Aktuell
Nun müssen wir also doch nicht bis zum Fahrplanwechsel Anfang Juni warten: Am 15. April 1997 wird - fast 17 Jahre nach der Stillegung - der Ringbahn-Abschnitt Westend - Jungfernheide endlich wieder in Betrieb genommen. Im SIGNAL 9-10/96 hatten wir ausführlich über die Baumaßnahmen berichtet und - was äußert selten passiert - eine zu pessimistische Terminprognose abgegeben. Festzuhalten bleibt trotzdem der gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan eingetretene Verzug, denn der nur zwei Kilometer lange Nordring-Abschnitt sollte ja bereits 1996 fertiggestellt sein.
1. Apr 1997
Nach dem beachtlichen Baufortschritt der letzten Monate konnte am 5. März 1997 der Probebetrieb aufgenommen werden. Regulär wird die Strecke nach Jungfernheide von Mitte April an im Zehn-Minuten-Takt abwechselnd mit den Linien S45 (vom Flughafen Schönefeld) und S46 (aus Königs Wusterhausen) bedient. Die HVZ-Verstärkerzüge verkehren jedoch wie bisher zwischen Baumschulenweg und Westend. Zum wünschenswerten Fünf-Minuten-Takt bis zur neuen Endstation kommt es vorerst nicht. Ungeachtet dessen wird sich der Bahnhof Jungfernheide sicher rasch zu einem gut frequentierten Umsteigeknoten zwischen U7 und S45/46 entwickeln.
Anders als bei den Arbeiten an der Stadtbahn soll der Aufzug zum S-Bahnsteig dieses Mal pünktlich in Betrieb gehen. Umso ärgerlicher ist, daß Umsteiger zur U-Bahn auf den BVG-Aufzug noch warten müssen. Schuld ist hieran die zuständige Senatsverwaltung.
Anläßlich der S-Bahn-Wiederinbetriebnahme verändert die BVG einige Buslinien. So beginnen und enden die Busse der "Nordring-Ersatz-Linie" X 26 künftig an der Haltestelle Olbersstraße/Tegeler Weg, der Abschnitt bis Westend entfällt. In Richtung S-Bf Bornholmer Straße wird die Linie X 26 durch die Max-Dohm-Straße geführt und hält hier auf der Nordseite des östlichen S-Bahnhof-Zuganges. Auch die Flughafenbusse X 9 nehmen in Richtung zum Zoo bzw. zur Kurfürstenstraße neu die Route durch die Max-Dohm-Straße. Der aus dem Märkischen Viertel kommende 121 er wird vom U-Bf Mierendorffplatz zum S- und U-Bf Jungfernheide zurückgezogen; in beiden Richtungen befährt er nun die Max-Dohm-Straße und wendet in der Lise-Meitner-Straße (Endstelle "Am Bahnhof Jungfenheide" !??).
Noch nicht befriedigen kann die Umsteigemöglichkeit zwischen der S-Bahn und den auf dem Tegeler Weg verkehrenden Linien X 21 in Richtung Märkisches Viertel sowie 109 zum Flughafen Tegel. Hier wäre eine gemeinsame Haltestelle an der Ecke Tegeler Weg/Max Dohm-Straße, wo sich heute eine BVG-Betriebshaltestelle befindet, sinnvoller, weil der Zugang am westlichenEnde des S-Bfs Jungfernheide zunächst nur von Norden (Max-Dohm-Straße) erreichbar ist. Der Zugang von Süden (Olbersstraße) führt über Kleingärten, die derzeit beseitigt werden.
Eine nördlichere Haltestellenlage im Tegeler Weg, Fahrtrichtung Norden, hätte auch den Vorteil, daß die in Jungfernheide von der S-Bahn zum Flughafenbus umsteigenden Fahrgäste eine gemeinsame Abfahrhaltestelle der Linien X9 und 109 hätten und nur so dieses Doppelangebot nutzen könnten. Dies ist schon deshalb sinnvoll, weil der X9 zeitweise nur im 20-Minuten-Takt verkehrt.
Daß die BVG anläßlich der S-Bahn-Wiederinbetriebnahme ihr Busnetz anpaßt und dabei zugleich Einsparungen vomimmt, ist grundsätzlich richtig. Unstrittig dürfte auch sein, daß das Straßennetz im Umfeld des Bfs Jungfernheide keine optimalen Umsteigeverhältnisse zwischen Schienen- und Busverkehr ermöglicht. Dennoch sollte die BVG ihr Busangebot im Detail noch einmal überprüfen und nachbessem. Dies gilt auch für die abgebildete Karte, die für ortsunkundige Fahrgäste bezüglich der einzelnen Buslinienführungen z.T. etwas schwer verständlich ist.
Ingo Schmitt, der mit seinen Worten bekanntermaßen den Taten immer weit vorauseilende Staatssekretär in der Verkehrsverwaltung, will den Bahnbauern plötzlich Dampf machen. Bis 1999 sollen sie an der Schönhauser Allee den Nordring und damit zugleich den Vollring schließen. Doch wird für den Abschnitt zwischen Wedding und Gesundbrunnen noch immer um die Planfeststellung gerungen. Hier (wie auch auf der Anhalter Bahn nach Lichterfelde Süd) kommt der S-Bahn-Bau nicht voran, weil er planungsrechtlich an den Fernbahnbau gekoppelt ist. Die "Knoten Berlin GmbH" strebt nun an, das Genehmigungsverfahren für die beiden S-Bahn-Gleise von demjenigen für das Ferngleis abzukoppeln. Aber selbst wenn das gelingt, wäre der Termin vor der Jahrtausendwende nur mit einem gewaltigen Kraftakt einzuhalten.
Offiziell nennen Berliner Senat und Deutsche Bahn AG als nächste Etappe für 1998 nach wie vor die Wiederinbetriebnahme des Abschnitts Jungfernheide - Beusselstraße - Westhafen. Wenn überhaupt, wird dieser Zwischenschritt bestenfalls Ende 1998/Anfang 1999 vollzogen sein - zu einem Zeitpunkt, für den laut früherer Zusagen sogar schon das Etappenziel Gesundbrunnen ins Auge gefaßt war. Sollten wir erneut zu pessimistisch sein - worauf der mächtig ins Wackeln geratene Terminplan leider nicht hindeutet - werden wir uns gerne korrigieren.
IGEB
aus SIGNAL 3/1997 (April 1997), Seite 4-6