Regionalverkehr
Ein Jahr RE1-Einschränkungen –
eine Leidensgeschichte
Bauarbeiten an den Bahnstrecken müssen
sein. Und das führt unvermeidlich zu Einschränkungen
oder Ausfällen im Zugverkehr.
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
1. Jan 2017
Seit Jahren und noch für Jahre gibt es umfangreiche
Bauarbeiten zur Modernisierung
der Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt
(Oder). Betroffen sind vor allem die Fahrgäste
des RE 1, der im VBB-Gebiet am besten
genutzten Regionallinie.
Wenn Züge ausfallen, muss das Eisenbahnverkehrsunternehmen,
beim RE 1 ist
es DB Regio, die Züge durch Busse ersetzen.
Das ist der Schienenersatzverkehr, kurz SEV,
auch wenn die Bezeichnung offiziell nicht
mehr verwendet wird.
ANZEIGE
Für Fahrgäste, die die Stufen erklimmen können, ein hoher Reisekomfort im SEV-Reisebus, aber für Gehbehinderte eine Zumutung. Foto: IGEB
Der RE1 endet von Frankfurt (Oder) kommend in Erkner und fährt zurück nach Frankfurt. Normalerweise fahren die Züge auf Gleis 1 nach Frankfurt, bei Endstation in Erkner und Stundentakt aber richtigerweise von Gleis 2, damit ebenerdig zur S-Bahn umgestiegen werden kann. Doch warum wird am Gleis 2, wo die Züge ankommen und wieder abfahren, stets „Bitte nicht einsteigen“ angezeigt... Foto: IGEB
... und die Zielschilderung Frankfurt (Oder) erst nach Einfahrt des Zuges geschaltet. Schlimmer noch: Am Gleis 1 wird Frankfurt (Oder) als Ziel angezeigt. Erst wenn man diesen Bahnsteig nach vielen Treppenstufen erreicht hat, kann man die kleine Laufschrift erkennen, dass der Zug heute vom Gleis 2 abfährt – wo „Bitte nicht einsteigen“ steht. Verwirrender geht es nicht. Foto: IGEB
Ärgerlich ist auch, dass die Fahrgastinformation an den SEV-Bussen fast nie einheitlich und eindeutig ist. Die Krönung ist, wenn das Busunternehmen statt Fahrgastinformation Eigenwerbung betreibt. Foto: IGEB
Eine Zumutung sind auch die Schilder, auf denen nur angezeigt wird, dass dieser Bus im Schienenersatzverkehr zwischen Berlin Ostbahnhof und Frankfurt (Oder) fährt. Das führt dazu, dass die Fahrgäste an Bahnhöfen, wo die Busse in beiden Richtungen von derselben Haltestelle abfahren, z. B. in Fürstenwalde, stets den Fahrer fragen müssen, ob er nach Berlin oder Frankfurt (Oder) fährt. Foto: IGEB
Es geht doch! Das Ziel des Busses ist eindeutig und gut lesbar angezeigt – und der Gelenkbus kann bequem bestiegen werden und bietet neben vielen Sitzplätzen auch Raum für Kinderwagen und Rollstühle. Leider sind solche positiven Beispiele bisher die Ausnahme. Foto: IGEB
Beim RE 1 gibt es die Besonderheit, dass
der Ersatzverkehr zwischen Berlin Ostbahnhof
und Erkner auf der Schiene gefahren
werden kann, denn hier fährt parallel die
S-Bahn-Linie S 3 – wenn nicht zeitgleich
auch an dieser Strecke gebaut wird. Das war
2016 mehrfach der Fall.
Es geht hier nicht darum, die zwar nicht
durchgängigen, aber sehr häufigen Einschränkungen
beim RE 1 im zurückliegenden
Jahr datumsgenau und vollständig zu
dokumentieren, sondern auf einige der vielen
Mängel hinzuweisen, die die Fahrgäste
seit Jahren beklagen und die seit Jahren
nicht behoben werden – beim RE 1 ebenso
wie bei vielen anderen RE- und RB-Linien.
SEV statt Bahnverkehr ist eine Belastung
für die Fahrgäste und kostet Zeit. Das lässt
sich in der Regel nicht vermeiden. Aber
durch die hier mit Bildern gezeigten Mängel
ist der SEV eine viel größere Belastung, als
es sein müsste.
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
aus SIGNAL 6/2016 (Dezember 2016/Januar 2017), Seite 24