Bauen

Geht der Abriß weiter?


IGEB

1. Aug 1989

Blick von der Lützenstraße auf das ehemalige Pumpenhaus. Jahrzehntelanger Verfall hat seine Spuren hinterlassen. Foto: U. Dittfurt
Ausschnitt aus dem Gleisplanbuch des Rba 4 : Nordkopf des Bf. Halensee mit Pumpenhaus und Wasserturm.
An städtebaulich hervorragender Stelle: Das Gebäude steht nur wenige 100 Meter vom Kurfürstendamm entfernt.

Erneut ist ein Gebäude der Berliner Eisenbahngeschichte vom Abriß bedroht. Wie zu erfahren war, plant die Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens (VdeR) den Abriß des ehemaligen Pumpwerkes nahe dem S-Bahnhof Halensee.

Bei diesem Gebäude handelt es sich um ein Pumphaus, zu dem auch ein Wasserturm gehörte, das die umliegenden Bahnanlagen im Bereich Charlottenburg/Halensee mit dem notwendigen Kesselwasser für die Dampflokomotiven versorgte. Der Bau, wahrscheinlich in den 80er oder 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts im historistischen Stil mit Klinkergliederungen und Putzfeldern entstanden, befindet sich nach jahrzehntelangem Verfall in einem beklagenswerten Zustand. Dies dürfte auch der Grund für den geplanten Abriß sein (Verkehrssicherungspflicht).

Aus Sicht der IGEB wird hier aber unnötig rasch gehandelt. Schließlich war der jetzige Zustand über Jahre hinnehmbar. Vor einem Abriß sollte zuerst geprüft werden, ob die Bausubstanz nicht erhalten werden kann und ein denkrnalpflegerisches Interesse besteht. Schließlich handelt es sich um eines der letzten Bahngebäude aus dem 19. Jahrhundert in diesem Gebiet. Vorstellbar wäre unter anderem eine Integration in das im Flächennutzungsplan vorgesehene Grünkonzept, das eine Öffnung der Kleingärten und eine Durchwegung der umfangreichen Bahnanlagen im Bereich des S-Bahnhofes Westkreuz für die Offentlichkeit vorsieht.

Am Beispiel des Pumphauses ist erneut das offenbar mangelnde Interesse an der historischen Substanz der Bahn in Berlin zu belegen. Zwar wurden viele S-Bahnhöfe seit der Übernahme durch die BVG aufwendig saniert, insbesondere die Bahnanlagen der Fernbahn, doch weniger publikumswirksam, historisch aber nicht minder wichtige Bahnbauten, bleiben weiterhin unbeachtet. Vorgeschoben wird hier vor allem des Rechtsstatus der Bahn. Die IGEB fordert deshalb nochmals eine systematische Katalogisierung und Bewertung aller Gebäude auf Bahngelände, gleichgültig, ob sie unter der Verwaltung der BVG, der VdeR oder der DR stehen. Nötig sind Verhandlungen mit der DR und Vereinbarungen zur Finanzierung einer Erhaltung der nicht mehr dem Betrieb dienenden, aber dennoch zu erhaltenden Bauten (vgl. SIGNAL 6/89 , IGEB-Gesprächskatalog an Momper und Honecker). Die bauliche Auslöschung der Bahngeschichte Berlins muß endlich gestoppt werden.

IGEB

aus SIGNAL 7/1989 (August 1989), Seite 14