Aktuell
Am 27. Oktober gab es wieder einmal einen Fahrplanwechsel bei der BVG. Dies wurde zum Anlaß genommen, alle seit dem 2. Juni erfolgten Änderungen zum VBB-Kursbuch 1996/97 in einem 400 Seiten (!) starken Ergänzungsband abzudrucken, der kostenlos ausgegeben wird. Gleichzeitig gab es eine neue Version des Fahrinfo, das zum Preis von 29,90 DM (Diskette) bzw. 49 DM (CD-ROM) erhältlich ist. Wesentlicher Anlaß für den neuerlichen Fahrplanwechsel waren einschneidende Änderungen im Fahrplan mehrerer U-Bahn-Linien sowie das novellierte Ladenschlußgesetz, worauf jedoch nur der Unternehmensbereich Bus fahrplanmäßig reagierte. Darüber hinaus gab es wieder eine Vielzahl von kleineren Fahrplanänderungen im Busbereich durch Umleitungen oder „durch verändertes Fahrgastverhalten“.
1. Nov 1996
Die Fertigstellung der Bahnsteigverlängerungen auf der U6 ermöglicht hier nun den Einsatz von 6- statt 4-Wagen-Zügen. Die Fahrgäste der U6, die während der fünfjährigen Bauzeit immer wieder monatelange Pendelverkehre, z.T. im Halbstundentakt, und Umwege durch geschlossene Ausgänge ertragen mußten, wurden von der BVG in besonderer Weise belohnt: Ende September wurde der Berufsverkehrstakt von bisher 3 auf nun mehr 5 Minuten verlängert, was einer Reduzierung des Platzangebotes um 10% entspricht (bisher 20 Züge x 4 Wagen = 80 Wagen je Stunde/Richtung; jetzt 12 Züge x 6 Wagen = 72 Wagen je Stunde/Richtung). Regelmäßige Zählungen hätten ergeben, so die BVG, daß ein 5-Minuten-Takt vorerst ausreichend sei und ansonsten ein betriebswirtschaftlich nicht vertretbares Überangebot vorhanden wäre. (Wir empfehlen der BVG den Versuch, während des Berufsverkehrs beispielsweise zwischen Seestraße und Leopoldplatz einen Stehplatz zu erkämpfen ...)
Auch sonst ist der U-Bahn-Bereich immer wieder für unangenehme Überraschungen gut. Der neue Abend-Fahrplan der U7 kann nur noch als fahrgastfeindlich bezeichnet werden. Sämtliche bisher abends gebotenen Umsteigeanschlüsse an der Berliner Straße, am Mehringdamm und am Hermannplatz sind beim 10- und sogar beim 20-Minuten-Takt entfallen. Den Fahrgästen werden jetzt Wartezeiten von z.T. über einer Viertelstunde selbst in Hauptumsteigerelationen an allen drei o.g. - wie auch an praktisch allen anderen Umsteigebahnhöfen - zugemutet.
Und schließlich zeigt man sich auch hinsichtlich der Verlängerung der Geschäftsöffnungszeiten gewohnt behäbig. Während fast alle Einzelhändler in der Berliner Innenstadt frühzeitig angekündigt hatten, ihre Geschäfte ab 1. November abends bis 20 Uhr offen zu halten, wird bei der U-Bahn z.B. der Betrieb auf der City-U-Bahn-Linie 15 ab 19.30 Uhr unverändert auf den Pendelverkehr Uhlandstraße - Wittenbergplatz reduziert, und die Einkaufszentren Wilmersdorfer Straße und Hermannplatz werden mit aus allen Nähten platzenden Zügen auf der U7 ab 19.30 Uhr nur noch im 10-Minuten-Takt bedient.
Aber wenigstens einem Überfüllungsproblem hat die BVG nun endlich abgeholfen: Der vor zwei Jahren im gesamten U-Bahn-Netz eingeführte generelle 10-Minuten-Takt am Sonnabend-Nachmittag und sonntags ganztägig wurde jetzt auf der U7 und U9 zugunsten eines 6/7/7-Minuten-Taktes zurückgenommen.
Fahrgastorientierter reagierte der BVG-Busbereich auf die Novellierung des Ladenschlußgesetzes. Alle normalerweise nach Geschäftsschluß verkürzt fahrenden Linien werden künftig bis 20 Uhr und sonnabends bis 16 Uhr in die Geschäftszentren fahren. Die bisher auf diesen Linien donnerstags bis 20.30 Uhr durchgeführten zusätzlichen Fahrten entfallen dagegen.
Insbesondere für ältere Fahrgäste und diejenigen mit Koffer oder Kinderwagen bringt der neue Winterfahrplan eine wesentliche Erleichterung. Die für so manchen Fahrgast beinahe unüberwindbare Einstiegshöhe der Ikarus-Busse wird man zukünftig nur noch bei Sonderverkehren sowie im Schienenersatzverkehr zu bewältigen haben. Im regelmäßigen Linieneinsatz hat der alte Ikarus in Berlin ausgedient.
IGEB
aus SIGNAL 8/1996 (November 1996), Seite 4