Aktuell
1. Jun 1997
Die Arbeiten zum Auf- und Ausbau des Berliner S-Bahn-Museums gehen weiter. Inzwischen wurden u.a. die Informationen über die ausgestellten Objekte deutlich erweitert und im "Technikteil" ein komplettes Gleisstück mit allen dazugehörigen Einrichtungen der Stromversorgung und Signaltechnik angelegt. Zugleich konnte die Sammlung um wichtige Einzelstücke ergänzt werden. Hervorzuheben sind verschiedene, betriebsfähig hergerichtete Fahrkartendrucker und großer, von den Dampflokfreunden Berlin e.V. als Leihgabe zur Verfügung gestellter, komplett restaurierter und funktionsfähiger "Hampelmann", ein großes Voltmeter aus dem Jahr 1924 (Durchmesser ca. 40 cm) und ein gußeisernes S-Bahn-Symbol vom S-Bahnhof Potsdamer Platz.
Am 10. und 11. Mai war das Museum nach der Winterpause erstmals wieder geöffnet. Begünstigt durch das Bahnhofsfest von S-Bahn Berlin GmbH und SFB Bl auf dem benachbarten S-Bahnhof Griebnitzsee kamen an diesen zwei Tagen insgesamt rund 800 (!) Besucher ins Museum.
In den Wochen zuvor waren - nach frühzeitiger Anmeldung - Schulklassen hier, um sich über das Museum und die Geschichte der S-Bahn zu informieren. Dieses Bildungsangebot will das Museum entsprechend seinen Möglichkeiten noch erweitern.
Im Juni und Juli zeigt das S-Bahn-Museum eine Ausstellung des kanadischen Fotografen Michael Klinec. Dieser arbeitet seit fast 20 Jahren an seiner Fotoserie "Die Berliner S-Bahn - eine bewegende Geschichte". Damals, Ende der 70er Jahre, war er von der Einmaligkeit und Seltsamkeit der S-Bahn angetan. Die Waggons, die zu dieser Zeit bereits rund 40 Jahre alt waren, wirkten auf ihn wie "riesige Modellbahnen" aus einem anderen Zeitalter. Die kurzen Blicke, die sie den Passagieren hinter die Mauer erlaubten, ohne einen Grenzübergang passieren zu müssen, oder die Geisterbahnhöfe zwischen Anhalter Bahnhof und Humboldthain, unterstrichen die Einzigartigkeit und Absurdität der damaligen Situation Berlins.
Doch auch die Schönheit der S-Bahn war nicht zu übersehen. Im Sommer waren die Bahnhöfe von z.T. hohen Wildblumen überwachsen und von diffusem Licht durchflutet. In den Zügen leuchteten die Holzbänke golden in den schräg einfallenden Sonnenstrahlen. Viele der denkmalwerten Bahnhöfe bewahrten auch im Verfall ihren Charme.
Nach der Wiedervereinigung begann für die S-Bahn eine neue Epoche. Heute widerspiegeln die Bahnanlagen die allgemeine "Bauwut" in der Stadt. Milliarden werden ausgegeben, um die Folgen von Krieg, Nachkriegszeit und deutscher Teilung zu überwinden. Dennoch, wo soviel geändert wird, geht auch viel verloren!
Die Fotos von Michael Klinec sind Momentaufnahmen aus dem Alltag der Berliner S-Bahn. Gleich, ob sie zwei oder zwanzig Jahre alt sind, alle Bilder vermitteln eine wunderbare Stimmung aus Farbe, Licht und Schatten. Sie zeigen die S-Bahn in der Stadt ebenso wie den ungeheuren Detailreichtum. Ein Besuch der Ausstellung dürfte Fachleute ebenso begeistern wie tägliche Fahrgäste und gelegentliche Berlin-Besucher.
Bis einschließlich Oktober wird das S-Bahn-Museum jeweils am 2. Wochenende des Monats, sonnabends und sonntags von 12.00 bis 18.00 Uhr geöffnet sein. Die nächsten Termine sind der 12. und 13. Juli. Der zum weiteren Ausbau des Museums notwendige Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 2,50 DM (IGEB-/DBV-Mitglieder 2,00 DM), für Kinder l DM. Über besondere Ausstellungstermine wird im SIGNAL berichtet werden. Telefonisch erreichen Sie das S- Bahn-Museum montags bis freitags über 030/78 70 55 -04 oder -11.
Berliner S-Bahn-Museum GbR
aus SIGNAL 4/1997 (Juni 1997), Seite 7-8