Nahverkehr
Im Rahmen der Anfang September durchgeführten „Woche der CDU“ fand im Rathaus Neukölln eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Tag des Verkehrs - Expertenrunde zur Zukunft des ÖPNV“ statt, zu der Rüdiger vorm Walde (BVG), Dr. Wilfried Kramer (S-Bahn Berlin GmbH), Konrad Lorenzen (Vorbereitungsgesellschaft Verkehrsverbund), Dr. Ural Kalender (Abteilungsleiter in der Senatsverkehrsverwaltung) und - bei CDU-Veranstaltungen bisher nicht üblich - Matthias Horth vom Berliner Fahrgastverband IGEB eingeladen waren. Die Moderation übernahm der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Alexander Kaczmarek.
1. Sep 1996
Das erörterte Themenspektrum reichte von den vermeintlich "kleinen Alltagssorgen" der Fahrgäste bis hin zu den wichtigen Planungs- und Organisationsfragen für den zukünftigen Berliner ÖPNV. Allgemein anerkannt wurde, daß sich aufgrund der in den letzten Jahren veränderten Organisationsstrukturen bei den Verkehrsunternehmen viel bewegt hat. Reagierten die Verkehrsunternehmen früher nur sehr schwerfällig auf Kundenwünsche, so zeigen sie sich inzwischen häutig sehr viel kundenorientierter, gleichwohl noch längst nicht alle gravierenden Mängel abgestellt sind. Matthias Horth wies in diesem Zusammenhang daraufhin, daß seit der Installation des BVG-Beirates die Zusammenarbeit mit der BVG sehr viel besser funktioniere. Derartige (eventuell auch noch stärker fahrgastorientierte) Beiräte seien deshalb auch bei den anderen Verkehrsunternehmen und insbesondere bei dem zu bildenden Verkehrsverbund erforderlich.
Am Beispiel der falschen Bushaltestellenstandorte am S- und U-Bf Piermannstraße (vgl. SIGNAL 6/96 ) wurden aber auch die Grenzen des engagements der Verkehrsunternehmen für die Fahrgäste deutlich, wenn die diversen beteiligten Verwaltungen im eigenen Kompetenzgerangel die Interessen der ÖPNV-Benutzer außer acht lassen. Daß hier der Verwaltung Fehler unterlaufen seien, räumte auch Herr Dr. Kalender ein und sagte eine Lösung des Problems Hermannstraße verbindlich zu.
Festgehalten werden müssen auch die deutlichen Aussagen des verkehrspolitischen Sprechers der CDU zur Straßenbahn. Herr Kaczmarek unterstrich die Ernsthaftigkeit und Bedeutung des vom Abgeordnetenhaus für diese Legislaturperiode fest geplanten Ausbaus des Straßenbahnnetzes (siehe Beschlußtext im Rahmen). Für ihn ist die Straßenbahn zwar "nicht das verkehrspolitische Allheilmittel für eine Großstadt, sie stellt aber eine wichtige Ergänzung des Schnellbahnnetzes an den Stellen dar, wo U-Bahnen nicht finanzierbar. Buslinien aber überlastet sind". Solche Töne waren aus den Reihen der Berliner CDU bisher noch nicht zu hören.
IGEB
aus SIGNAL 7/1996 (Oktober 1996), Seite 19