Tarife

VBB-Anschlusstickets
Wichtiges Angebot, aber fehlende Flexibilität

Für Besitzer von VBB-Zeitkarten der Tarifbereiche AB bzw. BC besteht die Möglichkeit, bei Bedarf ein Anschluss-Ticket für den jeweils fehlenden Tarifbereich A oder C zu erwerben, um dort unterwegs sein zu können. Das durchaus sinnvolle und wichtige Angebot hat allerdings kleinere Mängel bzw. Defizite. Es fehlen Angebote, um vor allem Stammkunden eine Fahrt in die zusätzlichen Tarifzonen angenehmer zu machen.


Berliner Fahrgastverband IGEB

12. Feb 2014

Aktuelle Situation

Es wird an drei Berliner Beispielen gezeigt, wo es noch Nachholbedarf bezüglich der Anschluss-Fahrscheine gibt. Zunächst ein Blick auf die Beförderungsbedingungen des VBB. Dort heißt es u. a.:

Beispiel 1:
Anschluss für die ganze Familie

Dieses Beispiel bezieht sich direkt auf den letzten zitierten Satz aus den Beförderungsbedingungen. Eine Familie mit zwei Kindern, bei der einer der Erwachsenen im Besitz einer Zeitkarte für den Tarifbereich Berlin AB ist, macht am Wochenende einen Ausflug ins Berliner Umland.

Der Anschlussfahrausweis ist eine sinnvolle Tarifposition. Ihn gibt es aber leider nicht als Gruppen- oder Tageskarte. Foto: Florian Müller

Während das vorhandene Ticket für den Bereich AB alle Mitfahrer durch die Mitnahmemöglichkeit abdeckt, müssen für die Fahrt in den C-Bereich Anschlusstickets erworben werden. Da hier jeder der Mitfahrer (beide Kinder über 6 Jahre alt) ein eigenes Ticket benötigen, sind das dann insgesamt vier Tickets (für jede Person ein Ticket) allein für die Hinfahrt. Für eine Rückfahrt werden dann weitere vier Fahrscheine benötigt. Diese acht Tickets für insgesamt 12,80 Euro sind insgesamt noch billiger als eine Kleingruppenkarte BC zu 16,50 Euro, allerdings auch äußerst unpraktisch. Allein der Einzelkauf einer solchen Menge Tickets am Automaten hält nicht nur lange auf, auch das Handling während des gesamten Nutzungszeitraums ist äußerst unpraktisch.

Lösungsvorschlag

Zur Vereinfachung könnte es z. B. ein Anschluss-Ticket zum doppelten Preis (3,20 Euro) geben, welches automatisch alle auf der Zeitkarte mitfahrenden Personen abdeckt. Damit würde nur noch jeweils ein Ticket für die Hin- und Rückfahrt benötigt werden.

Beispiel 2: Anschluss für einen Tag

Das folgende Beispiel setzt bei dem Vorschlag „Ein Anschluss-Ticket zum doppelten Preis” an. Der Besitzer einer Zeitkarte Berlin AB will für einen Tag nach Potsdam und hat dort gleich mehrere Termine an unterschiedlichen Orten. Er benötigt also zusätzlich zu den Anschluss-Tickets für den C-Bereich noch Einzelfahrscheine oder eine Tageskarte Potsdam AB für 4,00 Euro.

Wem das zu umständlich ist, der kann auch eine Tageskarte Berlin BC zu 7,00 Euro kaufen und damit sogar 20 Cent sparen. Allerdings ist ja der Tarifbereich B bereits in der Zeitkarte enthalten. Warum sollte man also hierfür doppelt zahlen?

Lösungsvorschlag

Auch hier wäre ein Anschlussticket wie im Beispiel 1 zum doppelten Preis eines einzelnen Tickets (3,20 Euro statt 1,60 Euro) eine durchaus sinnvolle Alternative. Ein ähnliches flexibles Angebot gibt es auch in anderen Städten, z. B. in Zürich. Dort heißt es in den Tarifangeboten für Anschluss-Tickets für die Nutzung zusätzlicher Tarifbereiche außerhalb der eigenen Zeitkarten-Bereiche: „Anschlussbillette für 24 Stunden kosten das Doppelte“. Dort gibt es also genau so eine Lösung für einen ganzen Tag.

Anschlussfahrausweis

[…] Sie erwerben einfach zum vorhandenen Hauptfahrausweis einen Anschlussfahrausweis für den fehlenden Teilbereich (A oder C). Mit diesem erreichen Sie dann Ihr Ziel im jeweils nicht enthaltenen Teilbereich A oder C bzw. können im Teilbereich A oder C starten.

Anschlussfahrausweise berechtigen zu einer Fahrt in eine Richtung mit beliebigem Umsteigen und unter Berücksichtigung des jeweils nächstfahrenden Anschlusses. Rund- und Rückfahrten sind ausgeschlossen. […]

Der Anschlussfahrausweis gilt 120 Minuten ab Entwertung, jedoch nur in Verbindung mit einem Hauptfahrausweis und keinesfalls länger als dieser. Wollen Sie mit der VBB-Umweltkarte in Begleitung mehrerer Personen in den nicht einbezogenen Teilbereichen fahren, so müssen Sie für jede Person einen Anschlussfahrausweis erwerben und diesen ggf. entwerten.

Zitat aus: www.vbb.de , Kapitel Fahrausweissortiment, 22.1.2014

Beispiel 3: Anschluss auch mal länger

Im letzten Beispiel hat sich ein Fahrgast für den Kauf einer Jahreskarte für den Bereich Berlin AB entschieden, da er sich im Wesentlichen nur innerhalb der Stadt aufhält. Allerdings ist er im Juni und Juli viel im Umland mit seinem Fahrrad unterwegs. Im Prinzip gibt es hier nur die Möglichkeit, jedesmal mit zwei Anschluss-Tickets für Hin- und Rückfahrt die Fahrt in den C-Bereich zu unternehmen.

Lösungsvorschlag

Um diese Umständlichkeit zu umgehen, würde er lieber für diese zwei Monate auf ein Abo für die Tarifzonen Berlin ABC umsteigen, also ein vorübergehendes Upgrade der vorhandenen Zeitkarte vornehmen. Ein solches Angebot hätte sicherlich eine große Nachfrage, vor allem in den Sommermonaten.

Übrigens: Bei Telefon- oder Handy-Tarifen sind solche spontanen Tarifwechsel mittlerweile problemlos möglich. Warum sollte ein solches Vorgehen nicht auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel übertragbar sein?

Fazit

Alle genannte Beispiele sind auf ähnliche Weise natürlich auch auf Nutzer von Zeitkarten der Tarifbereiche Berlin BC übertragbar, die in den genannten Situationen im Berliner Bereich A unterwegs sein wollen. Und in gewissem Umfang könnte man ein entsprechendes Angebot natürlich auch auf alle weiteren Tarifzonen im VBB anwenden. Gerade für Stammkunden würde ein solches Zusatzangebot die Flexibilität von Zeitkarten deutlich erhöhen und damit die Nutzung von Bahnen und Bussen noch attraktiver machen.

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 1/2014 (Februar 2014), Seite 22