Brandenburg

Nahverkehrs-Wirklichkeit hat Strausberg erreicht

Züge fahren nur noch nach einem eingeschränkten Fahrplan


DBV

1. Jul 2004

Was schon lange in Strausberg bei Berlin befürchtet wurde, ist nun eingetreten: Massive Kürzungen im Fahrplanangebot der Straßenbahn. Die Strausberger Straßenbahn beginnt ihre werktäglichen Fahrten seit dem 31. Mai 2004 erst eine Stunde später (neu: 5.06 Uhr) und bereits um 20.45 Uhr fährt der letzte Zug. An Wochenenden und Feiertagen gibt es sogar nur noch einen 40-Minuten-Takt.

Begründet wurde diese Sparmaßnahme mit gekürzten Zuschüssen der Stadt Strausberg für die als Strausberger Eisenbahn GmbH firmierende Umlandstraßenbahn. Gab es 2003 noch 410 000 Euro für den Betrieb, so sind es heuer noch 315 000 Euro - dieser Betrag steht sogar noch unter Haushaltsvorbehalt!

Zwar gibt es vom Kreis Märkisch Oderland einen Zuschuss von 179 000 Euro. Besonders kritisch ist es aber, dass das Land Brandenburg sich aus seiner Verantwortung zurückzieht. Ab 2005 soll es keine Zuschüsse mehr geben (derzeit 62 000 Euro).

Auch für die Mitarbeiter hat es Auswirkungen. Entlassungen konnten nur mit der Einführung einer 30 Stunden-Woche ohne Lohnausgleich vermieden werden.

Wer abends nicht mehr mit der Straßenbahn nach Haus fahren kann, wird auch morgens mit dem Pkw fahren Foto: Frank Lammers

Pikant auf der anderen Seite, dass das Land weiterhin den S-Bahn-Betrieb zwischen Strausberg und Strausberg Nord, den die DDR erst 1955 einrichtete, immerhin eine Art Parallelverkehr zur seit 1913 fahrenden Straßenbahn, bezahlt und sogar eine Verdichtung vom heutigen 40 auf einen 20-Minuten-Takt bestellen möchte.

Der DBV vermutet, dass das Land mit diesem Vorgehen zugunsten der S-Bahn - und damit auch der Deutschen Bahn AG - der Straßenbahn den Garaus machen will, (mkv.)

DBV

aus SIGNAL 3/2004 (Juni/Juli 2004), Seite 22