International
Es war eine echte Premiere: Am 29. September 2016 kamen der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments und der Ausschuss der Regionen (AdR) zum ersten Mal für eine gemeinsame Sitzung zusammen. Vertreten sind im AdR die Städte, Kreise und Regionen, um die Stimme der lokalen und regionalen Ebene beratend einzubringen.
9. Nov 2016
Und genau diese Einsichten sind unverzichtbar bei dem diskutierten Thema: dem Schließen der Lücken im grenzüberschreitenden Bahnverkehr. Denn auch nachdem die EU über Jahrzehnte Milliarden von Euro in die Infrastruktur investiert hat, gleicht das Bahnnetz in Teilen noch immer einem Flickenteppich, dessen Löcher ausgerechnet an
den Grenzen klaffen. Besonders abseits der Haupt- und Hochgeschwindigkeitsstrecken ist der grenzüberschreitende Verkehr heute schlechter als noch vor zwei Jahrzehnten.
Seit vielen Jahren weise ich mit dem Projekt „Die Lücke muss weg!“ darauf hin, dass hier mit vergleichsweise kleinen Summen ein großer europäischer Mehrwert geschaffen werden kann. Denn oft fehlen nur ein kurzer Streckenabschnitt oder die Absprache über Fahrpläne und Tickets. So hat es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 25 Jahre gedauert, die nur 660 Meter lange Lücke zwischen dem tschechischen Dolní Poustevna und dem deutschen Sebnitz zu schließen.
Lange Zeit wurde ich bei diesem Thema belächelt, doch nun hat sich das Blatt gewendet. Denn nicht nur zahlreiche Städte und Regionen sehen großes Potenzial in dem Projekt, wie bei der gemeinsamen Sitzung deutlich wurde. Auch die EU-Kommission denkt um und hat jetzt 110 Millionen Euro für kleine Lückenschlüsse bereitgestellt. Die entsprechende Ausschreibung läuft noch bis zum 7. Februar 2017 und findet hoffentlich regen Zuspruch
.Michael Cramer
Mitglied des Europäischen Parlaments – Die Grünen/EFA und
Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus
aus SIGNAL 5/2016 (November 2016), Seite 26