Planung
Laut ÖPNV-Gesetz des Landes Brandenburg mußte das Land bis 30. Juni 1996 einen Nahverkehrsplan zum Schienenpersonennahverkehr (SPNV) für den Zeitraum von 1996 bis 2001 vorlegen, der das bekannte „Zielnetz 2000“ ablösen wird. Dieser ist dann Grundlage für die Nahverkehrspläne der Landkreise, die bis 31. Dezember 1996 aufgestellt sein müssen. Ende April erhielten die Landkreise einen ersten Entwurf des Landesplanes mit einer Ist-Analyse und einem Linienkonzept, die kaum noch überarbeitet werden dürften und deshalb nachfolgend vorgestellt werden sollen.
1. Jul 1996
Das Instrument "SPNV-Nahverkehrsplan" gilt als wichtigste bahnpolitische Entscheidung des Aufgabenträgers Land, sind doch hier die Vorgaben für die Linienführung, das Fahrzeugkonzept und die Finanzierung von Regional- und S-Bahn-Verkehr enthalten. Diese wiederum sind Grundlage für die Landesbestellungen von Nahverkehrsleistungen bei der Deutschen Bahn AG oder regionalen Bahngesellschaften.
Der Nahverkehrsplan stellt zunächst in einer Ist- Analyse das bisherige Bahnangebot und die Verkehrsnachfrage dar. Danach sind im SPNV im Jahr 1995 durchschnittlich 250.000 ein- und aussteigende Reisende gezählt worden (120.000 bei der S-Bahn, 51.000 im Regional verkehr des engeren Verflechtungsraumes und 79.000 im Regionalverkehr des äußeren Entwicklungsraumes). Die spezifischen Personentransportleistungen in Millionen Personenkilometer pro Jahr verteilten sich zu 16% (oder 200 Mio Pkm) auf die S-Bahn, zu 40% (oder 499 Mio Pkm) auf die Regional-Express-Linien und zu 44% (oder 540 Mio Pkm) auf die Regional-Bahn-Linien. Die stärksten Reisendenströme im Regionalverkehr richteten sich dabei auf den Raum Berlin/Potsdam aus.
Das dargestellte Linienkonzept soll bis zum Jahr 2001 verwirklicht werden und geht davon aus, daß die Stadtbahn, die Lehrter Bahn und die Bahnhöfe Gesundbrunnen und Lichterfelde Süd für den Regionalverkehr nutzbar sowie die S-Bahn-Lückenschlüsse Tegel - Hennigsdorf und Lichterfelde Ost - Teltow Stadt realisiert sind. Vorausgesetzt werden weder die Fertigstellung des Tiergartentunnels noch die - inzwischen getroffene - Entscheidung zum Standort eines neuen Großflughafens.
13 Strecken, u.a. 10 von den 13 vorgesehenen RegionalBahn-Linien, die heute nur ein geringes Fahrgastaufkommen besitzen, sind allerdings mit der Maßgabe versehen, nach einem beiliegenden Prüfschema auf ihre weitere Nutzung im Alltagsund Austlugsverkehr beurteilt zu werden (Anmerkung c). Ähnlich wird mit den Zugangsstellen verfahren, wobei eine Mindestzahl von 30 Ein- bzw. Aussteigem pro Tag erreicht werden soll.
Interessant sind Neueinführungen, die im "Zielnetz 2000" noch nicht aufgeführt waren, so die neuen RE-Linien 5 bis 7. das sich ausprägende StadtExpress-Netz um Cottbus und die Möglichkeit der Reaktivierung der Strecken Königs Wusterhausen - Mittenwalde Nord.
Mit der Umsetzung des gesamten, nebenstehend dokumentierten Linienkonzeptes wird eine Steigerung des Fahrgastaufkommens im engeren Verflechtungsraum und im äußeren Entwicklungsraum um jeweils 49% prognostiziert.
Bei der Entwicklung der notwendigen Infrastruktur sind die Kompetenzen verteilt. Der Bund baut im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit und des Bundesverkehrswegeplanes die Hauptstrecken von und nach Berlin aus. weitere musterhafte Netzausbauten sollen mit den sogenannten Altlastenmitteln für die neuen Bundesländer vorgenommen werden (Ostbahn, Angermünde - Schwedt, Hennigsdorf - Wittenberge). Als prioritäre Ausbaumaßnahmen im Landesinteresse sind außerdem die Strecken Brandenburg - Rathenow, Löwenberg - Templin und Löwenberg - Rheinsberg festgelegt. Sämtliche weitere Streckenausbauten sind von neuen Bundesprogrammen oder landeseigenen Regionalisierungsmitteln abhängig.
Für bisher eingestellte oder zukünftig einzustellende Bahnstrecken sowie für mögliche S-Bahn-Strecken auf der Stammbahn, der Friedhofsbahn und zwischen Spandau und Hennigsdorf sind strikte Trassenfreihaltung vorgesehen.
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV)
Landesverband Brandenburg
aus SIGNAL 5/1996 (Juli 1996), Seite 14-15