Nahverkehr

Neuer Ladenschluß und alter U-Bahn-Fahrplan

Die BVG will das Angebot zum Fahrplanwechsel verbessern


Michael Grunwald
Berliner Verkehrsbetriebe
Qualitätsförderung/Kundendienst

1. Jan 1997

"Richtigstellung"

Berlin, 29.1.1997. Sehr geehrte Damen und Herren, die in Ihrem Pressedienst vom 23.11.1996 veröffentlichte Kritik am U-Bahn-Verkehr im Zusammenhang mit den neuen Ladenöffnungszeiten haben wir mit Bedauern zur Kenntnis genommen, sie bedarf jedoch der Richtigstellung.

Im U-Bahn-Bereich war im Vorfeld nicht abschätzbar, inwieweit hier Anpassungsmaßnahmen notwendig werden, zumal in den Nebenverkehrszeiten zum Teil noch gewisse Reserven vorhanden waren, um nach erster Abschätzung auf die veränderten Bedingungen ausreichend reagieren zu können. Auch im Hinblick auf die äußerst angespannte finanzielle Situation der BVG war und ist es notwendig, Angebotsveränderungen, die zu Mehrkosten für das Unternehmen führen, besonders kritisch hinsichtlich ihrer Notwendigkeit zu hinterfragen.

Zug der 1)15 am U-Bf Schlesisches Tor. Zum Fahrplanwechsel sollen die Züge entsprechend den neuen Ladenöffnungszeiten länger von Uhlandstraße bis Warschauer Straße verkehren. Foto: Marc Heller

Unabhängig von diesen Überlegungen hat die BVG sofort auf die veränderten Bedingungen dahingehend reagiert, indem sie die Zuglängen auf allen U-Bahn-Linien entsprechend dem Fahrgastaufkommen angepaßt hat, d.h. es wurden längere Züge als planmäßig vorgesehen zum Einsatz gebracht. Das Angebot auf der U15 wurde während der Verkehrszeiten zwischen Wittenbergplatz und Uhlandstraße verdoppelt, es wurden 4-Wagen-Züge eingesetzt. Dabei müssen wir eingestehen, daß uns bei dieser Linie in der Anlaufphase eine Fehleinschätzung des Fahrgastaufkommens unterlaufen ist, die zu der von Ihnen kritisierten Situation geführt hat. Diese Fehler wurden jedoch kurzfristig korrigiert.

Darüber hinaus wurden umgehend nach Einführung der veränderten Ladenöffnungszeiten im U-Bahn-Bereich verstärkt Zählungen und Beobachtungen durchgeführt, um ggf. auf entstehende Engpässe reagieren zu können.

Die Ergebnisse haben die BVG veranlaßt, über die bereits getroffenen Maßnahmen hinaus, zum Fahrplanwechsel im Juni einige geringfügige Angebotsanpassungen im U-Bahn-Bereich durchzuführen.

Die Anpassungsmaßnahmen betreffen den Großteil der U-Bahn-Linien. Es ist beispielsweise vorgesehen, an den Werktagen die Kürzung der Zuglängen und die Fahrplantaktausdünnungen am Abend etwas später vorzunehmen und somit zum Ladenschluß um 20.00 Uhr den Fahrgästen noch ein besseres Angebot zu bieten. An den Samstagen wird, analog zu den Werktagen, am Nachmittag auf den verlängerten Ladenschluß um 16.00 Uhr reagiert, und die Taktausdünnungen werden entsprechend später vorgenommen.

Auf der speziell von Ihnen angesprochenen U15 wird ebenfalls auf die veränderten Bedingungen reagiert. Konkret wird an den Werktagen am Abend und am Samstagnachmittag die Zurückziehung dieser Linie auf den Abschnitt Wittenbergplatz - Uhlandstraße später vorgenommen, so daß diese Linie zu den Ladenschlußzeiten in voller Länge zur Verfügung steht.

Grundsätzlich ist anzumerken, daß die weitere Entwicklung hinsichtlich der Ladenöffnungszeiten abzuwarten ist und die BVG dieses Geschehen aufmerksam verfolgen wird.

[IGEB] In der Regel benutzt man das Wort "Richtigstellung", um einen falsch widergegebenen Sachverhalt nun richtig zu beschreiben. Doch die BVG kündigt uns - siehe oben - eine Richtigstellung an, um dann, sehr vorsichtig natürlich, unsere Kritik zu bestätigen und um uns mitzuteilen, daß sie nun die im Sinne unserer Kritik richtigen Veränderungen vornehmen will. Also: Eine "Richtigstellung" nicht in Form eines Widerspruchs, sondern durch Verbesserung des U-Bahn-Angebotes. Diese Form von "Richtigstellung" ist zwar ungewöhnlich, aber um so erfreulicher. Vielen Dank!!

Michael Grunwald
Berliner Verkehrsbetriebe
Qualitätsförderung/Kundendienst

aus SIGNAL 1/1997 (Januar 1997), Seite 11-12