Verlustanzeige

Die BVG hat eine tragende Säule ihrer Fahrgastinformation entsorgt: den „navi“

Jahrelang war das der Kundenzeitschrift „BVG Plus“ beiliegende Navi-Heft ein guter und wichtiger Informationskanal für die Fahrgäste in Berlin. Auf gutem Papier in Farbe gedruckt übertraf es sogar die Bau-Info in der „Punkt3“ der DB. Zu fast allen größeren Baustellen wurden (meist) aussagefähige Skizzen gedruckt, und oft war auch schon eine Vorschau für den Folgemonat enthalten. Zwar musste der Berliner Fahrgastverband immer mal wieder auf Fehler in den Texten und Bildern hinweisen, sowohl in direkten Gesprächen als auch bei besonders krassen Fällen in der Zeitschrift SIGNAL, aber insgesamt konnte man mit diesen Informationen und ihrer Aufbereitung zufrieden sein. Zumal das Heft im Laufe der Jahre auch weiterentwickelt wurde: Die grafische Terminübersicht im Inhaltsverzeichnis sowie der Blick über den Tellerrand auf die großen Baustellen der S-Bahn sind hier hervorzuheben.


IGEB Stadtverkehr

4. Nov 2018

Von ehemals bis zu 48 Seiten noch im Mai 2018 ist der „NAVI“ auf inzwischen maximal 8 Seiten ganz am Ende der Bla-Bla-Postille „BVG-Plus“ eingedampft worden. Ausführliche Sonderflyer gibt es nur noch von Verteil-Teams. Um einen zu ergattern, muss der interessierte Fahrgast aber zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Nicht einmal zum Download auf der Navi-Website werden sie angeboten. Foto: IGEB

Doch Im Sommer 2018 wurde der BVG das Extra-Heft offensichtlich zu teuer. Deshalb wurden seit dem „BVG Plus” 6/2018 lediglich wenige Seiten im Plus-Hauptheft als „NAVI” gekennzeichnet, und in den Folgemonaten schrumpfte der Umfang nochmals.

Als erstes fielen die Lageplanskizzen dem Sparwahn zum Opfer. Dabei weiß doch jedes Kind: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und weil es eben nur um das schnöde Geld geht, wurden auch nicht die „tausend Worte“ als Ersatz für die entfallenden Abbildungen gedruckt, sondern die Informationen entfielen ersatzlos.

Als nächstes mussten die kleineren Baustellen dran glauben – dabei finden gerade diese oft auf Linien statt, die nur alle

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20 Minuten verkehren. Dementsprechend ärgerlich ist es für die eiligen Kunden, wenn sie sich nicht im Voraus informieren können.

Eine exemplarische Doppelseite aus dem neuen, eingedampften NAVI Oktober 2018. Nur dürre Informationsbruchstücke sind übriggeblieben, immerhin eine Skizze. bvg.de
Bisher gab es nicht nur ein Deckblatt, sondern auch eine Kalender-Übersicht aller anstehenden Baumeldungen und eine Vorschau auf den nächsten Monat. Und genügend Grafiken für mehr Übersichtlichkeit. Alles vorbei. Quelle: Navi-PDF auf BVG.de

Schließlich verschwanden auch aus den Texten zu den großen Betriebseinschränkungen wichtige Informationen. Zum Beispiel für den Tag der deutschen Einheit 2018, für den nur noch eine einfache Aufzählung der vielen betroffenen Linien gedruckt wurde – mit fragwürdigen Uhrzeiten und ohne Angabe der Umleitungsstrecken.

Fazit: Ob nun als Einleger, geklebt oder geheftet, direkt im redaktionellen Teil von BVG-Plus oder gar als Einzelheft: das ist eigentlich egal. Nicht egal sind allerdings die Vollständigkeit und die Darstellung der Informationen. Grafiken sind unverzichtbar zur Informationsvermittlung. Baustellen zu verschweigen, ist ein Unding!

Es ist an der Zeit, dass die BVG bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit wieder zuerst das macht, wozu sie verpflichtet ist – und das sind keinesfalls seitenlange Buchbesprechungen, Interviews mit Schauspielern oder Veranstaltungstipps, sondern das sind Fahrgastinformationen! Bitte erst die Pflicht, dann die Kür, liebe BVG!

IGEB Stadtverkehr

aus SIGNAL 4/2018 (November 2018), Seite 20-21