Fernverkehr
Wer in Europa über zwei oder mehr Grenzen hinweg reisen und dabei auf das Fliegen verzichten möchte, wird nicht nur Schwierigkeiten haben, den passenden Fahrplan für seine Reise zu finden, sondern er kann auch nicht einfach Tickets buchen.
25. Jun 2015
Die Bahn- und Busfahrpläne in Europa sind immer noch nicht international miteinander verknüpft. Und keine Webseite bietet einen Überblick und Ticketverkauf für alle vorhandenen möglichen Verkehrsmittel und Verkehrswege.
Der Kauf eines grenzüberschreitenden Fahrscheins gleicht oft noch immer einem Hürdenlauf. Reisende müssen ein ganzes Bündel von Tickets in der Tasche haben, wenn sie mit mehr als einem Verkehrsträger unterwegs sind. Und bei Verspätungen und verpassten Anschlüssen sind die Kunden zumeist die Dummen,
wenn die Unternehmen sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben. Im digitalen Zeitalter ist das längst nicht mehr zeitgemäß und ein echtes Hindernis für den Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel.
Was im Flugverkehr rund um die Welt mit unterschiedlichen Airlines schon längst gängige Praxis ist, soll beim umweltfreundlichen Schienenverkehr unmöglich sein?
Deshalb fordert der EU-Verkehrsausschuss in seinem Initiativbericht zum multimodalen Ticketing unmissverständlich das Prinzip „Eine Reise, ein Ticket“. Das bedeutet: Informationen, Fahrscheine und Unterstützung aus einer Hand.
Auch für die Rechte von Menschen mit eingeschränkter Mobilität hat sich unser Ausschuss erneut stark gemacht: Barrierefreiheit auch bei Information und Ticketkauf ist nicht verhandelbar und im Interesse aller Reisenden.
Wir sind uns zudem bewusst, dass neue Technologien auch Fragen beim Datenschutz aufwerfen. Deshalb fordert der EU-Verkehrsausschuss sehr strikte Vorgaben für den Schutz personenbezogener Daten. Denn Transportieren – nicht Spionieren – ist das Geschäft der Verkehrsunternehmen.
Michael Cramer
Mitglied des Europäischen Parlaments – Die Grünen/EFA und
Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus
aus SIGNAL 3/2015 (Juli 2015), Seite 29