Tarife
Für Reisende in der 2. Klasse der Fernzüge fällt die jährliche Fahrpreiserhöhung im Dezember 2014 aus. Demgegenüber werden die Einzelfahrkarten in den DB-Nahverkehrszügen (außerhalb der Verbundräume) um durchschnittlich 2,9 Prozent teurer.
17. Dez 2014
Im Vergleich zu den Vorjahren fällt die Fahrpreiserhöhung im Fernverkehr der Deutschen Bahn zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2014 moderat aus. Für die 2. Klasse bleiben Normal- und Sparpreistickets sowie alle BahnCards und Streckenzeitkarten preisstabil. Bei der BahnCard 100 und den Streckenzeitkarten verzichtet die DB sogar schon im zweiten Jahr auf eine Preiserhöhung.
Von der weitgehenden Nullrunde profitieren rund 90 Prozent aller Bahnkunden im Fernverkehr und hierbei besonders Vielfahrer und Stammkunden. Zum Vergleich: Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2013 wurden die Fahrpreise im Fernverkehr um durchschnittlich 2,5 Prozent angehoben, bei den Platzreservierungen sogar um 12,5 Prozent.
Lediglich für die 1. Klasse werden 2014 die Normalpreise im Fernverkehr um durchschnittlich 2,9 Prozent erhöht. Neu ist aber,
dass hier nun bei Normal- und Sparpreistickets der Internetzugang im ICE kostenlos sowie eine Sitzplatzreservierung (4,50 Euro) eingeschlossen ist. Das 1-Klasse-Normalpreisticket ermöglicht aber auch weiterhin die Nutzung eines Fernverkehrszuges ohne Reservierung, so dass die notwendige Flexibilität, z. B. für Vielfahrer mit BahnCard, gegeben ist. Folgende Fahrpreisänderungen ergeben sich beispielsweise für die 1. Klasse (einfache Fahrt):
bisher 76,00 Euro, neu 78,00 Euro (+2,6 Prozent)
bisher 164,00 Euro, neu 169,00 Euro (+ 3,0 Prozent)
Hauptgrund für die insgesamt sehr moderate Fahrpreiserhöhung ist der starke Konkurrenzdruck durch andere Verkehrsmittel, insbesondere das Flugzeug mit Billigflügen und der boomende Fernbusmarkt. Auch angesichts derzeit sinkender Kraftstoffpreise wäre eine weitere Erhöhung, ähnlich wie in den Vorjahren, kaum mehr vermittelbar gewesen. Andererseits wird ausgerechnet der umweltschonende Schienenverkehr mit deutlichen Mehrausgaben durch die EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz) belastet. Diese summiert sich für die DB ab 2015 auf rund 160 Mio. Euro, d. h. 52 Mio. Euro mehr als noch 2014. Die Fernbuskonkurrenz profitiert demgegenüber unverändert von der Mautfreiheit auf Autobahnen.
Erstmalig seit 12 Jahren werden die Umtausch- und Erstattungsentgelte von 15 auf 17,50 Euro erhöht. Ein Umtausch oder eine Erstattung aus Kulanz bleibt aber kostenlos.
Im Gegensatz zum Fernverkehr werden die Normalpreise im Eisenbahnnahverkehr sowie die Preise für Aktionsangebote wie z. B. das „Schöne-Wochenende-Ticket“ um durchschnittlich 1,9 Prozent erhöht.
Positiv: Zeitkarten für Berufs- und Ausbildungspendler bleiben preisstabil.
Vollkommen unverständlich ist dagegen, dass trotz gesunkener Kraftstoffpreise die Einzelfahrkarten um durchschnittlich 2,9 Prozent verteuert werden. So kostet die Fahrt zwischen Stuttgart und Ulm für die Einzelfahrt 2. Klasse bisher 19,20 Euro, neu 19,80 Euro, also 3,1 Prozent mehr. Allerdings erfolgen rund 80 Prozent aller Fahrten in DB-Zügen des Nahverkehrs innerhalb von Verkehrsverbünden mit den jeweils dort geltenden Tarifbestimmungen.
Die neue Preissystematik für das beliebte „Schöne-Wochenende-Ticket“ führt in Abhängigkeit von der Anzahl der Mitreisenden teilweise ebenfalls zu deutlichen Mehrkosten. Der Grundpreis beträgt nunmehr 40,00 Euro, der Mitfahrerpreis 4,00 Euro pro Person (maximal 4 Mitreisende pro Ticket). Bislang waren es einheitlich 44,00 Euro für maximal 5 Reisende bei Erwerb über das Internet oder am Automaten.
Um 1,00 Euro werden zudem die Grundpreise der Ländertickets Mecklenburg-Vorpommern-Ticket, Sachsen-/Sachsen-Anhalt-/Thüringen-Ticket und Schleswig-Holstein-Ticket angehoben. Bei den Ländertickets Baden-Württemberg-Ticket, Baden-Württemberg-Ticket Nacht, Metropol-Tages-Ticket Stuttgart und Bayern-Ticket wird der Mitfahrerpreis um ebenfalls 1,00 Euro angehoben.
Angesichts des hohen Fahrpreisniveaus der DB wird die diesjährige Tarifzurückhaltung noch keine nennenswerte Rückwanderung von Busreisenden zur Deutschen Bahn auslösen. Aber immerhin hat die DB signalisiert, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt hat.
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV)
IGEB Fernverkehr
aus SIGNAL 6/2014 (Dezember 2014), Seite 9