Berlin

Nur „mehr” ist „mehr”!

Endlich mehr Abfahrten auf Zugzielanzeigern von DB und BVG


Berliner Fahrgastverband IGEB

9. Nov 2016

Als vor rund 15 bis 20 Jahren digitale Zugzielanzeiger Einzug auf unseren Bahnhöfen hielten, wurde unter anderem die Informationsarmut kritisiert. Jetzt wird endlich nachgesteuert, u. a. mit Abfahrtsinfos der Folgezüge.

Was bei der Berliner S-Bahn schon länger geht, kann jetzt auch der Regio- und Fernzug-Anzeiger der Bahn: Folgezüge anzeigen. Die Ansicht ist noch nicht optimal. Denn erst, wenn die Gleisnummern überall auf statische Schilder umgezogen sind, wie hier am Berliner Hauptbahnhof, wird der Platz in den Anzeigen frei, um Abfahrtszeiten und Linien-/Zugnummern auch bei der ersten Abfahrt an vorderer Stelle anzuzeigen. Foto: Holger Mertens

Kleine Zeitreise ins Jahr 2003: Am (damaligen) Fern-Bahnhof Berlin Zoologischer Garten installiert die Deutsche Bahn als einem der ersten Bahnhöfe Deutschlands neue dynamische Zugzielanzeiger. Ein Testlauf, der sich bald auf viele Bahnhöfe ausweitet und inzwischen den Bahn-Standard für größere Bahnhöfe darstellt – obwohl es einiges an Kritik an den neuen Anzeigern gab: Schrift zu klein, farbliche Darstellung nicht möglich, dynamische Gleisangabe trotz fester Gleise, Folgezüge fehlen.

Das SIGNAL schrieb damals: „Leider wurde darauf verzichtet, eine Fläche für die folgenden Züge bereitzuhalten. Ein Ärgernis ist stets die schlechte Informationsmöglichkeit,

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wenn Züge verspätet eintreffen und andere Züge vorgelassen werden. Betritt ein Fahrgast den Bahnsteig erst eine Minute nach der planmäßigen Abfahrtzeit seines Zuges, so weiß er nie, ob sein Anschlusszug schon durch ist oder wie groß seine Verspätung sein wird.“ (aus [Link]heft/200303|SIGNAL 3/2003[/Link], Seite 17)

Foto: Florian Müller
Eine Stelle, wo ständig große Verwirrung besteht, ist das Gleis 2 im unübersichtlichen Tunnelbahnhof U Nollendorffplatz. Hier endet die U 3 aus Krumme Lanke, und es folgt ein U 1-Zug nach Warschauer Straße – und umgekehrt. Eigentlich ein klassischer Anwendungsfall für die Anzeige des Folgezuges. Gerade hier wird aber die (kleine) Anzeige nicht optimal genutzt. Unkritischer Fall a: U 1 Warschauer Straße ist angekündigt, es folgt U 3 nicht einsteigen. Kritischer Fall b: angekündigt ist U 3 nicht einsteigen, U 1 nach Warschauer Straße folgt. Genau dieser Fall b wird aber nicht sinnvoll angezeigt. Auf den Folgezug U 1 wird nur zeitweise mittels einer unauffälligen Durchlaufschrift hingewiesen – ohne Angabe der Abfahrtszeit. Genau dieser Zug nach Warschauer Straße ist natürlich für die den U 1-Bahnsteig suchenden Fahrgäste von Interesse. Liebe BVG, bitte den Anzeiger so schalten, dass immer der nächste Zug nach Warschauer Straße mit Abfahrtzeit zu sehen ist! (fm) Foto: Florian Müller

Einiges wurde im Laufe der Zeit verbessert, aber der letzte Kritikpunkt nie angegangen. Bis jetzt. Nach einem ersten Test, der offenbar sehr gut bei den Fahrgästen angekommen ist, werden aktuell alle LCD-Zugzielanzeiger schnell umgerüstet. Auch die Albernheit, dass die Gleisnummer über 15 Jahre lang unbedingt dynamisch innerhalb des Zugzielanzeigers angezeigt werden musste, obwohl diese sich doch eher selten ändert und nur Platz im Anzeiger wegnimmt, soll nun fallen. Doch dazu muss zunächst die feste Gleisnummer wieder auf festen Schildern zurückkehren, bevor sie den Platz in den dynamischen Anzeigern freigibt. Das sollte nun auch flächendeckend umgesetzt werden, denn diese Korrektur einer Fehlentscheidung vor anderthalb Jahrzehnten ist längst überfällig.

Mit der Aufnahme der Folgezüge in die Zugzielanzeiger setzt die Bahn endlich um, was sich beim ÖPNV längst bewährt hat. Die Anzeiger auf den Bahnhöfen der S-Bahn und BVG können seit (fast) Anfang an Folgezüge darstellen – wenn sie denn groß genug sind. Denn beide Unternehmen haben auch kleine Varianten verbaut, auf denen die mehrzeilige Darstellung bisher häufig ausgeschlossen wurde.

Bisher. Denn dass die kleinen DAISY-Anzeiger der BVG-U-Bahn etwas kleiner unter der Abfahrt auch Baumeldungen in einer zweiten Zeile anzeigen können, ist seit einiger Zeit bekannt. Nun wird auf vielen Bahnhöfen in dieser zweiten Zeile der Folgezug angezeigt, wenn keine Baumeldung vorliegt.

Auf jeden Fall ist diese Entwicklung zu begrüßen. Die Information, ob ein weiterer Zug in 2 Minuten oder erst in über 10 Minuten folgt, kann im Verspätungsfall viel (Zeit-) Druck von den wartenden Fahrgästen nehmen und dafür sorgen, dass ein verspäteter überfüllter Zug von einigen verschont wird, die lieber 2 Minuten auf einen Folgezug warten, anstatt sich auch noch reinzuquetschen und die Abfahrt weiter zu verzögern. Diese Fahrgastinformation bringt also ggf. sogar etwas Betriebsstabilität.

Über mehr als 15 Jahre verschwand der Folgezug aus den großen BVG-Anzeigern, sobald eine Laufschrift eingeblendet wurde. Dies wurde nun endlich korrigiert. Foto: Holger Mertens
Und auch die kleinen BVG-Anzeiger haben nun endlich den Folgezug spendiert bekommen. Foto: Holger Mertens

Die kleineren S-Bahn-Zugzielanzeiger beherrschen dies schon länger. Leider verschwindet dort der Folgezug kurz vor Einfahrt des aktuellen Zuges, so dass die Information über den etwas leereren unmittelbar folgenden Zug leider dann weg ist, wenn sie betrieblich am sinnvollsten wäre. Bleibt zu hoffen, dass man auch dafür eine Lösung findet, ohne dass die wichtigen Unterwegshalte dafür wegfallen müssen.

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die positive Entwicklung der Anpassung der Zugzielanzeiger sehr erfreulich ist. Im Falle der Anzeige der Folgezüge kann man sogar sagen, dass nun endlich eine jahrzehntealte IGEB-Forderung umgesetzt wird, nachdem genügend Zeit vergangen ist und man sie nicht mehr mit der IGEB in Verbindung bringt. Im Interesse der Fahrgäste bleibt zu hoffen, dass die positive Entwicklung weiterverfolgt wird und man stetig schaut, wie die Informationen noch verbessert werden können. Denn Luft nach oben ist immer. (hm)

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 5/2016 (November 2016), Seite 18-19