Brandenburg
Wer die Situation am Potsdamer Bahnhof Park Sanssouci mit der Restaurierung des Kaiserbahnhofs betrachtet, mag meinen, der Bahn AG ist Geschichte einiges Wert
1. Jul 2004
Laut Medienberichten kostet die aufwändige Sanierung rund 25 Millionen Euro und das für eine ausschliessliche Nutzung durch die Führungsetagen der Bahn AG (super, der Fahrgast bezahlt das ja über die Fahrpreise!) - doch wenige Kilometer weiter, wo keine Führungskräfte es sich gutgehen lassen wollen, sieht es schon ganz anders aus.
Vor einigen Jahren wurde das Potsdamer Eisenbahn-Ausbesserungswerk geschlossen. Die Argumentation für die Schließung war die Lage in der Stadt. Doch eigentlich ist das ein Argument für die Werkstatt: in der Stadt direkt neben einer Hauptstrecke. Unbeachtet dessen spielten auch museale Nutzungen wohl keine Rolle; handelt es sich doch um das älteste erhaltene Werk in Deutschland.
Zwischenzeitlich gab es viele Nutzungen mit „Kleingewerbe", die aber schlagartig beendet wurden, denn die Bahn AG hatte laut Medienberichten einen Investor. Doch es ändert sich nichts am weiteren Verfall der Gebäude, die immer mehr dem Vandalismus und der sinnlosen Zerstörungswut preisgegeben sind.
Teile des Werkes könnten schon heute durch Nutzungen belebt werden. Beispielsweise könnte der Bundesgrenzschutz in der Halle direkt neben dem Hauptbahnhof seine Fahrzeuge unterstellen. Auch für Schienenfahrzeuge besteht hier die Möglichkeit der Abstellung und Pflege.
Mit der Erhaltung von Geschichte bzw. deren zeitgemäßer Nutzung scheint man es bei der Bahn AG nur bei Prestigeobjekten ernst zu meinen und entsprechend Geld zur Herrichtung zu haben, Beispiele lassen sich überall finden. Gleichwohl zeigt die Potsdamer Situation, wie wenig sich die Kommunalpolitik für dieses Schmuckstück interessiert. Merkwürdig auch das Schweigen des Denkmalschutzes dazu.
DBV Potsdam-Mittelmark
aus SIGNAL 3/2004 (Juni/Juli 2004), Seite 23