Güterverkehr
20. Jun 2014
Jahrelanger Einsatz hat sich gelohnt: Eine europaweite Zulassung extrem langer und schwerer Lkw, der sogenannten Gigaliner oder Monstertrucks, wird es vorerst ebenso wenig geben wie die grenzüberschreitenden Fahrten dieser Riesen-Lkw. Nachdem EU-Verkehrskommissar Siim Kallas den Monstertrucks zunächst erfolglos den Weg durch Aushebelung des EU-Rechts ebnen wollte, scheiterte nun auch der Versuch einer Gesetzesänderung. Eine überwältigende Mehrheit der Abgeordneten sprach sich am 15. April 2014 gegen eine Entscheidung im Blindflug aus. Denn die EU-Kommission hatte nicht einmal die verbindlich vorgeschriebene Folgenabschätzung zum grenzüberschreitenden Einsatz der Monstertrucks vorgelegt.
Gegner und Befürworter der Riesen-Lkw einigten sich deshalb darauf, dass die Kommission zunächst eine seriöse Studie ausarbeiten muss. In der neuen Legislaturperiode soll dann auf solider Grundlage erneut darüber entschieden werden. Für die Umwelt,
die Verkehrssicherheit und die Steuerzahler ist das ein wichtiger Sieg: Denn die Monstertrucks hätten wenigen großen Spediteuren Profite gebracht, jedoch zu einer Verlagerung des Verkehrs von der Schiene auf die Straße, zu mehr Unfällen und mehr Kosten für die öffentlichen Kassen geführt. Zahlreiche Studien zeigen, dass die bis zu 25,25 Meter langen und bis zu 60 Tonnen schweren Lkw zu einer massiven Verlagerung des Verkehrs von der umweltfreundlichen und sicheren Schiene auf die klimaschädliche Straße führen werden. So warnte eine Studie des Fraunhofer-Instituts bereits 2009 vor einer Verlagerung von bis zu 35 Prozent des Einzelwagenverkehrs. Für die ohnehin oftmals maroden Straßen würde das zugleich eine weitere Verkürzung der Reparaturintervalle erfordern – es gäbe also mehr Baustellen und mehr Kosten.
Eine überwältigende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Europa, in Deutschland laut einer Forsa-Umfrage 77 Prozent, lehnt also aus gutem Grund die Zulassung der Riesen-Lkw ab. Die EU-Kommission muss diese Bedenken nun endlich ernst nehmen und auch die negativen Folgen der Monstertrucks seriös untersuchen.
Michael Cramer, MdEP
Verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament
aus SIGNAL 3/2014 (Juni/Juli 2014), Seite 25