Stadtverkehr

Eine unendliche Geschichte?

Mangelhafte Fahrkartenautomaten bei der BVG-Straßenbahn

Bereits mehrfach waren die Probleme mit den Fahrkartenautomaten der Straßenbahn der BVG Thema im SIGNAL. Viel wurde von der BVG gesagt, aber geschehen ist – für den Fahrgast – nichts, denn in den Fahrzeugen der Berliner Straßenbahn gibt es immer noch die alten Fahrkartenautomaten aus den 1990er Jahren, die keine Geldscheine annehmen und bei denen eine Kartenzahlung nicht möglich ist.


IGEB Stadtverkehr

12. Nov 2015

Gerade für Touristen und andere Berlin-Besucher ist es immer wieder ein Problem. Sie stehen vor dem Fahrkartenautomaten und wollen ein Ticket. Bei einem Fahrpreis für Berlin AB von derzeit 2,70 Euro für ein Einzelticket und 6,90 Euro für ein Tagesticket ist es nur logisch, dass auch eine Bezahlung mit einem Geldschein möglich sein muss.

Bei einer Gruppentageskarte wird die Zahlung nur mit Münzen noch zu einem anderen Problem: Zu einem Gewichtsproblem! Immerhin kostet die Kleingruppenkarte 16,90 Euro (Berlin AB). Da die jetzigen Automaten auch Probleme mit 2-Euro-Münzen haben, wird die Sache nicht einfacher.

Es war einmal.
Oder: Die unendliche Geschichte

Wie bereits in SIGNAL 6/2012 und 4/2014 berichtet, wurde im September 2008 (!) das neue Straßenbahnfahrzeug vom Typ Flexity Berlin vorgestellt. Dieses enthielt tatsächlich einen anderen Automaten, als die bisher üblichen. Das Problem war nur, dass diese neuen Automaten mehr

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gestört waren als funktionsfähig. Nur wenigen Fahrgästen wurde der Wunsch erfüllt, ein Ticket zu kaufen. Darauf angesprochen erklärte die BVG: Wir arbeiten daran, dass Problem zu lösen. Doch bis heute gibt es in den Straßenbahnen nur die alten Automaten.

Stein des Anstoßes. Bei den Automaten der BVG in den Straßenbahnfahrzeugen ist weder eine Bezahlung mit Geldscheinen noch mit Karten möglich. Wer sehen will, dass ein solcher Standard zuverlässig geboten werden kann, muss nur von Berlin in das benachbarte Potsdam fahren. Foto: Michael Dittrich

Auch Abgeordnete des Landes Berlin erhielten nur vage Ankündigungen. Der letzte Stand war, dass frühestens im ersten Quartal 2015 mit der Inbetriebnahme zu rechnen sei. Das war die Antwort auf eine Anfrage aus dem Jahre 2013!

Tatsächlich hat die BVG eine Ausschreibung gestartet und im Amtsblatt der EU am 5. April 2011 (!) bekannt gemacht. Dabei wurde eine Offerte von 583 stationären und 310 mobilen Fahrkartenautomaten ausgeschrieben. Darüber hinaus wurde eine Option über die Nachbestellung diverser Teile wie Sockel und die Bestellung weiterer Automaten ausgeschrieben. Diese Option sollte bis zwei Jahre nach Auftragsvergabe gültig sein. Die Bewerbungsfrist endete am 18. April 2011 um 10 Uhr. Nach einigen rechtlichen Problemen, die während der Ausschreibung aufgetreten sind, wurde dann am 18. Juni 2013 bekannt gegeben: Der Auftrag wurde am 31. Mai 2013 an die Firma Höfft & Wessel AG Almex Division vergeben.

Ob von dieser Firma schon ein Automat geliefert wurde, ist uns nicht bekannt. Es ist aber ein Armutszeugnis, dass die BVG es nicht schafft, zwei Jahre nach Auftragsvergabe einen neuen Automaten zu präsentieren. Ein Einlösen der Optionen aus der Ausschreibung dürfte nicht mehr möglich sein, da diese am 31. Mai 2015 abgelaufen sind.

Potsdam zeigt, wie es besser gehen kann

Ein Beispiel, wie es besser gehen kann, zeigt die Landeshauptstadt Potsdam. Sie hatte 2011 neue Straßenbahnen bekommen und zeitgleich neue Automaten für die gesamte Straßenbahn- und Busflotte geordert. Die Ausschreibung erfolgte im Dezember 2009 mit einer Frist bis zum Januar 2010.

Nach erfolgter Vergabe und Erprobung des ersten Automaten wurde am 13. Mai 2011 im Rahmen einer Presseveranstaltung zur Vorstellung der neuen Straßenbahn auch der neue Fahrkartenautomat vorgestellt. Bis zum Ende des ersten Quartals 2012 wurden alle Automaten gegen die neuen ausgetauscht.

Die neuen Potsdamer Automaten haben übrigens nur sehr wenige Ausfälle und bieten das gesamte Sortiment des VBB an. Natürlich kann an diesen Automaten mit Geldscheinen oder, abhängig vom Fahrpreis, mit der EC-Karte bezahlt werden. (md)

IGEB Stadtverkehr

aus SIGNAL 5/2015 (November 2015), Seite 16