Brandenburg
In der letzten Februar-Woche wurden die meisten brandenburgischen Bus- und Straßenbahnbetriebe tageweise bestreikt. Die Warnstreiks begannen in der Regel mit dem Betriebsbeginn und endeten erst am frühen Nachmittag des Streiktages.
13. Apr 2015
Der Berliner Fahrgastverband IGEB hat sich seit Jahren bei Streiks im öffentlichen Verkehr Zurückhaltung auferlegt, da das grundgesetzlich gesicherte Streikrecht auch Arbeitnehmern bei Bahnen und Bussen zugestanden werden muss.
Aber es gibt Streiks, bei denen das Agieren der Gewerkschaften aus Fahrgastsicht vollkommen unverhältnismäßig ist und dann doch kritisiert werden muss. Das trifft auf die diesjährigen Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr im Land Brandenburg zu. Bei jedem
Streik im Bahn- und Busverkehr versichern die Gewerkschaften natürlich, dass sie nicht die Fahrgäste, sondern die Arbeitgeber treffen wollen. Das ist so richtig wie falsch, denn die Gewerkschafter wissen genau, dass sie mediale Aufmerksamkeit für ihre Forderungen nur mit leidenden Fahrgästen erreichen.
Unredlich ist diese gewerkschaftliche Rhetorik aber, wenn – wie im Land Brandenburg geschehen – Verdi Warnstreiks durchführt, die nicht wenige, sondern 10 Stunden dauern, und die am Vorabend erst so spät angekündigt werden, dass die betroffenen Eltern keine Möglichkeit mehr haben, Fahrdienste für ihre Schulkinder zu organisieren oder in Absprache mit dem eigenen Arbeitgeber später zur Arbeit zu kommen.
Dann übertönt der Ärger die laut Umfragen von vielen Brandenburgern anfangs als berechtigt empfundenen Verdi-Forderungen.
Berliner Fahrgastverband IGEB
aus SIGNAL 2/2015 (April/Mai 2015), Seite 23