Schienenverkehrswochen 2015
Fahrgast-Sprechtag Regionalzugverkehr Berlin-Brandenburg
12. Nov 2015
Am 29. September 2015 fand im IGEB-Fahrgastzentrum im Bahnhof Berlin-Lichtenberg im Rahmen der Deutschen Schienenverkehrs-Wochen der wieder gut besuchte Fahrgast-Sprechtag Regionalzugverkehr Berlin-Brandenburg statt. Auf Einladung des Berliner Fahrgastverbandes IGEB kamen Thomas Dill, Bereichsleiter Center für Nahverkehrs- und Qualitätsmanagement beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), Corinna Alder, Leiterin Marketing bei der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), Arnulf Schuchmann, Geschäftsführer der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (ODEG) sowie Renado Kropp, Leiter Angebotsplanung bei DB Regio Nordost. Detlef Bröcker, Geschäftsführer der NEB, konnte dieses Jahr nicht teilnehmen, da er beim Fahrzeughersteller PESA war, um die Probleme bei der Auslieferung der neuen Fahrzeuge vom Typ LINK zu klären.
Der Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 wird geprägt durch die Inbetriebnahme der Neubaustrecke Halle/Leipzig—Erfurt (VDE 8.2), die sich auch auf den Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg auswirkt, sowie die Betriebsaufnahmen der Netze Ostbrandenburg (Los 2), Stendal—Rathenow,
Mitteldeutsche S-Bahn II und Elektronetz Mittelsachsen. Des Weiteren wird nach mehreren Ankündigungen der Bahnhof Ostkreuz nun wirklich für den Regionalverkehr eröffnet. Zunächst geht nur der obere Ring-Bahnsteig „Ro“ in Betrieb.
Die Linie RE 2 erhält einen veränderten Fahrplan mit einer höheren Standzeit in Wittenberge und Nauen, der die Linie pünktlicher machen soll. Damit entstehen bzw. verbessern sich die Taktknoten in Wittenberge, Neustadt/Dosse, Nauen, Königs Wusterhausen, Lübbenau und Cottbus. Der neue Fahrplan sorgt allerdings auch für eine veränderte Haltekonzeption in der Lausitz. Die Halte Raddusch, Kunersdorf und Kolkwitz werden zwischen 9 und 22 Uhr nicht mehr bedient. Dafür werden ein Busersatzverkehr zwischen Lübbenau und Raddusch eingerichtet sowie die Angebote vorhandener Buslinien zwischen Vetschau, Kunersdorf/Kolkwitz und Cottbus erweitert. Der morgendliche Verstärkungszug zwischen Cottbus und Berlin wird bis Zoologischer Garten verlängert. Der abendliche Verstärkungszug in Gegenrichtung verkehrt künftig eine Stunde später. Er wird alle Halte zwischen Lübbenau und Cottbus bedienen.
Bei den Linien RE 3 und RE 5 werden die Südäste getauscht, so dass die Linie RE 3 künftig von Stralsund nach Falkenberg bzw. von Schwedt nach Lutherstadt Wittenberg verkehren wird. Durch den Tausch wird zusammen mit der Linie RE 4 zwischen Berlin und Jüterbog wieder annähernd ein Halbstundentakt angeboten. Die Linie RE 3 verpasst allerdings nun den Taktknoten Falkenberg, weshalb einzelne Züge von Falkenberg kommend nach Elsterwerda-Biehla verlängert werden. Hier besteht Anschluss an die Züge der RB 31 nach Dresden. Die im Laufe des Fahrplanjahres 2016 gesperrte Dresdener Bahn kann damit umfahren werden. Zwischen Eberswalde und Berlin wird es eine neue Frühverbindung geben.
Die Linie RE 5 wird künftig von Rostock nach Wünsdorf-Waldstadt bzw. von Stralsund nach Elsterwerda verkehren. Die Auslieferung der neuen Doppelstock-Fahrzeuge vom Typ Twindexx (Bombardier) verspätet sich weiter, so dass auf dem Stralsunder Ast bis auf Weiteres der Einsatz der veralteten Doppelstockzugeinheiten notwendig ist. Die Ablösung ist aber in Sicht, da die Mittelwagen der Twindexx-Züge unmittelbar vor der Auslieferung stehen. Die neuen antriebslosen Mittelwagen können dann auch in die vorhandenen Züge eingestellt werden.
Die Linie RB 10 erhält einen neuen Fahrplan mit Anschluss von und zum RE 2 in Nauen. Zusammen mit der Linie RB 14 wird zwischen Nauen und Berlin-Spandau weiterhin ein Halbstundentakt angeboten. Darüber hinaus wird sie probeweise von Hbf bis Südkreuz verlängert.
Die Linie RB 12 wird künftig von der NEB betrieben und von Berlin-Lichtenberg zum Ostkreuz verlängert. Die Standzeit in Oranienburg entfällt, womit nur noch der Anschluss von und zum RE 5 in der Relation Templin Stadt—Berlin Hbf bestehen bleibt. Auf dieser Linie kommen künftig Fahrzeuge vom Typ Talent und – sobald vorhanden und zugelassen – vom Typ PESA Link zum Einsatz. Die Linie RB 12 ist umlaufmäßig mit der Linie RB 25 verknüpft.
Die Linie RB 13 wird probeweise von Spandau bis Jungfernheide verlängert (nur HVZ).
Die RB 19 entfällt und wird größtenteils durch die RB 24 ersetzt. Die Verbindung Südkreuz—Flughafen Schönefeld wird umsteigefrei nur noch mit der S 45 angeboten.
Die Linie RB 20 wird zwischen Hennigsdorf und Potsdam für ein Jahr probeweise im Stundentakt betrieben. Von dieser Maßnahme wird eine Steigerung der Fahrgastzahlen erhofft. Sollte sich diese nicht einstellen, steht dieser Abschnitt zur Diskussion.
Die Linie RB 23 wird baubedingt nach Beelitz-Heilstätten (statt Michendorf) mit Anschluss an den RE 7 vormittags aus und nachmittags in Richtung Bad Belzig geführt. Da die Linie RB 23 nun den Tarifbereich Berlin ABC verlässt, wird nach einer fahrgastfreundlichen Transit-Tarifregelung für die Fahrgäste nach Michendorf gesucht.
Die Linie RB 24 wird von Lichtenberg über Ostkreuz, Schöneweide und Königs Wusterhausen nach Senftenberg verlängert und ersetzt damit auf ihrem südlichen Abschnitt die RB 19. In Königs Wusterhausen besteht Anschluss zur Linie RB 36.
Die Linie RB 25 wird von Berlin-Lichtenberg zum Ostkreuz verlängert. Neben den Fahrzeugen vom Typ Talent kommen – sobald vorhanden und zugelassen – auch welche vom Typ PESA Link zum Einsatz.
Im Laufe des Fahrplanjahres ist vorgesehen, einzelne Züge über Kostrzyn hinaus bis Gorzów zu verlängern. Dies ist jedoch erst möglich, wenn die neuen Fahrzeuge vom Typ PESA Link vorhanden und zugelassen sind. Dies soll noch im ersten Quartal des Jahres 2016 der Fall sein. Die Wojewodschaft Lubuskie, deren Hauptstadt Gorzów ist, hat ihre Zustimmung für die Verlängerung signalisiert. Mittelfristig sollen alle derzeitigen Fahrten auf polnischem Gebiet durch die RB 26 bedient werden. Das bisher nur zwischen Lichtenberg und Strausberg verkehrende Zugpaar wird bis Kostrzyn verlängert.
Für drei Jahre wird die ODEG die Linie RB 34 betreiben. Eingesetzt wird wochentags der RegioShuttle RS 1 Nr. 739, der sich durch einen größeren Mehrzweckbereich, aber weniger Sitzplätze auszeichnet. Am Wochenende fahren zwei GTW 2/6 in Doppeltraktion, um die erhöhte Nachfrage durch Fahrgäste mit dem Schönes-Wochenende-Ticket aufzufangen.
Vier Fahrtenpaare der Linie RB 43 werden von Falkenberg (Elster) nach Herzberg (Elster) verlängert, um den Verlust des Anschlusses zur Linie RE 3 (bisher RE 5) abzumildern.
Die Linie RB 45 wird ab dem 12. Juni 2016 von Transdev betrieben. Zum Einsatz gelangen Fahrzeuge vom Typ Coradia Continental von Alstom, die vom Verkehrsverbund Mittelsachsen zur Verfügung gestellt werden.
Die nur während der Saison verkehrende Linie RB 54 wird neu von der NEB betrieben. Das bisherige Fahrplankonzept bleibt grundsätzlich erhalten. Lediglich der morgendliche Zug von Berlin nach Rheinsberg wird statt über Hohenschönhausen künftig über Gesundbrunnen verkehren – so wie der abendliche Zug der Gegenrichtung schon bisher. Auf dieser Linie werden Fahrzeuge vom Typ Talent eingesetzt.
Auf der Linie RB 66 wird eine zusätzliche Direktverbindung zwischen Berlin und Szczecin (Stettin) eingeführt. Des Weiteren verkehren künftig Fahrzeuge vom Typ GTW 2/6 in Einfach-, Doppel- oder Dreifachtraktion entsprechend der Nachfrage.
Die Linie RB 80 wird nach der gewonnenen Ausschreibung durch DB Regio mit Talent2-Fahrzeugen bedient. In der HVZ wird diese Linie bis Jüterbog verlängert und verstärkt damit die Linie RE 3.
Die Linien RE 14 und RB 81 ersetzen die bisherige Linie RB 51 ST auf dem Abschnitt Lutherstadt Wittenberg und Falkenberg und werden nach der gewonnenen Ausschreibung durch DB Regio mit Talent2-Fahrzeugen bedient.
Die bisherige Linie RB 31 ST wird durch die verlängerte Magdeburger S-Bahn-Linie S 1 ersetzt.
Die Leipziger S-Bahn-Linie S 4 verkehrt nur noch bis Leipzig-Stötteritz statt Geithain.
Auch das Jahr 2016 wird durch umfangreiche Baumaßnahmen geprägt. Die größten sind:
Die DB Netz hat zusätzliche Mittel für Ausbaumaßnahmen erhalten, die zu einer Zunahme der Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen, verbunden mit Vollsperrungen, führen wird. Dies ist auf der einen Seite erfreulich, sorgt aber auf der anderen Seite auch für eine Abwanderung der Kunden, vor allem der Stammkunden, die nur schwer wieder zurückgeholt werden können.
Die Strecke nach Szczecin soll laut dem vergangenen Bahngipfel ab dem Jahr 2020 elektrifiziert werden. Danach ist der Einsatz von elektrischen Zügen vorgesehen. Da aber noch keine elektrischen Triebwagen für beide Stromsysteme (D und PL) existieren, diskutiert der VBB aktuell mit dem Fahrzeughersteller Bombardier verschiedene Konzepte wie Zweisystemzüge oder Züge mit zusätzlichem Akku. Zweisystemzüge sind zwar teurer, würden aber eine wünschenswerte Verlängerung der Fahrten über Szczecin hinaus ermöglichen.
Der VBB fordert den zweigleisigen Ausbau der Strecke zwischen Lübbenau und Cottbus schon im Hinblick auf die DB-Fernverkehrsoffensive und den zunehmenden Güterverkehr. Beides wird diese Strecke weiter belasten.
Jens Fleischmann
aus SIGNAL 5/2015 (November 2015), Seite 8-10