Aktuell

VDV befürchtet höhere Fahrpreise

Derzeit laufen die öffentliche Verkehrsunternehmen Sturm gegen Sparbeschlüsse des Bundes und befürchten bei deren Umsetzungen Fahrpreiserhöhungen.


DBV

1. Jul 2004

Der Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV),Günter Eiste kritisierte kürzlich in einem Zeitungsinterview heftig die Sparbeschlüsse für den ÖPNV. Er erwartet einen Anstieg der Fahrpreise von fünf bis acht Prozent. Als einen Grund nannte er, dass die Ausgleichszahlungen für rabattierte Schüler- und Studentenkarten bis 2006 um zwölf Prozent gekürzt würden. Das schlage je nach Region unterschiedlich durch, aber den Verkehrsunternehmen würden dadurch Millionenbeträge fehlen. Auch die Kommunen, denen finanziell das Wasser bis zum Hals stünde, könnten die Ausfälle nicht kompensieren. Eiste glaubt nun, viele Unternehmen werden nun die Preise stärker erhöhen, Investitionen verschieben und Takte ausdünnen und bestimmte Strecken gar nicht mehr bedienen.

Der Vorsitzende des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz, lehnt drastische Preiserhöhungen, wie von Eiste vorgeschlagen, hingegen ab. „Wir dürfen uns mit teuren Preisen nicht aus dem Markt drängen lassen", warnte er. Der VBB habe erst am 1. April seine Preise angepasst, die teilweise mit Preissenkungen einher gegangen seien.

Auch der DBV ist gegen ein Drehen an der Preisspirale (siehe Signal 2/2004 ) und fordert daher, ÖPNV-Leistungen öffentlich auszuschreiben um damit die Kosten zu sinken. Zumal Eiste darauf hinwies, dass schon jetzt der Kostendeckungsgrad in Deutschland bei den meisten Verkehrsbetrieben über 70 Prozent läge. In Europa liegt dieser Betrag oft bei unter 50 Prozent. Der VDV, mehrheitlich sind dort kommunale Verkehrsbetriebe Mitglieder, glaubt nicht an einen Erfolg von Ausschreibungen. Denn andere Länder, so Eiste, hätten bewiesen, dass dadurch marktbeherrschende Oligopole entstünden und statt kommunaler Verkehrsbetriebe künftig Konzerne das Sagen hätten. „Und damit die Preise wieder steigen." Der DBV ist dagegen der Ansicht, dass der Wettbewerb zu Kostensenkungen auch dauerhaft führen kann und warnt davor, einen Kampf um Besitzstände auf den Rücken des Fahrgastes zu führen. Zumal in Deutschland die Ticketpreise für Bus und Bahn weltweit mit zu den höchsten zählen, (mkv)

DBV

aus SIGNAL 3/2004 (Juni/Juli 2004), Seite 5