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Der diesjährige Bus Sprechtag fand schon
traditionellerweise auf dem Betriebshof
Müllerstraße statt. Den Fragen der zahlreich
anwesenden Fahrgästen stellte sich BVG-Bus-Direktor
Lawerenz und Herr Graetz mit
großer Kompetenz. Als Besonderheit wurde
den Anwesenden die Möglichkeit angeboten,
selber unter fachkundiger Begleitung
der dort ansässigen BVG-Fahrschule mit einem
BVG-Linienbus eine Runde über das
Betriebshofgelände zu drehen, was vielen
einen völlig neuen Eindruck des Busfahrens
ermöglichte.
Schon in seinen einleitenden Worten
machte Herr Lawerenz auf eine handfestes
Problem aufmerksam. Die BVG hatte zur
dringend nötigen Erneuerung bzw. Ergänzung
ihres durch Rostfraß angefallenen
Fuhrparks 15-Meter (LN)- und 9-Meter Eindecker-Neufahrzeuge
(MN), sowie gebrauchte
12-Meter (EN)- und 18-Meter-Gelenkbussen
(GN) europaweit nach EU-Recht
zum Kauf ausgeschrieben. Auf Grund eines
Formfehlers im Angebot eines Anbieters
wurde jedoch die gesamte Ausschreibung
zurückgenommen, da ansonsten für die
BVG ein unkalkulierbares Klagerisiko mit
aufschiebender Wirkung entstanden wäre.
Aus diesem Grund dürfen die Berliner Fahrgäste
wohl noch sehr lange mit überfüllten
Standard Eindeckern auf eigentlich für Doppeldecker
vorgesehenen Linien vorlieb nehmen,
da für die fällige Neuausschreibung
wiederum die entsprechenden Ausschreibungsfristen
gewahrt werden müssen. Herr
Lawerenz selbst beklagte diese sehr nachteilige
Situation, der die BVG als Anstalt öffentlichen
Rechts, anders als die private
Konkurrenz, zwingend verpflichtet ist.
Väterchen Rost nagt
an BVG-Doppeldecker
Damit war bereits ein von mehreren Fahrgästen
beklagtes Thema erreicht, der falsche
Buseinsatz. Der Rost nagt insbesondere an
Doppeldeckern der Serie D, von denen zur
Zeit 84 Fahrzeuge abgestellt sind und auf
Reparaturaufnahme in die Hauptwerkstatt
Uferstraße warten; dort kann man jedoch
höchstens zehn Busse pro Monat aufarbeiten.
Weiterhin müssen 60 bis 70 Busse für
ständig auftretenden Schienenersatzverkehr
vorgehalten werden. Der Busfriedhof
Indira-Gandhi-Straße wird wohl längere Zeit
bestehen bleiben.
Die ehemals aus 18 % des Bestandes bestehende
Betriebsreserve ist aus Kostengründen
nunmehr auf 6 % gesenkt worden.
Fazit: Um den Betrieb überhaupt abwickeln
zu können, muß auf alles zurückgegriffen
werden was fährt und Bus genannt
wird, in der Mehrzahl also auf Standard-Eindecker
und auch auf nicht behindertengerechte
E2H aus der ersten Hälfte der achtziger
Jahre. Der Kauf von gebrauchten Bussen,
zum Beispiel aus Dresden und Lübeck,
hilft, um etwas aus dem Gröbsten heraus
zu kommen. Da aber als generelle Betriebsreserve
ausschließlich Standard-Busse fungieren,
wird es auch weiterhin so sein, daß
statt des Doppeldeckers ein überfüllter
Standard-Bus fährt.
Doppeldecker
unter „Artenschutz"?
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Warten auf bessere Tage! Abgestellter Doppeldecker auf dem BVG-Gelände am Weißenseer Weg. Foto: Alexander Frenzel, September 2001 |
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Angesprochen auf seine bereits im vorjährigen
Bus-Sprechtag abgegebene Ankündigung
über den Kauf einer neuen Generation
von Doppeldeckern, bestätigte Hr. Lawrenz
dieses zwar, wies aber auch deutlich
auf die ungünstige Kostensituation von
Doppeldeckern im Vergleich zu Eindeckern
hin. Beim Doppeldecker liegt der Kaufpreis
etwa um 300.000 DM pro Stück und der Instandhaltungsaufwand
fast um ein Drittel
höher als beim Standard-Eindecker, die Beförderungskapazität
liegt aber nur bei ca.
30 Fahrgästen mehr. Zu bedenken ist allerdings,
daß der Zahlenvergleich die unakzeptable
Stehplatzbeförderung im Standard
Eindecker außer acht läßt, ein wesentliches
Plus für den an Sitzplätzen relativ reich ausgestatteten
Doppeldecker. Um einen Neubau-Doppeldecker
noch besser an verschiedene
Linienbedürfnisse anpassen zu können,
ist in dem angedachten 13,7 Meter langen,
dreiachsigen für 120 bis 130 Fahrgäste
ausgelegten Fahrzeug an eine variable Innenausstattung
gedacht, alles aber nur,
wenn man sich denn dieses Fahrzeug finanziell
überhaupt noch leisten kann. Insofern
ist die Befürchtung, der Berliner Doppeldecker
könnte langfristig aussterben, leider
nicht völlig aus dem Raum genommen worden.
Schlechte Luft in neuen Bussen
Neben akutem Busmangel wurden auch
nicht funktionierende Klimaanlagen in neuen
Bussen reklamiert. Besonders ärgerlich
ist nämlich, daß es bei diesen Fahrzeugen so
gut wie keine öffnungsfähigen Fenster
mehr gibt und eine Fahrt bei Sommerhitze
mit ausgefallener Klimaanlage sehr schweißtreibend
ist. Auch die BVG zeigte sich über
den Ausfall der noch recht neuen Geräte
verärgert. Immerhin ist inzwischen der Fehler
gefunden worden und wird sukzessive
durch den Hersteller behoben. Bis dahin
sollte bei Bedarf der Fahrer veranlaßt werden,
die sich im hinteren Wagenteil befindlichen
Klappfenster zu entriegeln, so daß es
neben den automatisch öffnenden Dachluken
weitere Belüftungsmöglichkeiten gibt.
Zu hoffen bleibt, daß dieser es dann auch
tut.
Dauerthema RBL
Dazu wurde lediglich auf die sich langsam
verbessernde Qualität des Systems hingewiesen,
ohne die in verändernder Form auftretenden
Schwachstellen generell zu leugnen.
Tatsache bleibt aber auf jeden Fall, daß
die geplante Umrüstung aller Fahrzeuge auf
digitale RBL-Technik bis zum Ende dieses
Jahres nicht zu realisieren ist. Damit wird es
weiterhin unterschiedliche Funksysteme in
den Bussen geben und damit auch
weiterhin Schwachstellen in der Koordination
des laufenden Betriebes (zum
Beispiel Anschlußsicherung), wenngleich,
wie auch bereits im Vorjahr,
versichert wurde, daß dadurch dem
Fahrgast keine Nachteile entstehen.
Beschwerden von Fahrgästen wurden
aber auch hier sofort vorgetragen. So
verweigerte ein Busfahrer zum Beispiel
die Bitte eines Fahrgastes um
Kontaktaufnahme mit einem Kollegen
einer anderen Linie zwecks eines gesicherten
Anschlusses mit den Worten,
daß dies nicht ginge, weil der Bus zu
einem anderen Betriebshof gehöre.
Wir erfuhren nun zwar von den Herren
Lawerenz und Graetz, daß dieses
nicht stimme, weil es durchaus einen
Nahbereichsruf gäbe der jederzeit aktivierbar
sei. Aber entweder der betreffende
Fahrer wußte dieses nicht
(Ausbildungsmangel), wollte es nicht
(keine Lust) oder konnte dieses wirklich
nicht, weil der andere Bus mit
analoger Funktechnik fuhr (doch RBL-Umstellungsmangel!?).
Dem betreffenden
Fahrgast war, egal aus welchem
Grund, in jedem Fall nicht geholfen.
Kein Durchblick im Bus
Weiterhin wurde auch dieses Jahr wieder zu
recht von vielen Anwesenden die immer
stärkere Sichtbehinderung durch Ganzfahrzeug-Werbung
beklagt. Trotz grundsätzlichem
Verständnis für diese Klagen ist das
Geld der Werbeeinnahmen für die BVG ein
so wichtiger Bestandteil der Einnahmekonzeption,
daß von Herrn Lawerenz keine
Änderung der bisherigen Haltung angekündigt
wurde. Auf die Einnahme von bis zu
60.000 DM pro Jahr für eine Ganzfahrzeug-Werbung,
auf zum Beispiel den Linien 100
und 200, kann und will die BVG nicht verzichten.
Allenfalls punktuelle Zugeständnisse
für einen besseren Ausblick der Fahrgäste
wurden in Aussicht gestellt. Das kann nach
unserer Auffassung nicht das letzte Wort
sein, zumal der Fahrgast auch noch die
Selbstdarstellung der Fahrzeugindustrie ertragen
muß. Bei neuen Bussen der Firma
MAN blickt der Fahrgast statt nach vorne
auf die Straße in weiße Punkte und in das
sich ständig wiederholende MAN-Symbol,
womit die Innentrennscheiben zwischen
Tür und Fahrgastsitzen verziert sind. Ein
Schildbürgerstreich, den sich nur Werbemanager
ausdenken können, die selbst niemals
als Fahrgast mit ihren eigenen Produkten
unterwegs sind. Der BVG kann hier zwar
nicht die Schuld gegeben werden, da es sich
um Serienfahrzeuge handelt, die ausnahmslos
in dieser Ausstattung geliefert
werden. Dennoch sollte die in diesem Falle
als Kunde auftretende BVG gegenüber dem
Hersteller MAN auf Abänderung drängen,
was Herr Lawerenz auch anzugehen versprach.
Bus-Beschleunigung
im Schneckentempo?
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Foto: Alexander Frenzel, September 2000 |
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Nachfragen gab es auch zum Stand der
bereits länger angekündigten Bus-Beschleunigung
durch Eingriffsmöglichkeiten in Ampelphasenumläufe.
Auf der Linie 101 soll
„eventuell" im November eine solche Eingriffsmöglichkeit
an ausgewählten Ampelanlagen
in Betrieb gehen. Man rechnet zunächst
jedoch nicht mit wesentlichen Fahrzeiteinsparungen,
sondern lediglich mit einer
Stabilisierung des Fahrtablaufes. Das
Programm soll weiterverfolgt und im Anschluß
auf die Linien X69, 194 und 227 ausgedehnt
werden.
Anregungen aus dem Publikum ...
... für eine Anschlußsicherung auch an
Sonntagen im Tagesverkehr wurden positiv
aufgenommen, aber vom technischen Einsatzvermögen
des RBL abhängig gemacht.
Die Kritik an lange Zeit nicht ausgewechselten
Linienplänen in Wartehallen (sollte innerhalb
von zwei Wochen nach Fahrplanwechsel
geschehen) und die Klagen über
verpaßte Bus Anschlüsse bei hintereinander
an Haltestellen stehenden Bussen (die Fahrer
sollten eigentlich einen Anschluß gewährleisten)
wurden mit den Worten der
Prüfung und Besserung entgegengenommen.
Abgeschlossen wurde die Veranstaltung
mit einer Präsentation eines Kundendienstseminars
für das Fahrpersonal. Ein
speziell entwickeltes Berliner Modell wertet
Fahrgastbefragungen aus und läßt die Ergebnisse
in das Schulungsprogramm einfließen,
nach dem Motto: „Was erwartet der
Fahrgast vom Busfahrer?". Das erarbeitete
Modell der BVG hat sich bewährt und wird
von anderen ÖPNV-Betrieben übernommen.
Diesbezüglich positiv konnte der Veranstaltungsmoderator,
Herr Wieseke von
der IGEB, die Fahrgastsprechstunde schließen,
waren doch diesmal Klagen über rüdes
und grob falsches Verhalten von Busfahrern
fast ausgeblieben. IGEB,
Abteilung Stadtverkehr
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