Stadtverkehr
Die Buslinie 204 fährt seit Ende August elektrisch
8. Sep 2015
Schon vor Jahren hatte der Senat sein Ziel formuliert, Berlin zu einem Schaufenster für Elektromobilität zu machen. Als Fahrgast der öffentlichen Verkehrsmittel, die mit S-, U- und Straßenbahn schon traditionell elektrisch fahren, fühlte man sich verschaukelt, wenn in diesem Zusammenhang fast nur von Autos mit Elektroantrieb und E-Bikes gesprochen wurde. Aber mit der Absicht, das Straßenbahnnetz schneller zu erweitern, und mit der Bewerbung der BVG um die Förderung eines Großversuchs mit Elektrobussen ist nun auch der öffentliche Verkehr in das Schaufenster gerückt.
Sowohl die Europäische Union als auch die Bundesregierung unterstützen die forschende Industrie bei ihren Feldversuchen. Dabei haben sich die Speicherung der
elektrischen Energie im Fahrzeug und das schnelle Aufladen außerhalb der Betriebshöfe als größte Herausforderungen erwiesen. Während die Energiespeicher als rein technisches Problem konfliktfrei entwickelt werden können, führen die Ladestationen im öffentlichen Straßenland zu kontroversen Diskussionen, wenn die Technik sichtbar bleibt.
Aus diesem Blickwinkel kann die BVG mit der für die Buslinie 204 gewählten Technologie des induktiven Ladens zufrieden sein, denn alle Komponenten sind unter der Straßendecke oder im Fahrzeugboden verborgen. Für die Fahrer hat das leider den Nachteil, dass sie die notwendige genaue Parkposition des Fahrzeugs auf der Straße nicht ohne weiteres erkennen können und darum auch andere Autofahrer die Zufahrt dahin oder gar diese Fläche selbst blockieren werden.
Aber die beteiligten Firmen versichern gemeinsam mit der BVG, dass der Ausfall einer Zwischenladung kein Problem darstelle, da die Busse nicht nur eine halbe, sondern eine ganze Runde auf der Linie 204 Bahnhof Südkreuz—Bahnhof Zoologischer Garten schaffen. Zumindest die Ladestelle in der Wendeschleife Hertzallee am Zoo dürfte ohne Behinderungen durch den Straßenverkehr nutzbar sein.
Der Busbetrieb hat sich auch logistisch auf die Herausforderungen des öffentlichen Probebetriebes eingestellt, indem die Wendezeiten an den Endstellen ausreichend lang für das Nachladen gestaltet wurden. Dafür wurden sogar ein zusätzlicher Umlauf eingeplant und ein vierter Elektrobus beschafft.
Insgesamt kann hier wohl von einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung gesprochen werden, so dass die Fahrgäste hoffen dürfen, von diesem Großversuch nicht durch viele Störungen betroffen zu werden. Nun muss neben diesem Experiment noch die Stabilisierung des Regelverkehrs bei allen Verantwortlichen der BVG und des Senats die gleiche Aufmerksamkeit bekommen, damit die U-Bahn nicht länger unter Fahrzeugmangel und die Straßenbahn unter Fahrermangel leiden. (af)
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 4/2015 (September 2015), Seite 18