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VBB-Tariferhöhung ab 1.1.1996: Arbeitslosenkarten im Osten 25% teurer!

Die aktuelle Tariferhöhung im Nahverkehr in und um Berlin dürfte in den meisten Fällen weit höher zu Buche schlagen als mit der angekündigten Rate von etwa 7 Prozent. Der Berliner Fahrgastverband vermutet einen heimlichen Preisauftrieb von durchschnittlich eher zehn Prozent.

Die Vermutung, daß die ÖPNV-Preise gravierender steigen, als zuvor angekündigt, nährt sich aus zweierlei Gesichtspunkten:

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Tariferhöhungen bei VBB-Zeitkarten Grafik: GVE

Erstens: Nur etwa zwanzig bis dreißig Prozent der Fahrgäste sind mit Einzelfahrausweisen oder Sammelkarten unterwegs, die nur geringfügig teurer geworden sind. Indessen müssen nahezu alle Zeitkarten-Benutzergruppen zwischen Strausberg und Potsdam zweistellige Preissteigerungsraten im Nahverkehr hinnehmen.

Zweitens: Zwar gibt es viele Senioren in und um Berlin, und bei den Seniorenkarten sind die Preise entweder stabil geblieben oder nur in der angekündigten Größenordnung gestiegen. Doch ist auch davon auszugehen, daß viele Senioren spätestens seit dem 1. Januar 1996 gar nicht mehr zum Erwerb einer Seniorenkarte berechtigt sind. Nur Rentner und Pensionsempfänger, die bei Arzneimitteln von der Zuzahlung befreit sind, haben im VBB- Tarifbereich ein Anrecht auf eine Seniorenkarte, Viele Rentner besorgten sich deshalb bei Bekanntgabe der vorletzten Tariferhöhung im Dezember 1994 noch fix die Seniorenkarten für das Jahr 1995, müssen aber nun ab 1996 die Preise für Umwelkarten zum Regeltarif bezahlen. Somit dürften trotz relativ stabiler Preise bei den Seniorenkarten ganz erhebliche Preissteigerungen für Senioren die Folge sein!

Aber auch Schüler und Auszubildende müssen für Ihre Monatskarten mehr bezahlen, Preissteigerungen zwischen 15 Prozent und 21 Prozent dürften im gewichteten Durchschnitt dieser Benutzergruppe „nur" etwa 16 Prozent mehr als bisher ausmachen. Und schlimm trifft es auch die Inhaber von Sozial- und Arbeitslosenkarten. Fast alle dürfen hier für Bahn und Bus ab sofort ,mehr als zwanzig Prozent draufzahlen, mit Ausnahme der Arbeitslosen im Westen, die mit gerade mal vier Prozent mehr als im Vorjahr deutlich besser als andere „wegkommen“.

Dafür trifft es Arbeitslose im Osten am heftigsten: Hier kommt eine Arbeitslosenkarte jetzt um 25 Prozent teurer zu stehen, wodurch der ÖPNV-Preisanstieg dann hier etwa achtmal so hoch ist, wie die allgemeine Teuerungsrate.

IGEB

aus SIGNAL 9-10/1995 (Januar 1996), Seite 5

 

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