Tarife
Wegen Rücksichtnahme auf die schwierige Wettbewerbssituation mit den Fernbussen verkündete die Deutsche Bahn, zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 die Fahrpreise im Fernverkehr nicht erhöhen zu wollen. Ausgenommen von dieser Aussage sind die Fahrpreise jener Verbindungen, die über die neu eröffnete Strecke Halle/Leipzig—Erfurt geführt werden. Hier sieht die Bahn wegen der Fahrzeitverkürzungen von bis zu 60 Minuten Preissteigerungen zwischen 1 und 7 Euro als gerechtfertigt an.
12. Nov 2015
Zeitkarten, BahnCards und Sparpreise sollen nicht teurer werden. Letztgenanntes Angebot wurde schließlich erst zum so genannten „kleinen Fahrplanwechsel“ im Juni 2015 durch Änderungen der Mitfahrerregelung „angepasst“. Auch lässt sich vortrefflich spekulieren, ob die günstigen Sparpreise künftig im gleichen Umfang zur Verfügung stehen werden wie bisher. Hier hat die DB die Möglichkeit, durch Verknappung günstiger Tarife die Fahrpreise anzuheben, ohne es der Öffentlichkeit zu sagen.
Die Vorverkaufsfrist der Sparpreise fällt weg. Man kann das Angebot – sofern noch Kontingente verfügbar sind – gegebenenfalls am Reisetag bis kurz vor Abfahrt kaufen. Damit verbunden hat die Bahn die Stornomöglichkeit für die Sparpreise auf den ersten Geltungstag der Fahrkarte (den Hinreisetag) erweitert. Bisher musste das Ticket immer
spätestens am Vortag gebührenpflichtig storniert werden. Am Reisetag selbst war dann eine Stornierung nicht mehr möglich. Nach dem ersten Geltungstag bleibt die Erstattung weiterhin ausgeschlossen.
Die Reservierungspflicht und somit die teure Gebühr in Höhe von 11,50 Euro für die ICE-Sprinter wird abgeschafft. Grundgedanke bei der Einführung der Sprinterzüge war, zwischen ausgewählten Metropolen schnellere Direktverbindungen ohne Zwischenhalte mit erweitertem Service (Zeitungen und kleiner Snack inklusive) anzubieten. Die Reservierungspflicht wurde allerdings von nicht wenigen Reisenden ignoriert und der Aufpreis erst im Zug bezahlt, das besondere Serviceangebot schrumpfte zusehends – und auch der Geschwindigkeitsvorteil.
Der altbekannte Normalpreis bleibt in seinen Konditionen unverändert, bekommt aber ein neues Namensschild, um die besondere Flexibilität des Angebotes zu verdeutlichen: Flexpreis.
Der internationale Bruder vom Sparpreis, das Europa Spezial wird in Sparpreis Europa umbenannt. Ansonsten ändert sich auch hier bei den Konditionen nichts.
Zum Glück gibt es den Durchschnitt. Denn im Durchschnitt steigen die Regio-Preise außerhalb der Verkehrsverbünde um nur 0,9 Prozent. Zu verdanken ist dieser niedrige Mittelwert den Zeitkarten, da diese nicht teurer werden. Dagegen steigen die Einzelfahrkarten zum Normalpreis (künftig Flexpreis) um durchschnittlich 2 Prozent. Da der Großteil der Verkehrsleistungen – inzwischen etwa 80 Prozent – innerhalb von Verbundtarifgebieten erbracht wird, für deren Preiserhöhungen die DB Regio AG nicht verantwortlich zeichnet, wird mit Stolz verkündet, „auch in diesem Jahr erneut unter den Preissteigerungen der großen deutschen Nahverkehrsverbünde“ zu bleiben.
Die Erhöhungen bei den Ländertickets im Mittel um 0,3 Prozent fallen zu Lasten der Mitfahrer in Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der Preisanteil für den ersten Reisenden bleibt unverändert, der für jeden Mitreisenden (max. 4 Personen) wird um je einen von vier auf fünf Euro erhöht.
Da im europäischen Vergleich der nutzerfinanzierte Anteil des Schienenpersonenverkehrs in Deutschland ohnehin schon überdurchschnittlich ist, hält der Berliner Fahrgastverband IGEB jede DB-Fahrpreiserhöhung derzeit für falsch, auch wenn sie dank Durchschnittswert sehr moderat anmutet. (BfVst)
Berliner Fahrgastverband IGEB
aus SIGNAL 5/2015 (November 2015), Seite 19