Tarife

DB-Fahrpreiserhöhung:
Preis-Leistungsverhältnis entglitten Tarifwirrwar verstärkt

(1.2.98) Daß die Deutsche Bahn AG, wie jedes andere Unternehmen auch, im Fernverkehr die kommende Mehrwertsteuererhöhung an den Kunden weitergibt, ist bedauerlich aber nachvollziehbar. Auf wenig Verständnis beim Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV) stößt hingegen der gleichzeitige Abbau von Serviceleistungen und Änderungen einiger Tarife.


DBV-Hauptverband

1. Feb 1998

Wer Teufel liegt wie immer im Detail: Während beispielsweise der Preis für das Schönes-Wochenende-Ticket mit 35 DM gleich bleibt, müssen nun Alter und verwandtschaftliche Beziehungen der Reisewilligen genau beachtet werden. In den Genuß des günstigen Tarifs kommen nun nur noch Eltern mit beliebig vielen Kindern (bis 17 Jahre), Einzelreisende oder zwei Erwachsene mit bis zu drei Kindern oder aber maximal fünf Jugendliche bis 17 Jahre. Das bisher sehr einfach zu begreifende - und deshalb so beliebte - Gruppenangebot wird weiter eingeschränkt und zugleich unübersichtlich. Statt den Tarifdschungel zu lichten, wird er immer unübersichtlicher! Das Topangebot Schönes-Wochenende-Ticket wird langsam aber sicher zu Grabe getragen.

Der IC-Zuschlag wird von 6 auf 7 DM erhöht.

Die Preise für Platzreservierungen bleiben vordergründig gleich bei 3 DM. Durch eine Änderung der Nutzungsbedingungen wird der Preis jedoch vervielfacht: Während bisher für Hin- und Rückfahrt und alle Personen auf der Fahrkarte der Preis von 3 DM je Buchungsvorgang galt, werden künftig für jede Person und für Hin- und Rückfahrt jeweils 3 DM fällig. Gleichzeitig versucht die DB AG diese Verteuerung als Verbesserung zu verkaufen, durch die „die hohe Quote der nicht genutzten Platzreservierungen bzw. die Mehrfachreservierungen im Interesse der Reisenden deutlich" minimiert werden sollen. Übrigens: Noch vor einigen Jahren war der Preis für die Platzreservierung im Preis für den ICE bzw. im IC-Zuschlag enthalten.

Der IC-Zuschlag wird von 6 auf 7 DM erhöht. Der Preis sei seit 10 Jahren nicht verändert worden, während sich Komfort und Service kontinuierlich verbessert hätten. Tatsache ist, daß der Komfort der IC-Züge weitgehend gleich geblieben ist, während der Service beispielsweise durch den Wegfall der inklusiven Platzreservierung eingeschränkt worden ist. Da das IC-Angebot auf immer mehr Strecken durch den ICE (eigenes Fahrpreissystem) ersetzt wurde, wäre jetzt die Vereinheitlichung des Fernverkehrstarifs angezeigt, keineswegs aber eine Erhöhung des antiquierten IC-Zuschlags!

Die Tariferhöhungen erstrecken sich auch auf den Nahverkehr und wurden in diesem Zusammenhang auch von den Ländern als Aufgabenträger und Tarifgenehmigungsbehörden genehmigt. Anderenfalls wäre es im Nah- und Fernverkehr zu unterschiedlichen Tarifen gekommen. Da die DB AG als Auftragnehmer bestellter Nahverkehrsleistungen bereits einen recht hohen Ausgleichsbetrag von in der Regel mehr 17 DM je Zugkilometer erhält, nun jedoch zu höheren Fahrgelderlösen gelangt, sollten die Aufgabenträger auf eine entsprechende Reduzierung des Ausgleichsbetrages hinwirken.

DBV-Hauptverband

aus SIGNAL 1/1998 (Februar 1998), Seite 13