Berlin
1. Dez 2003
Als wir uns in SIGNAL 4/03 ausführlich mit der U5 befassten, ahnten wir nicht, wie schnell das Thema wieder aktuell sein wird. Berlin und Bund wollen den Rohbautunnel zwischen Lehrter Bahnhof (Hauptbahnhof), Reichstag und Brandenburger Tor ab 2006 mit einer auf einem Gleis pendelnden U-Bahn befahren. Damit müssen viele Millionen Euro in den Ausbau einer Strecke ohne nennenswerten Verkehrswert gesteckt werden. Denn weder durch die Bundestagsabgeordneten noch die Touristen ist der Betrieb einer U-Bahn hier wirtschaftlich und verkehrlich zu rechtfertigen, zumal die Betriebskosten durch den Inselbetrieb ohne Anschluss an das übrige Netz mit Werkstatt überdurchschnittlich hoch sein werden. Und wenn dann bei einer Großveranstaltung am Brandenburger Tor doch einmal großer Fahrgastandrang sein wird, muss die Stummelstrecke wegen Überlastung geschlossen werden. Aber das alles schreckt Bund und Land offensichtlich nicht ab. Sollte diese Spielzeugbahn also tatsächlich realisiert werden, müssen der BVG wenigstens die hohen Betriebskosten gesondert erstattet werden. Andernfalls würde diese Strecke durch Einsparung anderer sinnvoller Verkehrsangebote finanziert werden müssen. Es wäre ein Skandal.
IGEB
aus SIGNAL 5/2003 (November/Dezember 2003), Seite 12