Aktuell

Eisenbahn-Jahresfahrplan
1994/95
Aktuelle Ergänzungen

Dank der Vorträge der Herren Friedrich und Prestin während der 10. Schienenverkehrs-Wochen konnten wir schon sehr zeitig einen Überblick über den Jahresfahrplan 1994/95 der DB AG geben. Doch im Detail haben die Experten noch bis in den Februar hinein an den Entwürfen gearbeitet. Zudem wurde die ursprünglich für Ende Mai vorgesehene Sperrung der Stadtbahn auf den 25. September 1994 verschoben. Auch deshalb bedürfen einige der in SIGNAL 8 und 9-10/93 enthaltenen Angaben der Ergänzung oder Korrektur. Im übrigen offeriert die Bahn einige angenehme Überraschungen!


IGEB

1. Apr 1994

Zum Fernverkehr

Wie in SIGNAL 8/93 berichtet, beginnen und enden die IC-Züge der Linie 5 Berlin - Köln - Basel ab 29. Mai 1994 bereits am Bahnhof Zoologischer Garten. Die IC- und EC-Züge der Linie 7 Hamburg - Dresden verkehren dagegen noch bis 24. September durchgehend über die Stadtbahn. Erst ab 25.9. wird die Verbindung "gebrochen", wie es im Eisenbahner-Jargon heißt: Es entstehen die Linien 7 Hamburg-Altona - Nauen - Berlin Zoologischer Garten und 7A Nauen - Berlin-Lichtenberg - Dresden (- Prag/Wien/Budapest). Übrigens sollen die während der Stadtbahnsperrung (bis Mai 1997) in Zoo endenden IC-Züge von ihrer Zuglok mit Tempo 30 und Rangierer im letzten Wagen zum Abstellbahnhof Grunewald zurückgedrückt werden. Die erforderlichen Anlagen, z.B. zweites Streckengleis und fünftes Gleis westlich von Charlottenburg, werden derzeit fertiggestellt.

Ebenfalls über die Stadtbahn, also vom und zum Hauptbahnhof via Friedrichstraße, fahren im Sommer noch die Züge Berlin - Hannover - Schi- phol/Hoofddorp; allerdings nunmehr als InterRe- gios. Ab bzw. bis Hauptbahnhof verkehren außerdem die folgenden Nachtzüge noch über die Stadtbahn:
D 242 Berlin - Paris
D 340/341 Berlin - Amsterdam und zurück
D 358/359 Berlin - Basel und zurück
D 1954/1955 Berlin - Frankfurt/Main und zurück, dazu der saisonierte "Spree-Alpen-Express" D 1183/1283 nach Innsbruck/Bozen/Verona (Gegenzug endet in Berlin-Wannsee).

ICE-Halt in Berlin-Wannsee, nicht jedoch für den "ICE-Sprinter". Seit dem 8. März, früher als geplant, verläßt täglich ein "ICE-Sprinter" Berlin Zoologischer Garten um 18.20 Uhr und erreicht Köln bereits um 23.50 Uhr. Zwischenhalte gibt es in Hannover, Bielefeld, Hamm, Dortmund, Essen, Duisburg und Düsseldorf. Abfahrt in Köln ist um 6.09 Uhr, Ankunft in Berlin um 11.40 Uhr. Die Züge können vorerst zum normalen IC-Tarif genutzt werden. Trotz unzureichender Werbung für dieses erfreuliche Angebot sind die Züge schon gut besetzt Foto: Thomas Billik

Auch der InterRegio 2148 nach Halberstadt wird bis 24. September vom Hauptbahnhof aus fahren (ab 5.10 Uhr), dort endet schließlich noch IR 2149 (an 21.56 Uhr) von Halberstadt. Ab 25. September ist für die vorstehend genannten D- und IR-Züge der Bahnhof Zoo Abgangs- und Endstation. Die sonstigen InterRegios der Linie 31 bleiben voraussichtlich auf die Relation Berlin-Wannsee - Halberstadt beschränkt, die der Linie 24 (Berlin -Nürnherg/Würzburg) fahren ab und bis Charlottenburg; IR 2202 aus Nürnberg kommt jedoch zum Zoo (an 22.01 Uhr).

Reisende zwischen Berlin und München profitieren von der neuen Route einiger ICE-Züge zwischen Würzburg und München via Ansbach (statt Nürnberg). Damit verkürzt sich die Fahrzeit von Bahnhof Zoologischer Garten nach München Hbf mit Umsteigen in Kassel-Wilhelmshöhe auf 6 Stunden und 40 Minuten!

Nicht realisiert wird übrigens die zunächst angekündigte Autoreisezugverbindung zwischen Berlin und Istanbul.

Wochenend-InterRegio nach Kiel

Überraschungsei für Wochenend-Touristen und Fernpendler Richtung Schleswig-Holstein: Ab 29. Mai startet jeweils freitags und sonnabends um 14.27 Uhr im Bahnhof Berlin-Lichtenberg der IR 2134 nach Kiel, mit Halten u.a. in Eutin, Malente-Gremsmühlen und Plön. Der Gegenzug IR 2135 trifft sonnabends und sonntags um 13.11 Uhr in Berlin-Lichtenberg ein.

Hotelzüge preiswerter

"InterCityNight" taufte die Bahn nun die angekündigten Talgo-Hotelzüge zwischen Berlin- Charlottenburg und Bonn-Bad Godesberg sowie München Ost. Abhängig von der Nachfrage bieten sie jeweils eine unterschiedliche Anzahl von "Komfort-Abteilen" inclusive Dusche und WC und Wagen mit "Tourist-Liegesesseln". Es können zwischen 15 und 20 Wagen jeder Kategorie sein. In jedem Fall führen die Züge Autotransporter mit 10 Pkw-Plätzen, 1 Bistro-Wagen mit Rezeption, 1 Lounge-Wagen mit Telefon und 2 Maschinenendwagen für die Energieversorgung mit insgesamt 5 Fahrradstellplätzen!

Entgegen vielfachen Befürchtungen sind die künftigen Preise recht moderat. Damit und mit dem flexiblen Platzangebot reagierte die DB AG offenbar auf die u.a. auch vom Berliner Fahrgastverband IGEB geäußerte Kritik, das neue Angebot sei vor allem für betuchte Geschäftsreisende konzipiert und viel zu teuer (s. SIGNAL 8/93 ). Für die Strecken nach Bonn und München gelten dieselben "Pauschalpreise" (jeweils einfache Fahrt):

Komfort-Kategorie

Tourist-Kategorie

Bf Berlin-Charlottenburg im Januar 1993. Seit rund eineinhalb Jahren ist der Bahnhof eine große Baustelle. Ab dem Fahrplanwechsel Ende Mai sollen hier die Hotelzüge beginnen und enden, von der Bahn inzwischen als InterCityNight bezeichnet. Foto: Thorsten Staeck

Zum Vergleich: Die Nachtreise Berlin - München kostet derzeit (jeweils einschl. der nötigen Fahrkarte 1. oder 2. Klasse) im großen Einbettabteil stolze DM 408,-. Im Dreibett-Abteil sind pro Person DM 193,- zu berappen, im Liegewagen (Sechser-Abteil) DM 160,- und schließlich, ganz bescheiden, im 2.-Klasse-Sitzwagen DM134,-. Daneben gibt es bislang noch die Möglichkeit, ein "Holiday"-Zweibett-Abteil in Verbindung mit dem Superspar-Ticket zum günstigen Komplettpreis von DM 565,-- hin- und retour zu nutzen (umgerechnet pro Person und einfache Fahrt also DM 141,25.) Den letzten Mitteilungen zufolge offeriert die DB AG im InterCityNight allerdings weder Spar- noch Supersparpreis-Reisen. Sie bezeichnet die oben genannten Beträge als Einführungspreise, so daß die Gefahr unbezahlbarer Nachtzüge noch nicht gebannt ist.

Der IC-Night nach München Hbf (und weiter München Ost) wartet bereits ab 20.30 Uhr im Bahnhof Charlottenburg auf Gäste, die Abfahrt ist auf 22.03 Uhr festgelegt. Der Gegenzug trifft in Charlottenburg um 7.53 Uhr ein und muß erst um 9.00 Uhr verlassen sein. Die reine Fahrtdauer nach bzw. von München Hbf beträgt ca. acht dreiviertel Stunden, gehalten wird in Halle und Augsburg. - Die entsprechenden Zeiten für den IC-Night nach/von Bonn Hbf (und weiter Bad Godesberg): Einsteigen in Berlin-Charlottenburg ab 20.30 Uhr, Abfahrt 22.30 Uhr - Rückkunft um 6.57 Uhr, benutzbar hier bis 8.30 Uhr. Fahrzeit zwischen Berlin und Bonn Hbf rund neun Stunden, weitere Halte in Dortmund, Essen, Duisburg und Düsseldorf.

Zum Regionalverkehr

Was für Nachtreisende zweifellos angenehm ist, bereitet Nahverkehrs-Kunden Kummer: In Charlottenburg blockieren die Talgo-Hotelzüge natürlich die Bahnsteigkapazitäten. Deshalb können hier vorerst (abgesehen von den in SIGNAL 9-10/93 bereits avisierten Eilzügen Richtung Dessau) keine regionalen Züge beginnen und enden.

Positiv zu vermelden ist hingegen die zum Mai geplante Einführung dreier Eilzugpaare zwischen Berlin-Lichtenberg und Templin. Fast alle Züge der schon vorgestellten Regional- Express-Linie 2 Cottbus - Berlin-Lichtenberg - Angermünde verkehren nun im Süden bereits ab/ bis Hoyerswerda, im Norden bis/ab Schwedt. Vergleichsweise wenig praktischen Nutzen bringt aber die Absicht, die ohnehin im lupenreinen Stundentakt geplante Regionalbahnlinie 2 Berlin-Schöneweide - Wünsdorf in "StadtExpress-Linie 2" umzutaufen. Voraussetzung dafür wäre, daß alle Garnituren auch mit den neuen Doppelstock-Steuerwagen, also der 1. Klasse, ausgestattet sind.

Last but not least: Obsolet ist unsere düstere Prognose, der beliebte sonnabendliche "Gurkenzug" Berlin-Spandau - Lübbenau könne nicht mehr über die Stadtbahn fahren. Im kommenden Sommer soll es noch einmal heißen: Volldampf voraus in den Spreewald!

IGEB

aus SIGNAL 2-03/1994 (April 1994), Seite 7-8