Beantwortung der Kleinen Anfrage des
Abgeordneten Michael Cramer (AL)
über den “BVG-Silvesterverkehr 1989“:
1. Warum wurden in dem BVG-Informationsblatt für die Fahrgäste nur
die Abfahrtszeiten und Takte der Busse, nicht
aber die von S- und U-Bahn abgedruckt?
Im "BVG aktuell", Ausgabe Dezember
1989, wurde auf den Weihnachts- und
Silvesterverkehr der U- und S-Bahn
hingewiesen. Der Redaktionsschluß
dieser Fahrgastinformation war bereits
Ende November, so daß genauere Angaben nicht möglich waren.
Kurzfristig erschienen Sonderinformationen für
Fahrgäste.
2. Welcher Fahrplan auf der S-Bahn-Linie 3 war in der Nacht zum
1.1.1990 geplant, und welcher wurde tatsächlich gefahren?
In der Nacht vom 31. Dezember 1989
zum 1. Januar 1990 war auf der S-Bahn-Linie 3 folgender Fahrplan
vorgesehen: 30-Minuten-Zugfolge zwischen
Wannsee und Friedrichstraße und Verdichtung zwischen
Charlottenburg und
Friedrichstraße auf 15-Minuten-Zugfolge. Über diese Maßnahmen hinaus
wurde dem Bedarf entsprechend wegen
der Veranstaltung am Brandenburger
Tor der Streckenteil Charlottenburg -
Friedrichstraße von 23.00 bis 3.00 Uhr
auf 7 1/2-Minuten-Zugfolge weiter verdichtet. Diese 7 1/2-Minuten-Zugfolge
ist die höchstmögliche Zugfolge, da auf
Friedrichstraße nur ein Kehrgleis zur
Verfügung steht. Alle Züge wurden als
Vollzüge (8 Wagen) gefahren. Das
Fahrplanangebot stellte also eine
durchaus realistische Planung aufgrund
der zur Verfügung stehenden personellen Möglichkeiten
dar und wurde operativ bis zu den betrieblich möglichen
Grenzen ausgebaut, als der Bedarf eintrat.
3. Warum wurde angesichts des zu erwartenden Andrangs insbesondere zum
Brandenburger Tor nicht von Anfang an
eine dichtere Zugfolge angeboten?
Das Angebot der Vorjahre zum Jahreswechsel, U-Bahn mit
15-Minuten-Zugfolge und S-Bahn mit 30-Minuten-Zugfolge,
entsprach dem Bedarf. Die Belastungen in der Silvesternacht 1989/1990
wurden nicht durch die Besucherregelung ausgelöst, sondern durch
die Veranstaltung am Brandenburger Tor. Die
BVG hat dem Fahrgastandrang, wie
bereits gesagt, im Rahmen der derzeit
vorhandenen technischen und betrieblichen Möglichkeiten Rechnung
getragen. Die Arbeit der BVG wurde noch
dadurch erschwert, daß im Nord-Süd-Tunnel - bedingt durch
übermütige
Ausschreitungen - der S-Bahn-Verkehr
zeitweilig eingestellt werden mußte.
4. Wird der Senat dafür sorgen, daß zum
Jahreswechsel 1990/1991 auf allen S-Bahn-Linien eine ebenso
dichte Mindest-Zugfolge wie im U-Bahn-Netz angeboten
wird und daß die Fahrgäste in den BVG-Informationen neben den
Busfahrplänen
auch die für S- und U-Bahn finden?
Aus heutiger Sicht ist eine Änderung
der Fahrplantakte in der Neujahrsnacht
nicht erforderlich, da die angebotenen
Takte im Schnellbahnbereich sowohl
nachfragegerecht als auch ausreichend
attraktiv sind. Im übrigen ist darauf hinzuweisen,
daß die BVG ihre Angebote
bei besonderen Anlässen immer in geeigneter Form bekanntmacht.
(LPD vom 19.3.1990)
Warum bringt die IGEB heute diese alte
Anfrage, werden Sie sich fragen. Der
Grund ist einfach: Der nächste Jahreswechsel steht bevor.
Und der Silvesterverkehr der BVG ist seit Jahren ein Ärgernis
für die Fahrgäste. Schon mehrfach hatte
die IGEB das Fahrplanangebot und die
völlig unzureichende Fahrgastinformation der BVG über die
nächtlichen Fahrpläne kritisiert, zuletzt in
SIGNAL 10/89 . Geändert wurde nichts,
und wenn
man die Antwort von Senator Wagner
vom Frühjahr 1990 liest, dann scheint
die BVG auch keinerlei Notwendigkeit
für Verbesserungen zu sehen. Doch wenn
man genauer hinschaut, dann ist aus der
Antwort zu Frage 2 zu erkennen, daß die
personellen Möglichkeiten der BVG der
eigentliche Maßstab für die Definition
des Bedarfes an Zügen waren. Das erklärt zumindest,
warum die BVG z.B. auf
den U-Bahn-Linien 3 und 4 einen Bedarf
für einen I5-Minuten-, auf der Wannseebahn aber
nur für einen 30-Minuten-Takt
sah. Doch diese Erklärung ist keine Entschuldigung
für die Silvester-Fahrplangestaltung der BVG, denn sie zeigt eine
nicht am Fahrgastbedarf, sondern am
Betrieb orientierte Definition des Begrifes Bedarf.
Deshalb fordert die IGEB zum wiederholten Male,
zum Jahreswechsel vor allem das Angebot auf den S-Bahn-Linien
zu verbessern und auch auf den wichtigsten U-Bahn-Abschnitten
dem Fahrgastbedarf entsprechend, also öfter als alle
15 Minuten, zu fahren. Außerdem muß
endlich die Fahrfastinformation verbessert werden.
Es ist überhaupt kein Grund
erkennbar, warum die Busfahrpläne
rechtzeitig zum Redaktionsschluß der
BVG-Fahrgastinformation vorlagen,
nicht aber die von S- und U-Bahn. Und
für alle zusammen müßte doch endlich
einmal eine für “normale” Fahrgäste lesbare Darstellung
möglich sein.
Senator für Verkehr
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