Stammbahn

Die Stammbahn für die ganze Region

Die Weiterentwicklung der Stadt-Umlandverkehre zwischen Berlin und Brandenburg auf der Schiene (S- und Regionalbahn) sind Gegenstand einer Untersuchung, die das Land Brandenburg 2016 beim VBB in Auftrag gegeben hat. Diese Verkehre wurden politisch bisher sehr stiefmütterlich behandelt, von Berliner wie von Brandenburger Seite. Trotzdem gewinnt der grenzüberschreitende SPNV immer mehr Fahrgäste und das System wird absehbar an seine Grenzen stoßen – und auf einigen Korridoren tut es das bereits – wenn keine Maßnahmen zur Ausweitung des Angebots ergriffen werden.


BI Stammbahn

5. Okt 2017

Das auch als „Korridoruntersuchung“ bekannte Gutachten hat alle Schienen-Korridore zwischen Berlin und Potsdam und alle tangentialen Korridore im direkten Berliner Umland betrachtet. Darunter befindet sich auch der Korridor der ehemaligen Stammbahn von Berlin über Zehlendorf nach Potsdam. Für diesen Korridor hat der VBB zwei Lösungsansätze mit mehreren Varianten untersucht:

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Vorzugsvariante S 15X des VBB für den Korridor Stammbahn. Zeichnungen: BI Stammbahn, Simon Heller
Gegenvorschlag der BI Stammbahn zur Vorzugsvariante des VBB Zeichnungen: BI Stammbahn, Simon Heller

Als Vorzugsvariante ermittelte die Untersuchung die S-Bahn-Variante S 15X (s. Abb. „Vorzugsvariante“). Diese Variante hat auch unter allen untersuchten Korridoren einen der besten Werte bezüglich des erwarteten Mehr-Verkehrs auf der Schiene. Dabei sind zwei Punkte positiv hervorzuheben: Erstens zeigt die Untersuchung, dass es grundsätzlich sinnvoll ist, im Stammbahnkorridor wieder durchgehende Züge zwischen Potsdam und Berlin anzubieten – und zwar auf der ursprünglichen, gradlinigen Trasse über Kleinmachnow. Zweitens werden drei Züge pro Stunde und Richtung auf der Stammbahn geplant, während in früheren Untersuchungen nur Varianten mit zwei Zügen in Betracht gezogen wurden.

Die BI Stammbahn begrüßt dieses Ergebnis. Wir sind jedoch überzeugt, dass die Wiederinbetriebnahme der Strecke als Regionalbahn sehr viel besser für die zukünftige Entwicklung der Region Berlin-Brandenburg ist.

Die unserer Einschätzung nach vielversprechendste Variante wurde allerdings gar nicht untersucht: Eine mit dem Zugangebot der Variante S 15X, aber technisch als Regionalbahn ausgeführt (siehe Abb. „Gegenvorschlag“).

Diese Variante hätte gegenüber der S-Bahn-Lösung entscheidende Vorteile:

Der kürzlich veröffentlichte Plan des VBB zur Ausweitung des Angebots auf dem RE 1 zeigt das ganze Dilemma: Einerseits stößt das Angebot schon heute an seine Kapazitätsgrenze, andererseits wird auch im Jahr 2022 in der Spitzenstunde kein einziger zusätzlicher Zug zwischen Potsdam und Berlin verkehren. Die zusätzlichen Züge des RE 1 müssen durch Streichung von durchgehenden Zügen zwischen Golm und Berlin erkauft werden.

Um die Lebensqualität in der Region aufrecht zu erhalten, ist es aber unausweichlich, Pendlerströme von der Straße auf die Schiene zu verlagern – seien es Berufspendler oder Freizeitpendler, sei es von Brandenburg nach Berlin oder umgekehrt. Dies wird nur mit mehr Kapazität im Schienennetz und mit Angeboten einer ganz neuen Qualität möglich sein: mit der Geschwindigkeit der Regionalbahn, dem Takt der S-Bahn und ohne neue Umsteigezwänge an den S-Bahn-Endhaltestellen. Die BI Stammbahn fordert deswegen die Länder Berlin und Brandenburg auf, endlich eine gemeinsame Konzeption für den Schienenverkehr der Region von morgen vorzulegen und unverzüglich mit der Planung für die Stammbahn zu beginnen. (Simon Heller)

BI Stammbahn

aus SIGNAL 4/2017 (Oktober 2017), Seite 22-23