Brandenburg

Der Verkehrsverbund ein zahnloser Tiger ?

Der VBB scheint immer mehr nur ein kostenintensiver Papiertiger zu werden. Mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet, sollte er viel für die Fahrgäste bewegen. Geblieben ist, auch dank politischer Einflüsse, ein Kleinkrieg zwischen verschiedenen Beteiligten (Verkehrsbetrieben und Gebietskörperschaften).


DBV Potsdam-Mittelmark

1. Mär 2004

Relativ wenig Einfluss genommen wird auf die Abstimmung von Angeboten oder die Durchführung von Verkehren. Als Beispiel sollen hier die Geschichten um den zusätzlichen Halt des RE 1 in Werder/Havel oder in Berlin-Karlshorst dienen - beides Punkte mit großem Fahrgastpotenzial und guten Anschlüssen. Versagt hat man ebenso bei der Reaktion auf die Einstellung des Bahnverkehrs zwischen Brandenburg und Belzig. Hier gab es gültige Verträge nach Ausschreibungen, die ja noch laufen müssten. Ausgeschrieben werden ja ohnehin nur unattraktive Nebenstrecken.

Geschaffen werden sollte durch den VBB ein einheitliches Erscheinungsbild für Aushänge und ähnliche notwendige Informationen für Fahrgäste, doch auch hier benötigt der Kunde immer noch ein Fahrgast-Abitur und gute Augen, da jeder Verkehrsbetrieb die notwendigen Informationen anders darstellt.

Eine Postkarte des Verkehrsverbundes Berlin/Brandenburg. Postkarte: Sammlung Frank Lammers

Fragwürdig ist ebenso das Erstellen und Ändern von Tarifen. Hier leiden Fahrgäste unter ungerechten Schildbürgerstreichen. Beispiel: Fährt man mit dem Bus 118 zum S-Bahnhof Griebnitzsee, bezahlt man „Berlin B", da der Bus ja eigentlich Transit fährt. Nutzt man hingegen die S-Bahn, zahlt man „Berlin C" für die Fahrt zum selben Bahnhof. Doch im Gegenzug schafft man es nicht für den Potsdamer Bus 694 eine Lösung für den Halt in Steinstücken zu schaffen, der Bus fährt unnötigerweise ohne Halt durch, da es keine Tarifregelungen gibt. Dabei zählt die Beseitigung solcher Unstimmigkeiten zum ureigensten Aufgabengebiet des Verkehrsverbundes in seiner Funktion als Koordinierungsinstanz. Erkennbar ist stattdessen meist nur ein politischer Verteilungskampf der Verkehrsunternehmen um Fahrgeld und Fördermittel. Oft bezahlt der Fahrgast oder der Steuerzahler diesen unnötigen Kampf.

Der Fahrgast nimmt den Verbund zurzeit oft nur durch die Aufkleber an den eingesetzten Fahrzeugen, die Kundenzeitung (so sie überhaupt flächendeckend verteilt wird) und die jährlichen drastischen Fahrpreiserhöhungen war. In Anbetracht der erheblichen finanziellen Aufwendungen für den Verbund ein auf Dauer nicht hinnehmbarer Zustand ...

DBV Potsdam-Mittelmark

aus SIGNAL 1/2004 (Februar/März 2004), Seite 18