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“Berlin im Takt“ hatte die IGEB den zweiten
Teil ihres "Konzepts über Maßnahmen
zur Verbesserung des Eisenbahn-Reiseverkehrs
mit Berlin (West)” überschrieben.
Veröffentlicht wurden die IGEB-Vorschläge Ende
1987, realisiert werden sollen sie
1991 - zumindest die wesentlichsten Vorschläge
und nun natürlich mit den nach der
Vereinigung beider deutscher Staaten gebotenen Korrekturen.
Damals schrieb die IGEB, daß das Angebot
sich aus dem bereits seit 1962 geltenden
Fahrplan entwickelt habe, eine grundlegende Neuordnung
aber nie stattfand, “so daß
Bahn nach Berlin heute noch nach den
Bedürfnissen der Menschen der frühen
sechziger Jahre fährt". Als Reaktion auf
diese Kritik gab es in der Folgezeit zumindest
einige Verbesserungen. So wurde ein
weiterer Zug von Berlin nach Bayern eingeführt,
allerdings über eine andere Strecke
und zur anderen Zeitlage als in "Berlin im
Takt" gefordert. Nach und nach wurden
sämtliche Tageszüge mit einer halbwegs akzeptablen
Versorgung eingerichtet, auch
wenn die DB teilweise nur umgebaute Gesellschaftswagen
statt richtiger Speisewagen
stellen konnte. 1990 wurde dann erstmals
ein angenäherter Taktfahrplan mit InterRegio-Zügen
der DB gefahren, allerdings nur
auf der von der DB schon immer präfrierten Strecke nach Hannover.
Aber im kommenden Fahrplan, der ab 2.
Juni 1991 gelten wird, bleibt fast nichts
mehr beim alten. Es wird zahlreiche neue
Züge geben, und auch anhand der Zugnummern wird man das
neue Angebot kaum
noch mit dem bisherigen vergleichen können - alles wird neu
geordnet. Flaggschiff
des zukünftigen Berlin-Verkehrs werden natürlich die
beiden IC-Linien, die jeweils
(fast) im Zwei-Stunden-Takt fahren sollen.
Aber auch in die anderen Richtungen gibt
es zahlreiche Verbesserungen im Zugangebot,
teilweise durch Verlängerung ehemaliger DDR-Binnenverkehrszüge
in den Bereich der DB. Was im einzelnen geplant ist,
das wollen wir Ihnen, den SIGNAL-Lesern,
nun nachfolgend schon einmal vorstellen,
möchten Sie aber darauf hinweisen, daß der
IGEB bisher nur die Entwürfe des neuen
Fahrplans bekannt sind und sich durchaus
noch Änderungen ergeben können!
Neu ist das Angebot von insgesamt drei
Zugpaaren über Schwerin nach Lübeck, von
denen zwei sogar bis bzw. ab Kiel fahren.
Diese Züge fahren alle ab Berlin-Lichtenberg über
den nördlichen Außenring, werden allerdings wegen
durchgehender Diesel-Traktion in Nauen nicht mehr umgespannt,
wie dies bisher bei den Schweriner Zügen
üblich war. Für viele Reisende wird in dem
nur bis und ab Lübeck verkehrenden Zugpaar
ein “Sitzwagen mit Kioskabteil" neu
sein, im Eisenbahnerjargon wegen des (hoffentlich nur bisher)
schlechten Angebots
auch “Diätabteil" genannt. Die anderen
beiden Zugpaare werden zwischen Berlin
und Lübeck einen Mitropa-Speisewagen
führen.
In der Hamburg-Relelation werden die Karten neu gemischt.
Zukünftig wird es nur
noch zwei Schnellzugpaare nach Hamburg
geben, und zwar um 8.53 und 14.55 Uhr ab
Berlin Hbf und um 7.58 und 17.13 Uhr ab
Hamburg-Altona, beide mit Kieler Kurswagen und
Mitropa-Speißewagen. Sonntags
fahren zusätzliche Schnellzüge um 13.32 ab
Berlin Hbf und 19.58 Uhr ab Hamburg-Altona.
Alle Schnellzüge halten zusätzlich zu
den bisherigen Stationen auch in Ludwigslust, Neustadt (Dosse)
und Nauen. Dadurch
verlängert sich die Fahrzeit geringfügig.
Schneller kommt man mit einem der vier
InterCity-Zugpaare voran, die alle von Berlin-Spandau bis
Hamburg Hbf nicht halten
werden. IC “Emil Nolde“ wird bis nach Westerland (Sylt)
weitergeführt, mit Kurswagen nach Dagebüll (Richtung Föhr - Amrum).
Dieser IC soll DSG-Halbspeisewagen
führen, die übrigen Hamburg-ICs “Max
Liebermann", “Karl Friedrich Schinkel"
und “Theodor Fontane” Mitropa-Speisewagen.
Die ICs fahren um 5.46, 8.08, 12.31 und
8.21 ab Berlin Hbf, zurück geht's ab Hamburg-Altona
um 6.08, 1033 (Hbf), 13.41 und
18.58 Uhr.
Neu sind zwei Schnellzugpaare Berlin -
Schiphol (bei Amsterdam), die bereits ab
Hoofddorp zurückfahren, beide mit Mitropa-Speisewagen.
Sie fahren ab Berlin Hbf
über die Stadtbahn und halten bis Hannover dann in Berlin-Spandau,
Rathenow,
Stendal, Gardelegen, Oebisfelde, Wolfsburg
und Hannover Hbf. Neu ist auch ein Eilzugpaar
in dieser Richtung, das über die Stadtbahn und Potsdam Stadt,
Stendal bis Hannover und zurück verkehrt.
Magdeburg wird man (mit schnellfahrenden
Zügen nur noch über die Stadtbahn erreichen. Die Schnellzüge
werden ab Magedebur weiter nach Halberstadt fahren, die
beiden IC-Linien ab Magdeburg nach
Braunschweig. Ab Braunschweig wird die
eine IC-Linie nach Hildesheim - Kassel -
Fulda - Frankfurt - Karlsruhe weitergeführt
(Abfahrten in Berlin Hbf um 5.26 , 7.18,
9.18, 11.18 - mit Weiterführung nach Zürich, 15.18 und 17.18 Uhr)
und die andere
IC-Linie nach Hannover - Köln - Mannheim
- Basel (Abfahrten um 5.36 6.41 8.41
10.41 12.41, 14.41 und 16.41 Uhr ab Berlin
Hbf, teilweise mit Weiterführung in die
Schweiz nach Genf und zurück ab Interlaken).
Als Versorgung sind durchweg DSG-Vollspeisewagen
geplant, auf der Frankfurt-Karlsruhe-Route sogar der
Einsatz des modernen “BordRestaurants”. Die beiden
Nachtschnellzüge Ost-West-Expreß und
D244/245 bleiben weitgehend unverändert;
der Ost-West-Expreß wird aber das ganze
Jahr bis Paris fahren, im Sommerabschnitt
jedoch zwischen Braunschweig und Hagen
nur mit Betriebshalten. Neu eingeführt wird
ein weiteres (sommerliches) Schnellzugpaar
nach Paris, das gleichzeitig als günstige Tagesrandverbindung
abends nach Hannover
genutzt werden kann (Berlin Hbf ab 18.54
Hannover Hbf an 23.30 Uhr), leider Jedoch
wie gesagt nur im Sommerabschnitt und
ohne Versorgung, vom Schlaf und Liegewagenschaffner
einmal abgesehen. In der
Richtung Hannover - Berlin wird es fruh
morgens um 5.36 Uhr ab Hannover einen
auch für Geschaftsreisende interessanten IC
"Mark Brandenburg" nach Berlin geben
(Zoo an 9.39 Uhr Hhf an 10.27 Uhr).
Die IGEB hat in Gesprächen mit Vertretern
der Deutschen Reichsbahn ihre Kritik
am unzureichenden und im Winter ganz
fehlenden Angebot abends zurück nach
Hannover geäußert. IGEB und DR sind
übereingekommen, im Sommeerabschnitt die
Reisenden nach Hannover im Pariser
Nachtschnellzug zu zählen und für den Winterabschnitt
die erforderlichen Maßnahmen
zur Schaffung einer attraktiven Abendverbindung
nach Hannover zu schaffen. Ebenfalls auf Kritik
stieß bei der IGEB der für
einen Zwei-Stunden-Takt fehlende IC um
13.18 Uhr ab Berlin Hbf über Frankfurt
nach Karlsruhe, zumal der Mittags-Schnellzug Berlin - Frankfurt
über Erfurt wegfallen
wird, wie auch der fehlende Gegenzug.
Nach Frankfurt wird man künftig durch Benutzung
der DB-Neubaustrecke über
Braunschweig - Hildesheim und zwei Stunden
schneller sein als über die herkömmliche Strecke
über Erfurt. Aus diesem Grund
wurde auch schon im IGEB-Konzept “Berlin im Takt" eine
Führung der Frankfurter
Züge über Braunschweig vorgeschlagen.
Der Halt der InterCitys in Berlin-Wannsee,
der nach den Plänen der Bahn wegfallen
wird, soll nach Meinung der IGEB zumindest
bis zur Verlängerung der elektrischen
S-Bahn von Wannsee bis Potsdam Stadt bestehen bleiben.
Neu wird auch die tägliche Durchbindung
des D655 mit dem D1056 sein, der dann
Berlin-Lichtenberg - Halle - Kassel fahren
wird, leider ganz ohne Versorgung. Zurück
ergibt sich leider nur eine Umsteigeverbindung.
Eingeschränkt wird das Angebot ab Berlin
in Richtun Frankfurt über Halle - Erfurt,
Der D354/355 fällt weg. Die übrigen drei
Zugpaare bleiben bestehen, werden jedoch
ab Berlin-Lichtenberg verkehren und auch
auf weiteren Bahnhöfen in den Ländern
Brandenburgs Sachsen-Anhalt und Thüringen halten.
Der D350/351 wird leider statt
des bisherigen DSG-"Servicewagens" nur
noch oben schon angesprochenes “Diätabteil“ führen,
während das Angebot an
Schlaf- und Liegewagen ausgeweitet wird.
Der DSG-Schlafwagen im D358/359 wird
künftig bis und ab Basel statt Frankfurt/M
fahren, die Liegewagen in diesem Zug werden
von der DSG übernommen. Im neuen
D354/355, dem bisherigen Nachtschnellzug
Berlin-Schöneweide - Frankfurt/M und zurück
bleibt alles beim alten, lediglich die
Abfahrt soll evtl, nach Lichtenberg verlegt
werden.
Auch über Halle und Nürnberg nach München
wird das Angebot neu geordnet. Künftig
werden sämtliche Züge ab Berlin Hbf
über die Stadtbahn fahren. Da die DR-Binnenverkehrszüge
Berlin - Saalfeld und zurück durch Nürnberger Züge
ersetzt werden, kommen dementsprechende Halte bei
diesen Zügen dazu. Die Fahrzeit bleibt dennoch
in etwa gleich. Südlich von Nürnberg
werden die Züge in verschiedene Richtungen geschickt.
Der Zug 5.12 Uhr ab Berlin
Hbf wird über Augsburg - München mit
Mitropa-Speisewagen nach Garmisch-Partenkirchen
fahren, Auch vor drei Jahren
hatte die IGEB bereits einen Schnellzug
Berlin - Garmisch-Partenkirchen vorgeschlagen,
allerdings nachts. Der Zug 9.03
Uhr ab Berlin Hbf wird über Ingolstadt
nach München fahren, aber nur eine Minibar führen,
falls der IGEB-"Protest" bei der
DR nicht noch Erfolg haben sollte. Um
13.42 Uhr geht's über Augsburg nach München
(mit Mitropa-Speisewagen) und um
20.50 Uhr ab Berlin Hbf fährt der Münchener
Nachtzug ab, in dem nun auch der Liegewagen
von der Mitropa übernommen
wird. Diese Züge führen keine Kurswagen
mehr, Neu ist ein eigener Nacht-Schnellzug
Berlin - Stuttgart, der Berlin Hbf um 19.14
verläßt und dessen Schlafwagen von der
Mitropa und Liegewagen von der DSG bewirtschaftet
werden, dieser Zug wird an
Sommer-Wochenenden bis nach Konstanz
verlängert und erhält damit Kurswagen ab
Radolfzell nach Lindau (Bodensee).
Neu geordnet und erweitert wird auch das
Zugangebot über die ostbayerische Strecke
über Hof - Regensburg. Die Züge fahren
künftig ab Berlin-Lichtenberg über Leipzig
Hbf. Der mit Mitropa-Speisewagen ausgerüstete D2003/2002
wird ab Lichtenberg
um 6.00 Uhr über München nach Oberstdorf fahren,
der Gegenzug um 22.01 in
Lichtenberg eintreffen. Der mit Mitropa-Minibar
ausgestattete D2007/2006 verläßt
den Bahnhof Lichtenberg um 11.47 Uhr
und erreicht München um 21.22 Uhr (Gegenrichtung: München 8.37 Uhr,
Berlin-Lichtenberg 17.50), Auch für diesen Zug
hat sich die IGEB bei der DR um den Einsatz
einer angemessenen Versorgung bemüht, das Ergebnis
steht aber noch nicht
fest. Von der IGEB vor drei Jahren bereits
vorgeschlagen wurde ein Nachtschnellzug
über Regensburg nach München mit Kurswagen
nach Österreich über Passau. Dieser
Zug wird vom kommenden Jahr an Wirklichkeit,
und zwar um 19.47 Uhr ab Berlin-Lichtenberg, 6.00 Uhr München
an bzw.
8.30 Uhr Wien West (Rückfahrt um 20.00
Uhr ab Wien, 23.08 Uhr ab München, 8.44
Uhr Berlin-Lichtenberg an). Schlaf- und
Liegewagen nach München und Wien werden von
der Mitropa bewirtschaftet. Die
Kurswagen in den Bayerischen Wald entfallen leider
mit dem kommenden Fahrplanwechsel. Mit diesen Kurswagen wird neben
dem schon last traditionellen “Vindobona"
als Tagewerbindung und dem neuen Nacht-"Sanssouci"
Berlin - Prag - Wien eine dritte
Verbindung Berlin - Wien entstehen.
Auch wenn noch Änderungen dieses Fahrplans
während der weiteren Bearbeitung
durch DR und DB möglich sind, auch wenn
noch der eine oder andere Kritikpunkt ausgeräumt
werden muß, so kann doch eine
insgesamt positive Bilanz zum kommenden
Fahrplan gezogen werden. In zahlreichen
Relationen wird das Zugangebot erweitert
und neu geordnet und dadurch für die Reisenden
übersichtlicher. Nicht zuletzt ist das
dem eingangs erwähnten IGEB-Konzept
“Berlin im Takt" zu verdanken, das im Juni
1991 in seinen wesentlichsten Punkten
Wirklichkeit wird.
Aber nicht nur beim Verkehr in die zehn alten
Bundesländer wird es Verbesserungen
geben. Auch beim Verkehr z.B. nach Dresden oder
Chemnitz gibt es erste Entwürfe
für Taktfahrpläne. Mehr darüber in einer
der nächsten SIGNAL-Ausgaben, weil diese
Fahrpläne noch in Bearbeitung sind. IGEB
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