Fahrgast-Report

Aus dem Briefkasten der Fahrgastabteilung

Sommerzeit, Sonnenzeit - Kummerzeit? Ein Blick in die Postmappe zeigt, daß auch die warme Jahreszeit unangenehme Überraschungen für die Kunden des Berliner Nahverkehrs bereithält.


IGEB

1. Sep 2003

So hat die S-Bahn weiterhin mit dem Betrieb auf dem Ring zu kämpfen, wenn auch mit der Beruhigung (verglichen mit der Zeit nach dem Ringschluss vor einem Jahr). Aber auch andere Ärgernisse sind in den Vordergrund getreten.

So beklagt ein Einsender aus dem Einzugsbereich des Bahnhofes Schöneweide, daß die dort am Ausgang nach Johannisthal aufgestellten Fahrkartenautomaten nachmittags nicht benutzbar sind: Die dann im Südwesten stehende Sonne fängt sich derart in den Displays, daß eine Benutzung nahezu unmöglich wird. Hier wäre Abhilfe nötig, zum Beispiel indem die Automaten um 90 Grad gedreht und mit nach Norden weisenden Bedienfeldern aufgestellt werden. Der an Buswartehallen erinnernde Wetterschutz ist jedenfalls untauglich.

Nach wie vor stößt auch die einfach nur schlechte Ausschilderung der Züge auf den Bahnhöfen entlang der Görlitzer Bahn auf wenig Gegenliebe bei den S-Bahn-Kunden. Ein Zitat aus einer Zuschrift: „... so ist die S-Bahn, statt neue Zugzielanzeiger zu beschaffen, schon vor einer Weile auf die Idee gekommen, die Züge 'Richtung Irgendwas' zu schildern. Das ist eine derart jämmerliche Notlösung, daß man schon fast Mitleid mit der S-Bahn bekommt. Dabei wäre die Lösung selbst mit den alten Anzeigern möglich, wenn man nicht krampfhaft darauf bestehen würde, die Ringzüge nach Gesundbrunnen auszuschildern. Seit 1993 (also fast neun Jahre lang) stand an den Zügen über den Südring Westend als Ziel, damit war alles klar..." Dem ist aus unserer Sicht wenig hinzuzufügen: das Ziel Westend für die Südring-Züge würde die stets aktuelle Frage „Na, wie fährt der denn nun?" weitgehend beantworten und die Notlösung erübrigen - wenn man schon außer dem Geld für die Umlackierung der alten Pragotron-Anzeiger keine Investition in neue Anzeigegeräte tätigen möchte.

Aber auch die BVG schafft es immer wieder, sich die Begeisterung der Fahrgäste zu sichern. So berichten mehrere Einsender übereinstimmend, daß die Straßenbahn-Linie 3 im Frühverkehr möglicherweise nach dem Mond, aber jedenfalls nicht nach Fahrplan fährt. Verfrühungen ab Hohenschönhausen Richtung Innenstadt von drei Minuten kommen trotz RBL usw. „schon mal vor". Von der 26 wird ähnliches berichtet, was aber die 61 seit Wochen mehr als ausgleicht: Sie bringt es früh, mittags und abends ab Köpenick in Richtung S-Bahnhof Schöneweide auf zuverlässige vier Minuten Verspätung, was natürlich dem Takt in der Wilhelminenhofstraße und An der Wuhlheide nicht gut bekommt.

Einen besonderen Coup landete die BVG mit ihrer von keinerlei Sachverstand beeinflussten Sparentscheidung, den 142er Bus seit 16. Juni einzustellen. Mit dieser Maßnahme schaffte es das Unternehmen, gleich mehrere Behindertenschulen in Friedrichshain vom ÖPNV abzuhängen. Die Resonanz in den Zuschriften an die IGEB ist entsprechend. Aber was soll's, wenn sowieso bald Schüler- und Monatskarten und ähnliche Wohltaten von der BVG gestrichen werden, kann sich von den Betroffenen eh niemand mehr das Busfahren leisten... Aber an dieser Katastrophe sieht man sehr eindrucksvoll, was herauskommt, wenn Entscheidungen am grünen Tisch und dann noch auf Grundlage des notorisch fehlerhaften Kartenmaterials der BVG getroffen werden.

IGEB

aus SIGNAL 4/2003 (August/September 2003), Seite 46