Aktuell
1. Jul 2004
Wird die durch den Freistaat Sachsen subventionierte Rollende Landstraße (RoLa) zwischen Dresden und Prag, auf der seit Jahren Lkws per Zug über die Grenze gebracht werden, bald beendet? Bisher war sie bei Spediteuren wie Lkw-Fahrern gleichfalls beliebt, bot sie doch kalkulierbare Transportzeiten besonders durch unkomplizierte und verhältnismäßig einfache Zollverfahren. Doch mit der EU-Osterweiterung fallen auch die Zollkontrollen an der sächsisch-tschechischen weg und die Laster haben wieder freie Fahrt - auch ohne Nutzung der Bahn.
Die neue Situation stellt Sachsens Verkehrspolitik vor neue Problemen. Die RoLa, die vor dem EU-Beitritt zu 70 Prozent ausgelastet war, wird nun zum Subventionsgrab. Bereits in der ersten Mai-Woche, gab das Sächsische Wirtschaftsministerium an, sank die Auslastung der Züge auf durchschnittlich unter zehn Prozent. Damit fahren die Züge leer- und unrentabel.
Gleichzeitig erwacht ein altes Problem zu neuem Leben, das die RoLa eigentlich einigermaßen gelöst hatte. So erreicht die Lkw-Lawine wieder die Orte zwischen Dresden und der deutsch-tschechischen Grenze entlang der Bundesstraße 170. Durch die noch vorhandenen Hochwasserschäden im Weißeritztal wird die Situation für die genervten Anwohner zudem noch schlimmer als vor der Betriebsaufnahme der RoLa. Sie fordern nun erneut ein Eingreifen der Politik. Doch die ist überfordert.
Rufe nach einem Lkw- (Nacht)fahrverbot auf der B 170 scheitern daran, dass es an einer Alternativstrecke fehlt, die zur Umfahrung nötig wäre. Auch drohen Schadenersatzansprüche der Spediteure. Ein Straßenneubau ist mit Verweis auf den parallelen Bau der A 17 Dresden - Prag ebenso illusorisch.
Fazit: Eine für alle Beteiligte sinnvolle verkehrspolitische Lösung droht an bürokratischen Zwängen wiedereinmal zu scheitern. Die Rettung wäre die Ausdehnung der RoLa weit hinein ins deutsche Hinterland und bis hinter Prag, um so größere Fahrzeitgewinne zu erreichen und ein freiwilliges Nutzen der RoLa zu erreichen. Aber dazu fehlt es sicherlich am notwendigen Geld und dem politischen Willen.
DBV Sachsen
aus SIGNAL 3/2004 (Juni/Juli 2004), Seite 4