Fernverkehr
13. Apr 2015
Die Regiobahn Kaarst—Neuss—Düsseldorf—Mettmann ist Vorbild für ganz Europa – davon bin ich nach meinem Besuch am Hauptsitz des Unternehmens in Mettmann am 26. Februar 2015 überzeugter denn je.
Ende der 1980er Jahre wollte die damalige Deutsche Bundesbahn Teile der Strecke nahe Düsseldorf aufgeben. Begründung: Nur 300 Fahrgäste rechtfertigten keinen Betrieb mehr. Aktive Bürgerinitiativen sowie die betroffenen Städte und Kreise stellten diese verquere Logik vom Kopf auf die Füße und überlegten: Wie können wir die
Bahn so attraktiv machen, dass wieder mehr Menschen mitfahren? 1998 übernahmen die Städte und Kreise die Infrastruktur und beauftragten ein Bahnunternehmen mit dem Betrieb. Der Erfolg gibt ihnen Recht: Statt 300 fahren heute täglich mehr als 23 000 Menschen mit den Zügen. Das ist eine Steigerung um sagenhafte 7600 Prozent! Hätte sich der Staatskonzern mit seiner kundenfeindlichen Politik damals durchgesetzt, wären all diese Pendler heute auf der Straße unterwegs.
Wichtig für den Erfolg waren vor allem zuverlässige und verdichtete Taktfahrpläne mit Fahrten bis in die Nacht (unter der Woche bis 1 Uhr, am Wochenende bis 3 Uhr), eine enge Verzahnung mit anderen Verkehrsmitteln, gut erreichbare Haltestellen und ein hohes Serviceniveau.
Nun soll die Regiobahn Ende 2016 nach Osten bis Wuppertal Hbf und später auch nach Westen grenzüberschreitend bis Venlo in den Niederlanden verlängert werden. Dieses Beispiel ist zum Nachmachen geeignet – denn in vielen Teilen Europas sind Städte und Regionen von der Abkoppelung durch Staatskonzerne bedroht.
Mehr über die Regiobahn: www.regio-bahn.de
Michael Cramer, Mitglied des Europäischen Parlaments – Die Grünen/EFA und Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus
aus SIGNAL 2/2015 (April/Mai 2015), Seite 28