh beim Fahrgastpotential völlig unberücksichtigt blieb. Nach Auffassung von Pro Bahn & Bus wird mit dem Weglassen von Fahrgastpotentialen der Abschnitt nach Hungen bewußt schlecht gerechnet.

Aus Sicht des Fahrgastverbandes sind die zu zahlenden Betriebskosten für die Strecke nur dann gerechtfertigt, wenn auch gleichzeitig in die Strecke investiert wird. „Damit einher gehen muss die Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf mindestens 80 km/h und der Einbau moderner Leit- und Sicherungstechnik. Diese Maßnahmen würden das Flügeln der Züge ermöglichen, die Personalkosten verringern und eine Verknüpfung in Hungen auf die Lahn-Kinzig-Bahn ermöglichen, so dass die Strecke für den Fahrgast attraktiver wird", sagt Petra Becker, Vorsitzende von Pro Bahn & Bus.

Die Gutachter betonten mehrmals, das die Investitionssummen für den Erhalt der Strecken Infrastruktur nicht von den Kommunen direkt bezahlt werden müssen, sondern über die zu zahlenden Trassenpreise an die Deutsche Bahn Netz AG. „Noch bei der Präsentation des Gutachtens vor zwei Wochen vor Politikern war der Eindruck entstanden, die Anliegerkommunen und Kreise hätten die anstehenden Investitionskosten komplett allein zu schultern. Allerdings müssen die Kreise eine Bestellgarantie von 20 Jahren abgeben, damit die DB AG Investitionssicherheit hat. Dieses Verfahren war bei bereits durchgeführten Sanierungen von anderen Strecken üblich", so Petra Becker.

Der Wetterauer Landrat Rolf Gnadl kritisierte nach Meinung von Pro Bahn & Bus zu Recht die Haltung des Landkreis Gießen, eine langfristige Bestellgarantie abzugeben. Zwar tagte die Nahverkehrsgesellschaft VVGG, konnte sich aber zu keinem Entschluss durchringen und verschob die Entscheidung an den Gießener Kreistag, der Ende März wieder tagte.

Pro Bahn & Bus fordert beide Anleger kreise sowie den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) auf, konstruktiv an die Finanzierung der Betriebskosten zu gehen und dabei Animositäten, wie sie in Wolfersheim zum Vorschein kamen, hinten an zu stellen. „Es muss den Poltikern klar sein, dass bei einer Abbestellung Hungen - Wölfersheim dies zu einem bedeutenden Standortnachteil an der Schnittstelle Ostkreis Gießen - Rhein-Main-Gebiet führt. Zahlreiche zugezogene Bürger auf der Versammlung bestätigten dies, als sie beschrieben, warum sie in den vergangenen Jahren gerade in Berstadt, Wohnbach oder Hungen ihr Haus gebaut haben und dies angesichts der Abbestellungsdiskussion mittlerweile bedauern", betont Petra Becker.

Pro Bahn & Bus schätzt die Praxistauglichkeit des im Gutachten vorgeschlagezeitkarten, Platzreservierungen, Firmenkundenabonnement „FIA", Gruppenreisedienst. Die Anschrift: BTE-Ticketcenter, Bahnhofstraße 12, 97437 Haßfurt. Die Internet-Seite www.bahntouristikexpress.de informiert Sie über weitere Details und ermöglicht auch Fahrkartenbestellungen. Foto oben: Blick in die Altstadt der 760 Jahre alten Stadt Haßfurt. Foto: Christian Gloel Foto unten: Bahnhof Haßfurt. Foto: Christian Gloel nen kombinierten Bus-Bahn-Verkehr als gering ein. „Dieser wird von den Fahrgästen noch schlechter angenommen werden als das bisherige Angebot mit Umsteigen in Beienheim. Wird der Vorschlag des Gutachters umgesetzt, kann davon ausgegangen werden, dass nur noch die Personen den Öffentlichen Verkehr im Bereich Hungen - Wölfersheim nutzen, die mangels eigenem Fahrzeug keine Alternative haben. Damit dürfte nach wenigen Jahren auch Wölfersheim - Beienheim zur Disposition stehen."

Pro Bahn & Bus

aus SIGNAL 2/2003 (April/Mai 2003), Seite 32-33