Stadtverkehr

Neuer Fahrplan, neue Haltestellennamen

Der Fahrplanwechsel im Dezember ist ein Ereignis, das jedes Jahr mit Spannung erwartet wird. Welche Linien werden geändert, wo fahren Busse und Bahnen häufiger oder gar nicht mehr? Was ändert sich im persönlichen Alltagstrott? Traditionell nutzen Verkehrsunternehmen die Chance auch, um Haltestellennamen zu ändern, meist mit dem Hintergedanken, eine bessere Orientierung zu ermöglichen, manchmal aber auch auf politischen Wunsch oder auf Anregung von Verbänden.


IGEB Stadtverkehr

1. Jan 2017

Anlässlich der 2017 stattfindenden Internationalen Gartenausstellung (IGA) in den Marzahner Gärten der Welt wurde der U-Bahnhof „Neue Grottkauer Straße“ in „Kienberg – Gärten der Welt“ umbenannt. Gleichzeitig gab es einen ganzen Schwall von Haltestellenumbenennungen, die alle auf die IGA hinweisen. Foto: Matthew Younce

Die Zwillings-Reduktion

Unter dem Titel „Achtung Zwillinge!” (SIGNAL 1/2016) wurde der Wunsch geäußert, alle jene Berliner Haltestellen umzubenennen, die sich nur durch das Präfix S oder U von gleichnamigen Haltestellen ohne Schnellbahnanschluss unterscheiden. Den Anfang hierzu hatte die BVG bereits zum letztjährigen Fahrplanwechsel im Dezember 2015 unter anderem mit der Haltestelle Berliner Straße in Berlin-Blankenfelde und der Augsburger Straße in Lichtenrade gemacht. Erhalten blieb dagegen beispielsweise die Scharnweberstraße in Friedrichshain mit dem gut 12 km nordwestlich liegenden Zwilling U Scharnweberstraße in Reinickendorf.

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Rund um das IGA-Gelände erhält gefühlt fast jede zweite Station den Namenszusatz „Gärten der Welt“, und auch die bisher namentlich gar nicht erwähnte landschaftliche Erhebung „Kienberg“ ist nun gleich mehrfach zu finden. Zusätzlich sorgt die ungünstige Wahl der Seilbahnstationsnamen für zusätzliche Verwirrung. Grafik: Holger Mertens

Hier lässt sich nun ein Erfolg melden, denn die Zahl der Zwillinge nahm zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 weiter ab. Die Straßenbahnhaltestelle Scharnweberstraße wurde um die Querstraße ergänzt und firmiert nun als „Scharnweberstraße/Weichselstraße“. Da der interne Name der Wendeschleife „Müggelstraße“ nicht zum Zug kam, bleibt zu hoffen, dass der neue Name nun konsequent in der Fahrgastinformation genutzt wird. Ähnlich ergeht es der Bushaltestelle Wutzkyallee, deren Name einfach um die Hauptstraße ergänzt wurde, durch die die Busse fahren. Sie heißt nun „Wutzkyallee/Fritz-Erler-Allee“.

Letzter Kandidat in dieser Umbenennungs-Runde ist die Samariterstraße in Friedrichshain, an deren nördlichem Ende die Straßenbahnlinie 21 und am 600 Meter entfernten südlichen Ende die U-Bahn-Linie U 5 samt zugehörigem Nachtbus N 5 halten. Die Straßenbahnhaltestelle trägt nun den Namen der nördlichen Verlängerung der Samariterstraße: „James-Hobrecht-Straße“.

Blick vom U-Bahnausgang „Kienberg“ zur neuen Seilbahnstation, die den Namen „Kienbergpark“ tragen wird. Foto: Matthew Younce
Für die Mittelstation der Seilbahn oben auf dem Kienberg ist der Name „Kienberg“ vergesehen – nicht zu verwechseln mit dem U-Bahnhof „Kienberg – Gärten der Welt“ oder der Bushaltestelle „U Kienberg“. Für die Seilbahnstation wäre der Name mit Zusatz „Kienberg – Wolkenhain“ sinnvoll, benannt nach der Aussichtsplattform auf dem Berggipfel. Foto: Florian Müller
Die 197er-Bushaltestelle am U-Bf. „Kienberg – Gärten der Welt“ heißt knapp nur „U Kienberg“, dafür heißt die folgende Haltestell anstatt „Hellersdorfer Eck“ nun „Hellersdorfer Str./Gärten der Welt“. Foto: Matthew Younce

Mit der Gehrenseestraße blieb noch ein Zwillingspaar erhalten. Es erfordert also weiterhin höchste Konzentration bei der Routenwahl und die Frage, ob die Reise an der Straßenbahnhaltestelle „Gehrenseestraße“ der Linien M 5 und M 17 oder an der 1,2 km entfernten S-Bahn-Station „S Gehrenseestraße“ der S 75 enden soll.

Die Gärten-Expansion

Ein weiterer Umbenennungskomplex betraf die bevorstehende Internationale Gartenausstellung (IGA), die 2017 in Marzahn stattfindet und nun bereits ihre Schatten voraus warf. Der U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße als gewünschtes Eingangstor zur IGA verliert seinen heruntergekommenen End-Achtziger-Charme und wird deutlich aufgefrischt (SIGNAL 3/2016). Neu ist auch der Name „U Kienberg (Gärten der Welt)“, den so allerdings nur der U-Bahnhof erhält. Bei der zugehörigen Bushaltestelle verzichtet die BVG dagegen auf den Zusatz und nennt sie nun schlicht „U Kienberg“, während die naheliegende Bergstation der Seilbahn „Kienbergpark“ heißen soll. Perfekt für Verwechslungen hört die Mittelstation, oben auf dem Kienberg, auf eben jenen Namen „Kienberg“. Für die Fahrplanauskunft ist das aber unerheblich, denn dort ist die Seilbahn (bisher) nicht vorgesehen.

Doch keine Angst, die expandierenden Gärten der Welt, die das Kernstück der IGA bilden, werden keinesfalls vernachlässigt. Vielmehr expandieren sie auch bei den Haltestellennamen mit. Gleich die nördliche Nachbarhaltestelle des U-Bahnhofs verlor ihren charmanten einprägsamen Namen „Hellersdorfer Eck“ und heißt nun simpel „Hellersdorfer Straße/Gärten der Welt“ – mit „Straße“ statt „Eck“.

Haltestellennamen im Umfeld des IGA-Geländes Quelle: BVG/Leitner

Auch die beiden bereits zuvor auf die Gärten der Welt verweisenden Haltestellen wurden umbenannt. Die kleine Kienbergstraße musste hierbei dem bekannteren Blumberger Damm weichen, so dass die Haltestelle am West-Zugang nun „Blumberger Damm/Gärten der Welt“ heißt und in der Nähe der Seilbahntalstation „Gärten der Welt“ liegt. Für den bisher nördlich liegenden Hauptzugang reichte „Gärten der Welt“ als Erkennungszeichen nicht mehr aus. Der Name wurde zur „Eisenacher Straße/Gärten der Welt“ ergänzt – natürlich nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Zwilling „U Eisenacher Straße“ in Schöneberg. Wer nun die Übersicht verloren hat, kann sie mit der nebenstehenden Tabelle sicherlich wiedererlangen. (ge)

IGEB Stadtverkehr

aus SIGNAL 6/2016 (Dezember 2016/Januar 2017), Seite 26-27