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„Unsere Preise schonen ihren Geldbeutel“. Ein schöner Werbespruch der Bahn (rechts auf der Lok) – das Statistische Bundesamt errechnete für den öffentlichen Personennahverkehr und für die DB im Vergleich zum Hauptwettbewerber Auto deutlich höhere Preissteigerungen im Zeitraum 2000 bis 2008. Foto: Christian Schultz |
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Für die 2. Klasse
nennt die DB einen Durchschnittswert
von 3,9 %, doch teilweise liegen die Fahrpreissteigerungen
deutlich höher. So beträgt
in der Relation Frankfurt am Main—
München der ICE-Fahrpreis für die einfache
Fahrt in der 2. Klasse derzeit 85 Euro
(Normalpreis) und künftig 89 Euro – eine
Steigerung um 4,7 %. Bereits im Dezember
2007 war in dieser Relation der Fahrpreis
ebenfalls überdurchschnittlich um 4,9 %
angehoben worden.
Darüber hinaus werden die Länder-Tickets
um 1 Euro und das Schöne-Wochenende-Ticket
ebenfalls überdurchschnittlich um 2 Euro
(+5,7 % !) verteuert. Die BahnCard-Preise werden
um durchschnittlich 3,6 % angehoben.
So kostet beispielsweise die BahnCard 25 für
die zweite Klasse dann 57 statt 55 Euro, vor
der Erhöhung im Dezember 2007 waren es
noch 53 Euro. Für die BahnCard 50 sind ab Dezember
2008 für die zweite Klasse 225 Euro
fällig – bisher 220 Euro und bis Dezember
2007 noch 212 Euro. Sitzplatzreservierungen
bleiben dagegen preisstabil.
Zugleich erfolgen auch einige wenige
Angebotsverbesserungen. So wird zum
Beispiel das bislang bis Ende 2008 befristete
„Dauer-Spezial“ für die
2. Klasse preislich
unverändert (ab 29 Euro) und in gleicher
Kontingentgröße bis zum 31.12.2009 verlängert.
Außerdem gibt es dieses Angebot –
wie von DBV und IGEB angeregt – jetzt auch
für Reisen in der 1. Klasse (ab 49 Euro).
Bereits zum 1. Oktober 2008 wurde das
Angebot „Europa-Spezial“ auf die Länder
Luxemburg, Kroatien, Slowenien, Tschechien
und Ungarn ausgeweitet. Dadurch
sind im Verkehr mit diesen Ländern jedoch
die Angebote „Sparpreis 25/50“ sowie das
Internetangebot „Surf&Rail International“
entfallen.
Das für alle BahnCard-Besitzer mit einer
Fernverkehrsfahrkarte attraktive Ergänzungsangebot
„City-Ticket“, das die
kostenlose Anschlussnutzung mit dem öffentlichen
Nahverkehr am Zielort ermöglicht,
soll auf bis zu 116 Städte ausgeweitet
werden. Nur Berlin-Besucher müssen offiziell
noch immer einen neuen Nahverkehrsfahrschein
lösen, wenn Sie in die Berliner
Tarifzone B fahren – ein absurder Zustand
angesichts des geringen „Streitwertes“.
Bisher gilt das City-Ticket Berlin nur in der
Innenstadtzone A.
Bedienzuschlag für personalbedienten
Verkauf zurückgezogen
Absurd waren auch die Pläne der DB AG, einen
Bedienzuschlag von 2,50 Euro für den
personalbedienten Verkauf einzuführen. Die
Einführung einer derartigen Gebühr wäre für
ein dienstleistungs- bzw. serviceorientiertes
Unternehmen eine äußerst fragwürdige
Maßnahme gewesen. Gerade die Gruppe
der Gelegenheitsfahrer, viele Senioren oder
gar Neukunden sind angesichts des komplexen
Tarifgefüges auf Beratung angewiesen
bzw. mit der Bedienung der Fahrkarten-
Automaten vielfach überfordert.
Unverständlich war beim Bedienzuschlag
auch das völlig unprofessionelle Vorgehen
der Deutschen Bahn: Erst wurde ein Bedien
zuschlag angekündigt, wenige Tage später
wurde dann ein Teilzugeständnis gemacht,
indem der Bedienzuschlag für ältere und behinderte
Kunden zurückgezogen wurde, und
schließlich nahm man nach einem knappen
halben Monat und deutlichen Worten aus
der Bundesregierung von diesem Vorhaben
komplett Abstand. Damit wurde auch die angekündigte
„Senioren-BahnCard“ zurückgezogen.
Was zurückbleibt, ist ein erheblicher
und peinlicher Imageschaden mit unzähligen
Negativ-Schlagzeilen in den Medien.
Teuerung bei der Bahn größer
als beim Auto
Bereits zum 1. Januar 2007 und zum 9. Dezember
2007 waren die Fahrpreise spürbar
um durchschnittlich 5,6 % bzw. 2,9 % angehoben
worden. Bei Fortsetzung dieser
Preispolitik besteht eine erhebliche Gefahr,
dass Fahrgäste sich künftig verstärkt für
andere Verkehrsträger entscheiden. Die
Chance, angesichts der Verteuerung von
Auto und Flugzeug deutlich mehr Kunden
zu gewinnen, macht die Deutsche Bahn
auf diese Weise wieder zunichte. Wie das
Statistische Bundesamt mitteilte, stiegen
die Verbraucherpreise für den Kauf und die
Unterhaltung eines Kraftfahrzeugs im Zeitraum
August 2000 bis August 2008 zwar
überdurchschnittlich (im Vergleich zur gesamten
Preisentwicklung) um 25,2 %, aber
mit einer Steigerung um 36,3 % war die Teuerungsrate
beim öffentlichen Personennahverkehr
noch deutlich höher. Und auch bei
den Bahntickets waren die Preissteigerungen
mit 27,0 % höher als beim Auto – eine
alarmierende Bilanz!
So wird das verkehrspolitische Ziel gefährdet,
mehr Verkehr auf die Schiene zu
bringen. Gerade Neukunden sorgen aber
für Mehreinnahmen, moderate Fahrpreiserhöhungen
sollten deshalb möglich sein.
Unverständlich und ärgerlich ist auch die
standardmäßige Begründung „gestiegene
Energie- und Personalkosten“. Zum einen
werden hierbei Mehreinnahmen durch
Mehrverkehr ausgeblendet, zum anderen
Kosteneinsparungen durch Effizienzsteigerungen,
weshalb die DB AG allein für das
erste Halbjahr 2008 einen neuen Rekordgewinn
von über 1 Milliarde Euro bilanzieren
konnte. Es gibt also nur eine Begründung
für die zum wiederholten Mal über der allgemeinen
Teuerungsrate liegenden Fahrpreisanhebungen:
Bilanzverschönerung für den
Börsengang. Deutscher Bahnkunden-Verband
Berliner Fahrgastverband IGEB
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