Nahverkehr

S-Bahnhof Papestraße: Wie damals 1961


IGEB

1. Sep 1994

Foto: I. Schmidt
Bild links: Der Bus 146 verläßt gerade die neue Haltestelle am Sachsendamm Ecke Naumannstraße. Von dort müssen die Fahrgäste rund 150 m zurücklaufen, um die zum S-Bf Papestraße führende Suadicanistraße zu erreichen. Erschwerend kommt hinzu, daß dieser Weg bisher noch unbefestigt ist und vor allem durch die extrem laute und stinkende Straßenunterführung unter der Bahn hindurchführt. Bild rechts: Bus 146 in Fahrtrichtung Osten, im Hintergrund ein Zug der S2 im Bf Papestraße. Eine Umsteigemöglichkeit gibt es in dieser Relation nicht mehr. Solch fahrgastfeindliche Senatspolitik erinnert so manche West-Berliner an den S-Bahn-Boykott ab 1961. Foto: I. Schmidt

Fahrgäste der Buslinien 146 und 204, die am S-Bahnhof Papestraße auf die S-Bahn (S2, S4 und künftig S25) umsteigen wollen, fühlen sich seit August 1994 an den Mauerbau vor 33 Jahren erinnert. Weil die West-Berliner gegen die Abriegelung ihrer Stadt am 13. August 1961 nichts machen konnten, wurde bekanntlich als Ersatzhandlung die S-Bahn im Westteil der Stadt boykottiert, denn deren Betreiber war die Deutsche Reichsbahn mit Sitz im Ostteil der Stadt. Inzwischen hat sich viel geändert, doch nicht alle Berliner Behörden scheinen das mitbekommen zu haben. So wurde mit der Freigabe der neuen Bahnunterführung am Sachsendamm für den Autoverkehr zugleich die Bushaltestelle in Fahrtrichtung Westen um ca. 150 m von der Suadicanistraße, die zum S-Bahnhof führt, abgerückt. Deshalb müssen Umsteiger nun über einen unbefestigten Sandweg (!) durch den Abgasmief des Straßentunnels laufen, um zur S-Bahn zu gelangen. Doch es kommt noch "besser": Vielleicht, um den umsteigewilligen Fahrgästen einen solchen Weg nicht allzu oft zumuten zu wollen, haben die Verkehrsexperten des Senats für die Fahrtrichtung Osten die bisher existierende Haltestelle gleich ganz beseitigt! Eine Umsteigemöglichkeit zwischen Bus und S-Bahn existiert damit nicht mehr, denn die nächstgelegenen Bushaltestellen liegen in jeweils 600 m Entfernung am Vorarlberger Damm bzw. an der Alboinstraße.

IGEB

aus SIGNAL 7/1994 (September 1994), Seite 15