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Entwicklungspotenzial. Der Bahnhof der auf der Grenze zum Nordkosovo liegenden Stadt Kosovska Mitrovica. |
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Das DBV/DRE-Team bei Kosovo Railways. Von links: Georg Radke (Geschäftsführer DRE), Wolfgang Klapdor (DBV-Vize-Präsident), Xhevat Ramosaj (Managing Director Kosovo Railways), Joachim Bergerhoff (UN-Habitat Kosovo), Besim Asllani (Comercial Director Kosovo Railways). Foto: Jochen Reitstätter |
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Auf Wunsch der UNO-Organisation UN-Habitat
im Kosovo nahm eine Delegation des
Deutschen Bahnkunden-Verbands (DBV)
unter Leitung des Vizepräsidenten Wolfgang
Klapdor im September an einem Symposium
zur Erörterung von Entwicklungsmöglichkeiten
für die Eisenbahn im einst zu
Jugoslawien gehörenden Kosovo teil. Dabei
diskutierten DBV und DRE, vertreten durch
Geschäftsführer Georg Radke und Marketingchef
Jochen Reitstätter, mit Vertretern
des dortigen Verkehrsministeriums, der Universität,
UN-Habitat und weiteren Institutionen
über Verkehrssysteme, insbesondere
die Eisenbahn und deren Auswirkungen
auf die regionale Entwicklung des Balkanstaates.
Mit rund 400 Kilometern Schieneninfrastruktur verfügt der Kosovo über zentrale Eisenbahnlinien in die Fläche sowie eine Hauptachse vom Süden aus Richtung der mazedonischen Hauptstadt Skopje über die Kosovo-Hauptstadt Pristina in den von Kosovo-Serben verwalteten Nordkosovo und weiter nach Serbien. Die größte Schwierigkeit für die Entwicklung des Bahnverkehrs ist der teilweise schlechte Zustand des Netzes, welches nach Ende des Kosovo-Krieges 1999 erst einmal von Minen geräumt werden musste. Außerdem musste das staatseigene Eisenbahnunternehmen Kosovo Railways beim Fuhrpark bei Null anfangen, weil der Fahrzeugbestand 1995 komplett nach Serbien überführt worden war.
Die Kosovo Railways verfügen jedoch trotz dieser schwierigen Anfangsbedingungen über große Entwicklungsmöglichkeiten, denn nach Ertüchtigung der Strecken verfügt das Land über ein flächendeckendes Eisenbahnnetz mit relativ vielen noch bestehenden Anschlussgleisen zu Industriebetrieben. Die Unternehmen sind auch gewillt, die Eisenbahn in ihre Logistikkonzepte einzubinden. Voraussetzung ist jedoch häufig, dass sie selbst erst einmal investieren können, um eine wirtschaftliche Produktion
aufzulegen.
Zusätzlich besteht für den Kosovo immer noch das Problem der faktischen Teilung. Im Nordkosovo liegt die Verwaltung in der Hand der Kosovo-Serben, die die Unabhängigkeitserklärung der Republik Kosovo nicht akzeptieren und unter starkem Einfluss Serbiens stehen. Eines jedoch ist bereits gegeben: ein verlässliches Sicherheitssystem aus kosovarischen Sicherheitskräften und KFOR-Militäreinheiten – eine wichtige und nicht selbstverständliche Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung.
Wichtig ist auch die Akzeptanz der Eisenbahn
bei der Regierung in Pristina. Dennoch
wurden 2007 nur 2,5 Millionen Euro in die
Bahn im Vergleich zu 150 Millionen Euro für
die Straße investiert. Doch es besteht die
Hoffnung, über UN-Habitat an Fördertöpfe
der Europäischen Union zu gelangen, um
die Finanzausstattung konkreter Projekte
zu verbessern.
Beim Gespräch mit der Geschäftsführung
der Kosovo Railways zeigte sich, dass die Erfahrungen
von DBV und DRE bei der Entwicklung
von Eisenbahnstrecken und -verkehr
vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit
eröffnen. Deshalb wurde vereinbart,
ein konkretes Angebot für die technische
Überprüfung von insgesamt 275 Kilometern
Streckennetz im Kosovo zu unterbreiten und
weitere Gespräche zu führen. DBV Bundesverband
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