Fernverkehr

EU-Milliarden für polnisches Bahnnetz

Polen muss die Chance aber auch nutzen


Michael Cramer
Mitglied des Europäischen Parlaments – Die Grünen/EFA Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus

17. Dez 2014

Blühende Bahnsteige im Bahnhof Wleń im polnischen Niederschlesien – regulär bedient von den Regionaltriebwagen der Koleje Dolnośląskie. Die einseitige Bevorzugung des Verkehrsträgers Straße hat in weiten Teilen Polens zu einem erheblichen Sanierungsstau bei der Schieneninfrastruktur geführt. Nur wenige Hauptstrecken erfuhren umfangreiche Investitionen (z. B. Frankfurt/Oder—Warschau). Foto: Florian Müller, Mai 2014

Seit dem Fall der Mauer vor 25 Jahren gab es in Polen eine beeindruckende Entwicklung zu einem der wichtigsten Länder der Europäischen Union. Leider ist die Entwicklung im Schienenverkehr weniger positiv. Während der Anteil des Personenverkehrs in Zügen im Jahr 1990 noch bei über 30 Prozent lag (damals Europarekord), ist er heute auf rund 5 Prozent eingebrochen. Polen läuft deshalb Gefahr, auch im Verkehrssektor das Klima unzureichend zu schützen,

ANZEIGE

sich weiter abhängig von Ölimporten zu machen und große Teile der Bevölkerung von nachhaltiger Mobilität abzuschneiden.

Um diese alarmierende Situation zu beheben und das veraltete Streckennetz wieder in Stand zu setzen, kann die polnische Regierung auf Unterstützung durch die Europäische Union zählen. Bis zum Jahr 2020 ist die EU bereit, ca. 30 Milliarden Euro in den polnischen Verkehrssektor zu investieren, wovon mehr als 10 Milliarden in das Schienennetz fließen sollen. Im Vergleich zur vorhergehenden Förderperiode von 2007 bis 2013 ist das eine Steigerung um 80 Prozent!

Die polnische Regierung ist nun gefordert, diese Mittel auch abzurufen und effektiv einzusetzen, um den Schienenverkehr in Polen wieder auf das Gleis zu setzen.

Michael Cramer
Mitglied des Europäischen Parlaments – Die Grünen/EFA Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus

aus SIGNAL 6/2014 (Dezember 2014), Seite 8